Hoffnung geschenkt, Leben gerettet

Vorarlberg / 11.03.2025 • 11:33 Uhr
Vorarlberger des Tages
Das Treffen zwischen Christian und dem Empfänger seiner Stammzellen, Danny, verlief sehr emotional. privat

Durch seine Stammzellspende half Christian Zver einem schwerkranken Mann, gesund zu werden.

BINGS Eine kleine Entscheidung kann Großes bewirken. Das beweist Christian Zver. Der 47-jährige Geschäftsführer der Wirtschaft Montafon hat als Stammzellspender ein Leben gerettet.

„Leute, nehmt euch ein Herz, lasst euch typisieren! Das ist ganz einfach und ihr könnt Leben retten.“

Christian Zver, GF Wirtschaft Montafon

2017. Ein junger Familienvater aus dem Montafon war an Blutkrebs erkrankt. Um einen Stammzellspender für ihn zu suchen, führte der Leukämiehilfe-Verein „Geben für Leben“ in St. Anton eine Typisierungsaktion durch. „Ich kenne die Familie“, sagt Christian, der in Bings, also unweit von St. Anton, wohnt. „Darum ließ ich mich typisieren.“

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Christian Zver achtet darauf, viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. HRJ

Sofort eingewilligt

Dem Montafoner konnte er leider nicht helfen. Doch dann, drei Jahre später, im April 2020, wurde Christian von „Geben für Leben“ benachrichtigt, dass seine Stammzellen für einen anderen Patienten passen. Und es sei dringend. Der potenzielle Stammzellempfänger litt an einer seltenen Blutkrankheit. Zu diesem Zeitpunkt war der Zustand des Vaters von zwei Kindern so schlecht, dass man ihm ohne Transplantation nur noch wenige Wochen Lebenszeit in Aussicht stellte.

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Christian Zver ist stolz darauf, wie geschickt sein Sohn Samuel (9) bereits am Schlagzeug ist. HRJ

Christian willigte sofort zu einer Stammzellspende ein. Der 47-Jährige ist selbst Vater – er hat einen neunjährigen Sohn und zwei erwachsene Töchter. So begab er sich zur medizinischen Untersuchung in die Privatklinik in Gauting bei München. „Das war kompliziert. Denn in Österreich wurde damals wegen Corona der erste Lockdown verhängt“, erinnert er sich. Für den Grenzübertritt etwa benötigte er eine Genehmigung vom Innenministerium in Wien.

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Auf der Bank vor seinem Haus in Bings genießt Christian Zver den warmen Märznachmittag. HRJ

Laut dem dortigen Untersuchungsergebnis war Christian kerngesund. Am 16. Juni 2020 reiste er, begleitet von seiner Frau Bettina und Sohn Samuel, erneut nach Gauting. Am Morgen darauf wurde die Stammzellentnahme durchgeführt. Bei diesem ambulanten Eingriff wird Blut aus einer Armvene über einen Schlauch in ein spezielles Gerät geleitet, das die Stammzellen vom Blut trennt. Dann fließt das Blut über einen zweiten Schlauch in eine Vene am anderen Arm in den Körper zurück. Dieser Vorgang dauert etwa zwei bis drei Stunden. „Ich war zwei Stunden angehängt. Anschließend blieb ich noch eine halbe Stunde zur Beobachtung im Überwachungsraum. Dann holten mich Bettina und Samuel ab und wir fuhren nach Hause“, schildert Christian. Keine Komplikationen. Keine Nachwirkungen.

Der Empfänger – er heißt Danny, ist ein Jahr älter als Christian und lebt in Plauen in Ostdeutschland – hat die fremden Stammzellen gut angenommen, musste aber nach der Transplantation wegen der Infektionsgefahr mehrere Wochen isoliert im Krankenhaus bleiben. Mittlerweile gilt er als geheilt.

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Sport, darunter Radfahren, zählt zu Christian Zvers Freizeitbeschäftigungen. HRJ

Aufwühlender Moment

Dass Stammzellspender und -empfänger sich persönlich kennenlernen, kommt eher selten vor. Das ist jedoch zwei Jahre nach der Transplantation möglich, sofern das beide wünschen. Christian und Danny haben sich dafür entschieden, nachdem sie sich gegenseitig Briefe geschrieben hatten. Solch ein Briefwechsel ist anonymisiert und wird über „Geben für Leben“ organisiert. Angefangen hat Christian, „weil ich wissen wollte, wie es ihm ging. Daraufhin hat mir Danny emotional geantwortet. Das hat mich sehr berührt“.

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Christian Zver mit Ehefrau Bettina und Sohn Samuel. Die zwei Töchter sind gerade nicht da. HRJ

Nachdem die zwei Jahre Wartezeit um waren, vergingen weitere eineinhalb Jahre, bis das ersehnte Treffen zustande kam. „Danny und seine Frau reisten nach Bludenz. Wir trafen uns im Hotel Alpstadt. Im Foyer“, erklärt Christian. Die Begegnung beschreibt er als „aufwühlenden Moment. Wir beide haben sofort festgestellt, dass wir uns gut verstehen.“ Es wurde geredet, gelacht, gefeiert. Seitdem sind Christian und Danny durch eine tiefe Freundschaft verbunden: „Danny ist mein genetischer Bruder geworden, denn er hat jetzt meine Blutgruppe.“

Trotz des Bewusstseins, einem Menschen das Leben gerettet zu haben, bleibt Christian bescheiden: „Für mich war der Eingriff eine Kleinigkeit, verglichen mit dem, was Danny durchgemacht hat.“ HRJ

Zur Person

CHRISTIAN ZVER

GEBOREN 7. Oktober 1977

WOHNORT Bings

BERUF Geschäftsführer Wirtschaft Montafon

FAMILIE verheiratet mit Bettina, Sohn Samuel (9), Töchter Jaqueline (30), Chiara (27)

FREIZEIT Zeit mit der Familie nutzen, Sport (Fitnessstudio, Radfahren), Reisen 

TYPISIERUNGEN Alle Informationen zu den Typisierungen von „Geben für Leben“: www.gebenfuerleben.at