Von Meiningen bis Simmering

Kolumne von Doris Knecht.
Guten Morgen! Zuerst muss ich heute nochmal auf mein Thema aus der letzten Kolumne zurückkommen, in der ich über das aktuelle Abwasser-Monitoring geschrieben habe. Und über die Kokain-Konzentration im Vorarlberger Abwasser, die erstaunlicherweise höher ist als in der Zwei-Millionen-Metropole Wien. Ich konstatierte überrascht, dass hier besonders die kleine Gemeinde Meiningen auffalle, und das hat einige Meinigerinnen und Meininger zu Einspruch veranlasst, und zwar zu Recht.
Es ist nämlich so, dass die hohe Drogen-Konzentration in der Meininger Kanalisation keineswegs allein von den Meiningern verursacht wird, sondern dadurch, dass dort in einem Verbandssammler das Abwasser von sieben Gemeinden zusammenfließt: Meiningen, Feldkirch, Frastanz, Göfis, Rankweil, Übersaxen und aus einem Teilgebiet von Nenzing. Die Ergebnisse, so erklärte es mir ein freundlicher Herr von der Gemeinde Meiningen, spiegelten also keineswegs nur Meiningen wieder, sondern ein weit größeres Einzugsgebiet. Ich entschuldige mich bei den Meinigerinnen und bei den Meiningern! Aber, um hier auch den von einer anderen Leserin gewünschten Ernst in das Thema zu bringen, bedenklich ist das alles allemal. Warum werden gerade im Ländle dermaßen viele Drogen konsumiert, und besonders Kokain? Liegt es daran, dass die alemannische Mentalität den Menschen besonders viel Tüchtigkeit und reibungsverlustloses Funktionieren abverlangt?
Apropos Ländle vs. Wien: Zwei Vorarlberger Freundinnen und ich haben am Sonntag einer waschechten Simmeringer Wienerin das Jassen beigebracht. Wir haben sie quasi umgedreht und sie aufgenommen in den Buur-Nell-Ass-Orden. Die Simmeringerin hat die Grundlagen überraschend schnell kapiert. Die Feinheiten wird sie bald auch drauf haben, das werden wir ihr mit der gleichen liebevollen Strenge eindögeln, wie ich es damals von meiner nahen Verwandtschaft und meinen Schulkolleginnen in der Mittagspause im Borg gelehrt bekam. („Bisch irre?!?! Des kasch doch ned macha!!!“)
Bei meinen Kindern habe ich, ich habe es hier schon einmal gebeichtet, leider versagt, als dieselben Freundinnen und ich Nachwuchspflege betreiben und ihnen die Freuden des Jassen nahebringen wollten. Nach einer halben Stunde verließen die Kidner den Tisch, weil ihnen dieses Spiel zu aggressiv und brutal sei.
Auch deshalb gingen wir die Sache diesmal sanft und voller Verständnis für Anfängerfehler an. Die Freundin lief nicht schreiend davon, und das ist gut, denn man kann ja, besonders in meinem Alter, nie genug Jasserinnen im Freundeskreis haben, mit denen man lustige Abend verklopft und sich dabei den Schädel ein bisschen jung hält. Genau, ich mach sofort in der Gruppe einen neuen Termin aus, wer kann?
Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.