Umbau statt Neubau

Baubewilligungen: Fast ein Drittel entfällt auf Wohnungen in bestehenden Gebäuden.
SCHWARZACH. „Es schaut gar nicht gut aus“, sagt der Vorarlberger Wohnbauexperte Wolfgang Amann mit Blick auf die Entwicklung der Baubewilligungen im Land: Schon 2022 und 2023 hat es einen Einbruch gegeben. Im vergangenen Jahr hat er sich fortgesetzt. Bezogen auf Wohneinheiten ist es alles in allem beinahe zu einer Halbierung gekommen. Die nunmehr 2450 entsprachen einem Niveau, das nur noch geringfügig höher ist als in der Wirtschafts- und Finanzkrise Ende der 2000er Jahre.
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Das ist ein Problem: Vorarlberg ist ein stark wachsendes Land. Allein gegenüber Ende der 2000er Jahre leben heute um 45.000 Menschen mehr im Land. Damit geht ein größerer Wohnungsbedarf einher. Auch in den kommenden Jahren wird die Bevölkerung zunehmen. Insofern tut sich eine Lücke auf, wenn weniger gebaut wird. Von einer Wohnungsnot will Amann nicht reden: „Klar ist aber, dass man, wenn man keinen Zugang zu einem günstigen Marktsegment hat, Mieten schultern muss, die vor einigen Jahren noch unvorstellbar waren“, so der Experte, der das „Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen“ betreibt: „Das wird sich verfestigen.“ Anders ausgedrückt: Abseits des gemeinnützigen Bereichs, auf dem freien Markt, werden die Preise und Belastungen sehr groß bleiben.

Dass derzeit so wenige Projekte angegangen werden, hat laut Amann damit zu tun, dass es „nach wie vor mit der Finanzierung hapert“, es also schwieriger geworden ist, das nötige Geld aufzustellen. Dazu komme, dass für viele Menschen die allgemeinen Unsicherheiten noch immer zu groß seien, um in große Investitionen zu gehen.
Im Detail fällt bei den Baubewilligungen auf, dass es in Vorarlberg im vergangenen Jahr vor allem im Siedlungsbau einen Einbruch gegeben hat. Hier sind mit 1123 um gut ein Viertel weniger Wohnungen zur Errichtung freigegeben worden. Auf der anderen Seite hat es mit 759 um die Hälfte mehr Bewilligungen für Wohnungen gegeben, die durch An-, Auf- oder Umbautätigkeiten entstehen. Auf sie entfiel mit fast einem Drittel aller Bewilligungen ein so großer Anteil wie noch nie. In der Vergangenheit war er viel kleiner.
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„Wenn, dann Umbau statt Neubau“, ist insofern also mehr denn je angesagt: „Das ist ein erfreulicher Trend“, so Amann. Der Grund ist nicht nur erfreulich: „Wegen erschwerter Verfügbarkeit geht man vermehrt dazu über, im Elternhaus eine Wohnung zu errichten.“ Erfreulich ist der Trend für Amann unter anderem aber, weil so der Bodenverbrauch reduziert werde.
Alles in allem sollte freilich schon bald wieder insgesamt mehr gebaut werden: „Ich bin ein Berufsoptimist“, erklärt Amann: „Es gibt klare Anzeichen, dass eine Trendwende eintritt.“ Sobald Kreditvergaben gelockert werden und sich die wirtschaftlichen Verhältnisse stabilisieren, komme es dazu. Die Zinsen seien bereits gesunken.

Wolfgang Müller von der Baufirma „Swietelsky“ berichtet schon von einem „deutlichen Aufwärtstrend“: Vom Vorkrisenniveau sei man noch entfernt, verkaufe aber wieder mehr Wohnungen. Neue Projekte laufen: Von den 2450 Baubewilligungen, die im vergangenen Jahr in Vorarlberg erteilt wurden, entfielen rund 200 allein auf ein Projekt in Dornbirn-Rohrbach. Geplanter Baustart laut Müller: heuer im Herbst.