Auf dem Bike die Welt bereist

Vom gemütlichen Pensionistendasein hält der Ex-Kriminalbeamte Eckart Neururer nichts.
BREGENZ, LUSTENAU Ruhestand? Für Eckart Neururer kein Thema. Der Alltag des 69-jährigen pensionierten Kriminalbeamten ist mit zahlreichen Aktivitäten ausgefüllt. Das Leben gemütlich anzugehen, ist nicht sein Ding. Sein Leitsatz lautet nämlich: „Irgendwann ist irgendwann zu spät.“
Ein sonniger warmer Apriltag. Als Treffpunkt hat Ecke (niemand nennt ihn Eckart) sein Büro im ASKÖ-Heim in Bregenz gewählt. Und schon sprudeln sie aus ihm heraus, die Geschichten, die sein Leben geprägt haben. Er erinnert sich, wie er Polizist wurde, warum er ASKÖ-Präsident ist und an abenteuerliche Motorradreisen. Auf seiner KTM-Maschine hat der passionierte Biker hunderttausende Kilometer zurückgelegt.

Ecke Neururers Leben begann am 4. September 1955 – in Lustenau. Dort wuchs er in der Obhut seiner Eltern mit vier Geschwistern auf. Nach der Pflichtschule absolvierte er eine Großhandelskaufmannslehre und leistete den Militärdienst. Danach arbeitete er in der Schweiz als DJ und Kellner. Kurze Zeit später bewarb er sich bei der Gendarmerie und wurde aufgenommen. In der Gendarmerie, die 2005 zur Bundespolizei wurde, war er als Kriminalbeamter tätig und Mitglied der Eliteeinheit Cobra. Seit 2017 ist er pensioniert.

Zwischenzeitlich gründete Ecke eine eigene Familie. Er ist Vater eines Sohnes und einer Tochter aus erster Ehe. 2020 heiratete er Mariama aus Gambia, die zwei Töchter und einen Sohn nach Vorarlberg mitbrachte. Die Familie wohnt in Lustenau
Leidenschaft für Sport
Zu Eckes Leidenschaften zählt der Karatesport. Seit Jahrzehnten gehört der Träger des 2. Dan dem Karate Club Lustenau an. Ehemals Präsident, ist er heute Ehrenpräsident. Noch immer, und das seit 2010, präsidiert Ecke den ASKÖ Vorarlberg. Ehrenamtlich. Nachdem der Verein bis 2012 eine SPÖ-Teilorganisation war, stellt er klar, dass sein Präsidentenamt nichts mit Politik zu tun hat: „Ich bin kein Roter. Ich bin bei gar keiner Partei. Mir geht es allein um den Sport.“

Der umtriebige Pensionist hat bereits alle Kontinente bereist. Voller Abenteuer waren die Motorradtouren mit „MotoForPeace“ – eine von italienischen Polizisten ins Leben gerufene Initiative. Auf ihren Reisen fördern die Motorradpolizisten Friedensprojekte und unterstützen Institutionen für Menschen in Not. Die erste „MotoForPeace“-Tour, an der Ecke teilnahm, war die Mission „Afrika 2018“: „Wir durchquerten sieben afrikanische Staaten und legten dabei 14.000 Kilometer zurück.“
Ende Jänner 2020 brach Ecke mit einer Gruppe Polizisten zur Südamerika-Mission auf. Geplant war eine zweimonatige 14.000-Kilometer-Tour durch die Länder Chile, Argentinien, Paraguay, Bolivien und Peru. „Als Corona ausbrach, beendeten wir die Tour nach 13.000 Kilometern in Boliviens Hauptstadt La Paz“, berichtet er.“ Ecke kam nach einer endlosen Heimreise in Vorarlberg an.
„Wir strandeten in Boliviens Hauptstadt La Paz und konnten nicht mehr weiter.“
Großer Schreckmoment
Während einer Motorrad-Welttour mit einem deutschen Polizeikollegen erlebte Ecke den größten Schreck seines Lebens: „Wir fuhren auf einer Straße in Bolivien Richtung Chile. Ich überholte einen LKW mit Anhänger. Als ich zurück auf die rechte Fahrspur wollte, trieb mich ein starker Seitenwind zwischen den überholten und einen entgegenkommenden LKW. Ich schlüpfte ganz knapp durch. Ein sehr gefährlicher Moment war das!“
Zu den schönsten Momenten zählt er jene, „wenn ich auf dem Motorrad sitzend die Landschaft genieße und den Geschmack von Blumen, von Misthaufen, und anderen natürlichen Geschmäckern aufnehmen kann“.
Haben Sie einen Wunsch, Ecke? Seine Antwort: „Ja. Frieden auf der Welt. Das brauchen wir. Unbedingt!“