Klima, Wirtschaft und die Konjunktur

„Das Thema Klima ist durch. Das Momentum ist verloren. Das Unwissen ist zu stark; und die Unwissenheit zu meinungsstark.“ Das ist die für mich ernüchternde Analyse, die Sebastian Seiffert nach einem relativ dünn besuchten Vortrag zur Klimakrise am ersten Dezember auf Bluesky schreibt.
Und Reinhard Steurer schreibt auch dort am 14. November: „Nach den jüngsten Wahlergebnissen möchte ich derzeit keine Interviews zu Klima-Tagespolitik mehr geben, ob national oder international. Die politische Realität ist nämlich auf allen Ebenen so absurd weit von physischen Notwendigkeiten entfernt und der Abstand wird mit jeder Wahl größer, sodass ich mich damit gar nicht mehr im Detail beschäftige.“
Von der 29. Klimakonferenz COP in Baku hört man auch nur schlechte Nachrichten, was die Verhandlungen zum Klimaabkommen betrifft. Sie ist schlussendlich ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen.
Apropos schlechte Nachrichten: „Die Wirtschaft“ lief auch schon besser. Gerade letzte Woche etwa musste KTM Insolvenz anmelden.
Und das alles, während gerade Koalitionsverhandlungen im Bund laufen. Für eine Dreierkoalition. Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Und dazu noch schreibt Bundeskanzler Karl Nehammer am 29. November auf X: „Es braucht eine Ausgabenbremse, keine neuen Steuern.“
Dabei machen die jüngsten Katastrophenereignisse deutlich, dass Klimaschutz und Klimawandelanpassung (z.b. Hochwasserschutz und Renaturierung) dringlicher sind denn je. So schreibt das Climate Change Centre Austria (CCCA) am 19. September:
„Um in Zukunft besser mit Extremwetterereignissen umzugehen, sind gezielte Maßnahmen zur Anpassung an die veränderten Klimabedingungen unverzichtbar.“
Und Matthias Ratheiser, mein Co-Geschäftsführer bei Weatherpark, sagt anlässlich seiner Aufnahme in die 2024 Time 100 Climate Liste im renommierten Nachrichtenmagazin Time: „Als Realist glaube ich nicht, dass wir als Weltgemeinschaft im nächsten Jahr oder in naher Zukunft in der Lage sein werden, die CO2-Emissionen wirksam zu reduzieren. Daher sind die wichtigsten Maßnahmen im nächsten und in den kommenden Jahren diejenigen, die uns helfen, uns an die negativen Folgen des Klimawandels anzupassen.“
Diese beiden letzten Aussagen sind geradezu wie geschaffen für die aktuellen Regierungsverhandlungen. Ein Konjunkturpaket ist sowieso nötig, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Am besten also gleich eines, das nachhaltige Strukturen und vor allem die Anpassung an das veränderte Klima fördert. Heißen könnte es: „Österreich wird klimafit“.
Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.