Immer der Freude nach: Ulrike Egartner erobert Europas Straßen als singende Elbin

Vorarlberg / 09.04.2025 • 14:20 Uhr
Ulrike Egartner
Ulrike Egartner ist in den nächsten Monaten zum ersten Mal als Straßenmusikerin unterwegs. „Ich habe noch nie draußen mit einer Anlage gesungen. Darum fange ich in der Fremde an, komme heim und traue mich dann es in Bregenz auch zu tun.“

Die Hörbranzerin ist ohne Plan, aber mit dem festen Glauben unterwegs, dass ihr auf der Reise nur Engel begegnen.

Hörbranz Ulrike Egartner ist dann mal weg. Wie lange sie fort ist und wohin sie die Reise führt, weiß sie noch nicht. „Einen Monat bin ich sicher unterwegs, aber es können auch drei oder vier Monate sein. Wenn es wärmer ist, möchte ich ins Baskenland und hoch Richtung Dänemark. Aber vielleicht kommt alles ganz anders. Ich schaue immer, wohin es mich zieht. Ich mache keinen Plan“, schildert sie.

Ulrike Egartner
Sie ist dann mal weg – mit Rollkoffer und Rucksack.

Die Hörbranzerin beschreibt sich selbst als Pilgerin. Sie hat bereits den Jakobsweg bewältigt, nach ihrem Pensionsantritt vor knapp drei Jahren ist sie in drei Monaten vom Bodensee nach Serbien gelaufen, war danach sieben Wochen zu Fuß in der Türkei unterwegs und letztes Jahr in Irland. Immer mit dabei: eine Ukulele. Dieses Mal ist allerdings einiges anders. Das hat auch mit ihrer letzten großen Reise zu tun.

Immer der Freude nach: Ulrike Egartner erobert Europas Straßen als singende Elbin
Die Pilgerin kurz vor ihrer Abreise. Sie sieht es als ihren Lebensauftrag, alles aus Freude zur machen.

„In Irland hat mich eine Frau inspiriert. Sie ist dort gesessen mit dem Mikrofon und hat gesungen. Da habe ich gewusst: Wenn ich daheim bin, kaufe ich eine Anlage. Ich möchte Straßenmusik mit Verstärkung machen“, erzählt sie mit einem Strahlen. Genau das macht Ulrike Egartner jetzt. Seit Sonntag ist die 62-Jährige auf dem Weg, derzeit irgendwo in Südfrankreich. In den ersten Tagen wird sie von einer Freundin begleitet, danach reist sie allein weiter. Mit Rollwagen, Rucksack, Gitarre und wegen des schweren Gepäcks, nicht zu Fuß, sondern mit Bus und Bahn.

Immer der Freude nach: Ulrike Egartner erobert Europas Straßen als singende Elbin
Ulrike Egartner strahlt, wenn sie von ihren Reisen erzählt: „Du kannst in jedem Alter alles erleben. Das ist auch etwas Cooles.“

Ulrikes Wunsch ist, dass sie die Reise mit der Straßenmusik finanzieren kann. Vielleicht singt sie auch mal, so wie in Ungarn, eine Messe oder, so wie in Irland, in einem Passfotohäuschen. Jedenfalls möchte sie als Elbin auftreten. Elben sind Naturgeister, die ursprünglich aus der nordischen Mythologie stammen. Mit J. R. R. Tolkien sind die Elben als mächtige, menschengroße Bewohner von Mittelerde wieder in die Literatur eingezogen. „Ich habe innerlich einen Kontakt zu den Elben, darum habe ich dieses Zeichen tätowiert“, erklärt die Hörbranzerin und zeigt dabei auf die Stelle zwischen den Augenbrauen.

Ulrike Egartner
Auf ihren Reisen ist Ulrike Egartner meistens allein unterwegs. „Da bin ich offener für Begegnungen“, sagt sie.

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Ulrike Egartner singt hauptsächlich eigene Lieder, manchmal auch in der Lichtsprache. Wenn sie nicht gerade draußen unterwegs ist, kann man sie auf Konzerten, bei Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen hören. Oft trägt sie Leuten, denen sie begegnet, auch einfach ein Ständchen vor. „Ich habe das Gefühl, mein Auftrag ist, für die Welt zu singen“, sagt sie. Angst, dass ihr unterwegs etwas passiert, hat sie nicht, denn die dreifache Mutter und fünffache Oma ist fest davon überzeugt: „Alles, was du hinausgibst, kommt herein, und wenn du als Engel unterwegs bist, dann begegnen dir nur Engel. Das Leben schaut immer gut auf dich und wenn du das Vertrauen hast, dann kann nichts passieren. Es kommt alles richtig.“

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Viele kennen Ulrike Egartner vom Café „Per du“ in der Ammianusstraße in Bregenz, das sie dreieinhalb Jahre mit ihrer Schwester geführt hat, oder als die Ulrike mit dem Klapprad. Die 62-Jährige sieht es als ihren Lebensauftrag, alles, was sie macht, aus Freude zur machen. „Wenn du das, was dir Freude macht auch lebst, dann belebt es dich und auch die Welt“, unterstreicht sie.

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Immer der Freude nach: Ulrike Egartner erobert Europas Straßen als singende Elbin
Ulrike Egartner singt Lieder, die das Leben schreibt: „Ich liebe das Leben, das Leben liebt mich, habe nichts dagegen . . .”

Die Freude sieht und spürt man bei der Pilgerin. Allein in die Welt hinauszugehen, musste aber auch sie erst lernen. „Ich habe angefangen allein in die Berge zu gehen, viertägige Wanderungen zu machen, dann ist der Jakobsweg gekommen und darum kann ich das jetzt”, erzählt sie. “Jeder kann gehen. Man muss es nur tun. Mit der Zeit wirst du mutiger und das liebe ich. Unterwegs ist es einfach notwendig, dass du Sachen tust, die du zuhause nicht tust.“

Lichtermeer für ein menschliches AsUlrike Egartnerylrecht
Ulrike Egartner beim Lichtermeer für ein menschlicheres Asylrecht.
Die singenden Wirtinnen Regina und Ulrike eröffneten die Schau musikalisch. - Antonia Wolff Ausstellung - Vernissage "Bunt gemischt" von Antonia Wolff im Café per Du.
Die singenden Wirtinnen: Mit ihrer Schwester führte Ulrike Egartner von 2011 bis 2014 das Café „Per du“ in der Ammianusstraße in Bregenz.

Nähere Informationen zu Ulrike Egartner und ihrer Musik unter:
www.ulrikesklapprad.at

Zur Person

Ulrike Egartner

folgt der Freude. In den nächsten Wochen ist als Straßenmusikerin in Europa unterwegs.

Wohnort Hörbranz

Familie geschieden, drei Kinder (zwei Töchter, ein Sohn), fünf Enkel

Jahrgang 1962

Hobbys Singen, Bewusstseinserweiterung, Natur („Ich bin lieber draußen als drinnen“), der Freude folgen