Lech-Zürs Tourismus droht in Wintersaison Führungslosigkeit

Vorarlberg / 15.11.2024 • 15:30 Uhr
Lech-Zürs Tourismus droht in Wintersaison Führungslosigkeit

Finanzielle Schieflage, Rechnungshofprüfung und Turbulenzen in der Führungsetage: Laut VN-Informationen wird Direktor Fercher schon in wenigen Wochen seinen Sessel räumen.

Lech Noch ist es im Tourismusort Lech ruhig. Gäste zählt man zu dieser Jahreszeit nur wenige. Hinter den Kulissen geht es allerdings seit Wochen rund. Eine E-Mail hatte Anfang Oktober wie eine Bombe eingeschlagen. Der interimistische Vorsitzende des Tourismusbeirats, Johannes Pfefferkorn, informierte Betriebe im Ort über den vorzeitigen Abgang von Tourismusdirektor Hermann Fercher, streute ihm Rosen und kündigte eine geordnete Übergabe seiner Agenden an. Dazu dürfte es allerdings nicht kommen. Wie die VN aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben, soll der Chef des Tourismusamts schon in wenigen Wochen seinen Sessel räumen. Das Ausscheiden des leitenden Mitarbeiters droht für die Gemeinde, eine kostspielige Angelegenheit zu werden. Für Lech-Zürs Tourismus wiederum droht eine Führungslosigkeit mitten in der wichtigen Wintersaison.

Gemeindezentrum/Lechwelten Fotos innen, Baufortschritt, Johannes Pfefferkorn, Hermann Fercher
Der scheidende Tourismusdirektor Hermann Fercher (li.) und Johannes Pfefferkorn, interimistischer Vorsitzender des Tourismusbeirtats im Vorjahr in den Lechwelten. VN/Paulitsch

Es gelte, eine Führungspersönlichkeit zu finden, die die großartige Arbeit Ferchers fortsetzt, hieß es in der E-Mail vor wenigen Wochen. Schon damals gingen die Erzählungen über das vorzeitige Ende der Ära Fercher erheblich auseinander. Offenkundig war eine große Unzufriedenheit nicht weniger Betriebe im Nobelort, weshalb das Dienstverhältnis des Tourismusdirektors auch vorzeitig aufgelöst werden sollte. Geeinigt hatte man sich nach Beratungen schließlich auf eine einvernehmliche Lösung, was nicht überall gut ankam. Oppositionsvertreter hätten sich einen anderen Ausgang gewünscht. Sie machten sich für eine Kündigung stark.

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Tatsächlich scheint im größten Tourismusbüro des Landes schon länger nicht mehr alles eitel Wonne zu sein. Die Gesellschaft ist mit einem Minus von 2,3 Millionen Euro in tiefrote Zahlen gerutscht. Für die Finanzen von Lech-Zürs Tourismus interessiert sich mittlerweile auch der Landesrechnungshof, der Ende Sommer eine Prüfung eingeleitet hat. Fercher selbst argumentierte im Oktober gegenüber den VN mit der Corona-Pandemie, die ausschließlich für die finanzielle Misere verantwortlich sei. Die Pandemie ist längst Geschichte, schlechte Zahlen sind allerdings geblieben. Auch im Geschäftsjahr 2023/2024 wird mit einem kräftigen Abgang gerechnet. Inflationen und Teuerung beim Personal sollen als belastende Faktoren dafür verantwortlich sein.

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Die Opposition in Lech kritisiert Tourismusdirektor Fercher auch, weil die Vermarktung des neuen Veranstaltungssaals in den Lechwelten nicht erfolgt sei. VN/Steurer

Belastend für die Finanzen der Lech-Zürs Tourismus GmbH könnte nun auch das Ausscheiden ihres langjährigen Direktors werden. Mit einer Vertragsverlängerung vor einigen Jahren, noch in der Bürgermeister-Ära Ludwig Muxel, erhielt Fercher einen höchst privilegierten Dienstvertrag mit langen Kündigungsfristen und hohen Abfertigungszahlungen. Insider beziffern die Kosten jetzt mit 400.000 Euro, was die ohnedies angespannte finanzielle Lage von Tourismusbüro und Gemeinde weiter zuspitzt.

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Lech-Zürs Tourismus droht Mitten in der Wintersaison ohne Tourismusdirektor dazustehen. VN/Steurer

Bis zu seinem Ausscheiden im Herbst 2025 sollte Fercher für einen geordneten Übergang an der Spitze der Lech Zürs Tourismus GmbH zur Verfügung stehen. Das wurde so Anfang Oktober in der Gemeinde öffentlichkeitswirksam kommuniziert. Danach schaut es jetzt allerdings nicht mehr aus. Fercher soll laut VN-Informationen Ende Jänner vom Dienst frei gestellt werden. Ob bis dahin ein Nachfolger gefunden ist? Unwahrscheinlich. Bisher jedenfalls hat noch nicht einmal eine konkrete Suche begonnen, die Ausschreibung der Stelle steht demnach noch aus.

Die VN haben den scheidenden Tourismusdirektor schriftlich um eine Stellungnahme gebeten, die allerdings aufgrund eines Kuraufenthalts ausblieb.