“Es können nicht im stillen Kämmerlein einfach Verbote beschlossen werden”

Vorarlberg / 26.12.2024 • 10:00 Uhr
"Es können nicht im stillen Kämmerlein einfach Verbote beschlossen werden"
Die neue Stimme für den Tierschutz im Land: Ruth Sonnweber. VN/Paulitsch, Canva (4)

Vorarlbergs neue Tierschutzombudsfrau Ruth Sonnweber über Lücken im Tierschutzgesetz, die emotionale Wolfs-Debatte und den Wert von Fleisch.

Bregenz Sie forschte unter anderem in Gibraltar, Schottland und Sambia. Seit Oktober ist Ruth Sonnweber (44) neue Tierschutzombudsfrau in Vorarlberg. Hier sieht sie sich als Vermittlerin zwischen den Bedürfnissen der Tiere, den Tierhalterinnen und Tierhaltern und der Politik.

Wie tierfreundlich haben Sie Vorarlberg bis dato kennen gelernt?

Ruth Sonnweber Bisher habe ich einen durchaus positiven Eindruck gewonnen. Ich habe zwei Hunde und da kommt man beispielsweise auch schnell in Kontakt mit anderen Hundebesitzern. Die Menschen achten auf ihre Tiere und kennen sich mehrheitlich gut aus.

"Es können nicht im stillen Kämmerlein einfach Verbote beschlossen werden"
Die 44-Jährige ist seit 1. Oktober 2024 neue Tierschutzombudsfrau für Vorarlberg. VN/Paulitsch

Zur Person

Ruth Sonnweber

Alter 44

Wohnort Bregenz

Werdegang Studium der Biologie im Studienzweig Zoologie, von 2011 bis 2015 in Wien Doktoratsstudium in Kognitionsbiologie, Studienassistentin, PostDoc und Projektleiterin an der Universität Wien, Forschungsaufenthalte u. a. in Gibraltar, Schottland und Sambia, beteiligt an mehreren internationalen Forschungsprojekten, Lehrtätigkeiten

Hobbys Aufenthalte in der Natur, Lesen

Mit welchen Themen bzw. Fragen sind Sie in Ihrer neuen Funktion bisher hauptsächlich konfrontiert gewesen?

Sonnweber Häufig geht es um das Thema Qualzuchten, da dieses ja gesetzlich neu reguliert wird. Des Weiteren um Meldungen, bei denen Menschen Bedenken über Haltungsbedingungen äußern. Auch der Wolf war schon Thema.

Gibt es eine Tierart, die Ihnen momentan besonders Sorge bereitet?

Sonnweber Früher oder später wird sich Österreich mit dem Wolf beschäftigen müssen und auch wieder mit dem Umgang mit invasiven Arten wie den Schmuckschildkröten. Hinsichtlich des Themas Qualzucht muss jetzt Aufklärungsarbeit betrieben werden.

"Es können nicht im stillen Kämmerlein einfach Verbote beschlossen werden"
Geht es um Qualtierzucht, rückt schnell einmal die Rasse Mops ins Visier. Symbolbild/Apa

Das österreichische Tierschutzgesetz gibt es jetzt seit 20 Jahren. Wo sehen Sie die größten Meilensteine?

Sonnweber Ein essenzieller Punkt ist, dass die Tiere im Tierschutzgesetz als fühlende Wesen betrachtet werden. Das Gesetz ist grundsätzlich gut und ausführlich. Aber es gibt Lücken, die zu schließen sind.

Wo gibt es Ihrer Meinung nach Nachschärfungsbedarf?

Sonnweber Aus Sicht der Verhaltensbiologin ist beispielsweise Einzelhaltung ein großes Thema. Ein Verbot ist nur für wenige Tiere explizit geregelt. Jedes Tier, das in Gruppen lebt, sollte auch in der Obhut des Menschen nicht allein gehalten werden. Auch das Tierversuchsgesetz sollte klarer geregelt werden.

Diskussionen gibt es auch immer wieder im Hinblick auf landwirtschaftliche Themen. Wie sieht es da aus?

Sonnweber Bei allen Themen, die landwirtschaftliche Nutztiere betreffen, ist es wichtig, bei Diskussionen und Überlegungen über den Tellerrand hinauszuschauen. Es können nicht im stillen Kämmerlein einfach Verbote beschlossen werden. Denn hierbei geht es um Tiere, bäuerliche Existenzen, Handel und Wirtschaft genauso wie um die Konsumenten. Es braucht ein Umdenken, was Fleisch wert ist, und es gilt zu bedenken, dass Tierleid in den seltensten Fällen aus Boshaftigkeit resultiert. Oft geht es um Überforderung und fehlende Informationen.

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Wo liegen Ihre Schwerpunkte für die nächste Zeit?

Sonnweber Grundsätzlich geht es mir darum, präventiven Tierschutz zu betreiben. Dazu gehört unter anderem das Bereitstellen von Informationen. Des Weiteren ist es mir ein Anliegen, Diskussionen auf eine objektive und faktenbasierte Ebene zu heben. Es bringt nichts, wenn bei schwierigen Themen Ideologie und Emotion ins Spiel kommen.

Hochemotional wird ja zum Beispiel immer wieder auch der Wolf diskutiert …

Sonnweber Wir wissen bereits sehr viel über Wölfe und es ist wichtig, dass dieses Thema auf einer breiten Ebene diskutiert wird. Aus Tierschutzsicht geht es etwa darum, sowohl das Wohl des Wolfes als auch der Nutztiere im Blick zu haben. Und will der Konsument Bio-Fleisch von Schafen oder Kühen, die auf einer Weide in einer Region mit Wölfen leben, dann wird dieses auch was kosten müssen.

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Was kann jeder Einzelne tun, um den Tierschutz generell zu verbessern?

Sonnweber Als Tierhalter ist es wichtig, sich generell gut über artgerechte Haltung zu informieren. Tiere sind auch kein Weihnachtsgeschenk. Beim Verdacht, dass Tiere nicht tierschutzkonform gehalten werden, sollte dies gemeldet werden. Es ist immer besser, dies im Zweifel zu tun als gar nicht und es hätte Handlungsbedarf bestanden. Ein Appell zur Rücksichtnahme gilt auch speziell an Silvester.

Hier geht es zur Internetseite der Tierschutzombudsstelle: https://vorarlberg.at/-/drumherum-tierschutzombudsstelle

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