Alle paar Minuten ein Bus

Vorarlberg ist führend beim öffentlichen Verkehr. Jetzt will man Großstädten nahekommen.
SCHWARZACH. „Viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nutzen und schätzen das Angebot des öffentlichen Verkehrs“, erklärt Michael Schwendinger vom „Verkehrsclub Österreich“ (VCÖ), der die Verhältnisse vom Boden- bis zum Neusiedlersee kennt. Verwunderlich sei es nicht, fügt er hinzu: „Vorarlberg hat im Vergleich zu anderen Bundesländern ein sehr gut ausgebautes und dichtes Netz.“ Damit zufrieden geben will man sich beim Verkehrsverbund jedoch nicht: „VMOBIL“-Geschäftsführer Christian Hillbrand kündigt flächendeckend einen weiteren, massiven Ausbau an.

Doch eines nach dem anderen. „Statistik Austria“ hat bei der jüngsten Erhebung zu Umwelt und Klima auch Fragen zum öffentlichen Verkehr gestellt. Ergebnis: Einmal mehr zeigt sich, dass Vorarlberger vergleichsweise viel unterwegs sind mit Bus und Bahn. 22 Prozent nützen öffentliche Verkehrsmittel täglich oder mehrmals die Woche, 45 Prozent seltener, aber eben doch hin und wieder. 33 Prozent tun es nie. Weniger sind es österreichweit nur in Wien (zehn Prozent). In Oberösterreich, Steiermark und Niederösterreich sind es mit über 50 Prozent deutlich mehr, ganz zu schweigen von Kärnten und dem Burgenland, wo es sich um 60 bzw. 64 Prozent handelt. Sprich: „Öffis“ sind dort ein Minderheitenprogramm.
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Wie von Schwendinger erwähnt, schätzen die Vorarlberger die Angebote auch: 53 Prozent finden den Preis sehr oder eher attraktiv, 63 Prozent die Verbindungen, 65 Prozent die Intervalle, 72 Prozent die Ausstattung und 81 Prozent die Sicherheit. Einzig in Wien wird die Attraktivität alles in allem als noch höher eingestuft, sonst überall niedriger.
„Um bescheiden zu sein: Uns spielen die räumlichen Gegebenheiten in die Hände“, antwortet Verkehrsverbundchef Hillbrand zunächst darauf: „Das Rheintal ist dicht besiedelt und darüber hinaus besteht das Land aus Tälern, die es einfacher machen, öffentlichen Verkehr zu organisieren als etwa im Mühl- oder Waldviertel mit extrem weit verstreuten Siedlungen.“
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Wesentlich sei aber schon auch, dass sich die Politik in Vorarlberg schon sehr früh zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs bekannt habe und dieser dann auch durchgeführt wurde. Seit 34 Jahren gibt es den Verkehrsverbund. Land- und Stadtbusse gehören längst zum Alltag. Und über die Jahre haben auch mehr und mehr Menschen die Angebote schätzen gelernt, sind gewissermaßen eingestiegen. „Das geht nicht von heute auf morgen“, so Hillbrand.
Während man nun in anderen Ländern nachzieht, zieht man in Vorarlberg weiter: Im Rheintal wolle man Richtung urbanes Angebot gehen, erklärt Hillbrand. Das bedeute, dass aus Viertel-Stunden-Takten „vielleicht in zehn Jahren Zehn- oder Siebeneinhalb-Minuten-Takte werden. Wie in Wien, Linz oder Graz: Man muss dann nicht mehr auf den Fahrplan schauen, sondern kann im Wissen, dass ohnehin immer etwas fährt, zur nächsten Haltestelle gehen“.

Im ländlichen Raum wolle man wiederum verlässliche Taktzeiten ausweiten. Im Großen Walsertal etwa soll dies schon im kommenden Sommer geschehen. Und zwar von früh bis spät, sodass man auch nach einer Veranstaltung in St. Gerold einen Bus nach Hause habe.
Außerdem hat Christian Hillbrand mit seinen Leuten einen Fokus auf die erste und die letzte Meile. Zur Haltestelle und retour also. Damit öffentliche Verkehrsmittel für noch mehr Vorarlberger zu einer attraktiven Alternative zum eignen Auto werden, sollen hier Radabstellplätze, Leihräder und „Carsharing“ (Leihwagen) beispielsweise ausgebaut werden.