„Bauen wird günstiger“

Berücksichtigt man die Inflation, sinken die Preise ausgehend von einem sehr hohen Niveau.
SCHWARZACH. Gegenüber 2020 sind die Wohnbaupreise in Vorarlberg 2021 um ein Zwölftel höher gewesen und 2022 um ein Viertel. Seit Anfang sind sie es um ein Drittel. Sprich: In den vergangenen zwei Jahren haben sie sich („nominell“) praktisch nicht mehr verändert, wie dem Index zu entnehmen ist, den die Statistik Austria führt. Berücksichtige man die Inflation, seien sie ausgehend von dem sehr hohen Niveau damit sogar („real“) gesunken, so Michael Klien vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO: „Bauen wird günstiger.“ Beziehungsweise weniger teuer.
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Für die Lage der Bauwirtschaft ist das laut dem Experten aus Dornbirn ein schlechtes Zeichen: Die Preise sind vereinfacht ausgedrückt die Summe von Material- und Personalkosten sowie dem, was draufgeschlagen wird. Material- und Personalkosten entwickelten sich zuletzt eher gegenläufig. Erstere haben sich entspannt, zweitere sind aufgrund der inflationsbedingt höheren Lohnabschlüsse gestiegen. Der Wettbewerb ist aber so hart geworden, dass die Baufirmen „nichts mehr draufschlagen“ könnten, so Klien: „Das macht sich in der Preisentwicklung bemerkbar.“
„Die Auftragslage in der Bauwirtschaft ist schwach. Das hängt mit der schlechten Konjunktur zusammen, und das stellen wir auch bei unseren regelmäßigen Erhebungen fest: Auch zu Beginn dieses Jahres bezeichneten die Firmen die Auftragslage als das größte Produktionshindernis.“ Nachsatz: Für die kommenden drei bis sechs Monate werde keine Besserung erwartet.

Es gibt jedoch Hoffnung: „Ich bin optimistisch für den Bau“, erklärt Michael Klien im Gespräch mit den VN. Begründung: Die Zinsen gehen zurück, Finanzierungen werden damit eher bewältigbar. Das hat spürbare Auswirkungen: Bei den Banken gibt es wieder etwas mehr Neukreditvergaben. Kein Wunder: Der Immobilienmarkt nimmt wieder Fahrt auf. Laut der Plattform „ImmoScout24“ ist die Nachfrage nach Einfamilienhäusern in Vorarlberg bereits im vergangenen Jahr um 56 Prozent gestiegen. Klien: „Da geht es um Immobilien, die schon da sind. Es ist aber einigermaßen überraschend, wie schnell sich dieser Markt erholt.“
Es handle sich um eine Frage der Zeit, bis auch wieder mehr gebaut werde: „Wir sind heuer in einer Trendumkehrphase.“ Wobei klar sei, dass es nicht von heute auf morgen aufwärts gehen werde: Bis mehr neue Projekte angegangen, geschweige denn realisiert werden, dauere es.
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Doch zurück zur Entwicklung der Wohnbaupreise: In Vorarlberg waren sie laut Statistik Austria im vierten Quartal des vergangenen Jahres um 33,6 Prozent höher als 2020. Im ersten Quartal 2023 waren es um 33,5 Prozent gewesen, dazwischen hatten sie sich leicht auf und ab bewegt. Die 33,6 Prozent von zuletzt waren im bundesweiten Vergleich etwas unterdurchschnittlich. In ganz Österreich hatte es sich um etwas mehr als 35 Prozent gehandelt. Am stärksten war der Anstieg im Burgenland mit 39,3 Prozent, am schwächsten in Tirol mit 27,3 Prozent.