„Mir ist Haltung wichtig“

Vorarlberg / 04.02.2025 • 15:55 Uhr
Gekommen und geblieben
Der Slowake Bohuslav Bereta bezeichnet sich als „pragmatischen Christen“. HRJ

Als praktizierender Christ hatte es Bohuslav Bereta in der kommunistisch regierten CSSR schwer.

FELDKIRCH, HOHENEMS „Ich habe den Kommunismus überlebt.“ Bohuslav Bereta sagt das mit Gelassenheit. Er spricht von der Ära, als sein Herkunftsland, die Slowakei, noch Teil der CSSR (Tschechoslowakei) war und unter der Herrschaft der Kommunisten stand. Heute lebt der Pädagoge, Theologe, Manager, Coach, Musiker und Familienvater in Hohenems und leitet das Ehe- und Familienzentrum in Feldkirch. Dort, in seinem Büro, gewährt er Einblick in sein Leben, das am 24. Mai 1976 in Stara Lubovna – einer Stadt in der Nordostslowakei – begonnen hat.

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In seinem Büro im EFZ gewährt Bohuslav Bereta Einblick in sein Leben. HRJ

Große Probleme

Bohuslav Bereta wächst mit drei Brüdern und einer Schwester in einem kleinen Dorf in der Tatra, nahe der Stadt Kezmarok, auf. Der Vater arbeitet in der Forstverwaltung, die Mutter ist Lehrerin. Beide sind praktizierende Christen. „Sie hätten der Religion abschwören müssen. Das taten sie nicht“, erzählt Bereta. „Darum hatte meine Familie große Probleme.“ Zu dieser Zeit steht die CSSR noch unter der diktatorischen Herrschaft der marxistisch-leninistischen Einheitspartei KPC. Die Ausübung jeder Art von Religion ist verboten. „Meine Eltern lebten ihren Glauben in der Untergrundkirche.“

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Seit 2021 leitet Bohuslav Bereta das Ehe- und Familienzentrum in Feldkirch. HRJ

Als 1989 im Rahmen der Samtenen Revolution die kommunistische Herrschaft beendet wird – die erste Revolution, der Prager Frühling, wurde 1968 gewaltsam von den Truppen des Warschauer Pakts niedergeschlagen – ist Bereta 13 Jahre alt und in der achten Klasse Grundschule: „Ich habe das Ereignis mit Spannung verfolgt. Da herrschte Aufbruchsstimmung im Land. Und wir konnten plötzlich ohne Angst vor Denunzierung in die Kirche gehen.“

„Meine Heimat ist dort, wo ich lebe und wo die Menschen sind, die mir wichtig sind.“

Drei Jahre später wird die CSSR aufgelöst und in die Slowakische und Tschechische Republik aufgeteilt. „In der Zeit entschied ich, als Christ, aus meinem beruflichen Leben etwas Sinnvolles zu machen“, erinnert er sich. Er studiert Religionspädagogik und Fachtheologie in der Slowakei und schließlich – nach Zwischenstationen in Deutschland und den USA – in Österreich. „Ich kam 1999 nach Graz, um dort die zwei Studien abzuschließen“, erklärt er. „Ich hatte eigentlich nur ein Jahr Aufenthalt in Graz geplant, konnte dann aber nicht mehr weg. Der Liebe wegen.“ Er bleibt. Absolviert zusätzlich die Studienfächer Sozialmanagement sowie Organisationsentwicklung und Organisationsberatung. Findet Arbeit im schulischen und kirchlichen Bereich.

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Bohuslav Bereta erinnert sich an die Zeit, in der die Slowakei noch Teil der kommunistisch regierten CSSR war. HRJ

2005 reist Bereta nach Tansania. Drei Monate unterrichtet er dort in Schulen und stellt eine Computerklinik auf die Beine. Danach zieht er nach Vorarlberg. Die Diözese Feldkirch stellt ihn als Jugendarbeiter und Musikreferenten an. Musikalisch ist Bereta sowohl in der Kirchenmusik als auch in der Rockmusik versiert.

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Der EFZ-Leiter und sein Team begleiten und unterstützen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen. HRJ

2010 wird ihm die Leitung der Jungen Kirche Vorarlberg anvertraut. Sechs Jahre später führt er die Wohnprojekte der Kaplan Bonetti Sozialwerke in Dornbirn. Im Ehe- und Familienzentrum, einer Stiftung der Diözese Feldkirch, landet er 2021. „Wir begleiten und unterstützen Menschen in verschiedenen Lebenssituationen“, fasst er die Aufgaben des EFZ zusammen. Sich selbst bezeichnet der 48-Jährige als „pragmatischen Christen“. „Von frommen Formeln halte ich nichts. Mir ist Haltung wichtig“, stellt er klar. Nebenberuflich ist Bereta als Organisationsberater in Hohenems tätig. Dort lebt er auch als Vater mit seinen drei Kindern, die 13, 14 und 18 Jahre alt sind.

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Bereta führt in sein Büro im ersten Stock des alten Gebäudes, in dem sich das EFZ befindet. HRJ

Willkommen gefühlt

„Ich fühle mich wohl hier in Vorarlberg“, betont Bereta. Das Land sei ihm von Anfang an sympathisch gewesen: „Es erinnerte mich an das Karge, das Reservierte in der Tatra-Region. Dennoch habe ich mich gleich willkommen gefühlt.“ Deutsch hat er bereits im Gymnasium gelernt, „und bei meiner Oma, die Deutsch gesprochen hat“. Daheim bei den Beretas wird auf Deutsch kommuniziert. Außerdem dolmetscht er bei Gericht und für die Polizei.
In die Slowakei reist Bohuslav Bereta etwa zweimal im Jahr. Um Angehörige zu besuchen. Heimweh? „Nein. Meine Heimat ist dort, wo ich lebe und wo die Menschen sind, die mir wichtig sind.“