Ein Senkrechtstarter unter den Brennern

Durch die Corona-Pandemie wurde Patrick Säly zu einem der erfolgreichsten Brenner des Landes.
TSCHAGGUNS Seinen Sinn für Ästhetik setzt Patrick Säly in seiner täglichen Arbeit als Fotograf um. Doch während der Zeit der Pandemie waren die Aufträge rar. Also nutzte der heute 54-Jährige die Gelegenheit, um als Naturliebhaber die Montafoner Botanik genau zu studieren und sich in die Welt des Brennens hineinzuversetzen. Er kaufte sich seine eigene Brennanlage und ließ sich von Experten ausbilden. Seitdem ist er so etwas wie ein Senkrechtstarter in der „Brenner-Szene“.

In seiner kleinen Abfindungsbrennerei in Tschagguns lässt Patrick Säly Großes entstehen und hat auch hier das Gespür für höchste Qualität und Ästhetik. Denn seine Gin-Kreationen und Destillate werden immer wieder mit Preisen versehen. Bei den Crafts-Spirits Berlin, dem bedeutendsten Spirituosen-Wettbewerb Europas, holte er den Gesamtsieg ins Montafon.

Eine Goldmedaille – für den Hauszwetschkenbrand – und 16 Silbermedaillen sprechen Bände. In diesem Jahr wurde er zudem in die „World Best Craft Destilleries“ aufgenommen. Auch bei den weltweiten World Spirits Award überzeugte Säly Edelbrände & Gin mit höchster Qualität. Insgesamt gab es viermal Gold und sechsmal Silber. Und im April dieses Jahres wurde der Montafoner in Vorarlberg zum Brenner des Jahres in der Kategorie Edelbrände und Gin gekürt.

„Ein Titel, der mich neben den internationalen Auszeichnungen besonders freut. Besonders darum, weil ich bei der Verarbeitung des Obstes sehr viel Wert auf regionales Obst aus dem Montafon, welches weder chemisch behandelt, noch zugekauft ist, lege.“

Insgesamt sechs Tonnen Obst, Wurzeln und Kräuter sammelte der im Silbertal aufgewachsene und nun im Tschagguns lebende 54-Jährige in der vergangenen Saison, die er zu Hochprozentigem verarbeitete. „Es gibt nicht mehr allzu viele alte Obstsorten im Montafon, deshalb ist die Wertschätzung umso größer. Es freut mich daher besonders, dass die beiden Wurzelbrände – Apfel-Roter-Enzianbrand und Zitronenbirne-Meisterwurz – bei der diesjährigen Prämierung mit Gold ausgezeichnet wurden.“ Ähnliches gilt für die Rote Pichlbirne, den Montafoner Kirschbrand, den Wildkirschpflaumenbrand, den Zwetschkenbrand, den Birnenbrand-Cuvee, sowie den Zwetschkenlikör-Dörrzwetschke, für die es Silber gab.

Bei den Edelbränden setzt Säly ausschließlich auf Obst aus dem Montafon, bei den Gins bevorzugt er Botanicals aus den Höhenlagen der Seitentäler des Montafons. „Besonders interessieren mich die alten, seltenen regionalen Obstsorten aus dem Montafon, die nicht allein wegen ihrer unverwechselbaren Dialektnamen weltweit einzigartig sind. Da gibt es Birnen namens ‚Gärtla‘, ‚Rötili‘ und ‚Hansla‘ oder Apfelsorten wie zum Beispiel ‚Locher‘.“

Vom Graben, Lesen und Ernten über das Zurichten, Einmaischen und Brennen macht Säly alles selbst. Auch das Abfüllen und Lagern erfolgt alles aus seiner Hand. Seine Produkte, die es nur in Kleinmengen gibt, gelten als Raritäten. Erzeugt nach dem Rezept: „Wasser, Obst, Kräuter, Leidenschaft. Sowie Geduld, Tradition, Fleiß, Ausdauer und Feingefühl.“ CRO
ZUR PERSON
Patrick Säly
Geboren 3.April 1971
Wohnort Tschagguns
Familie verheiratet, zwei Kinder
Beruf Fotograf und Touristiker
Hobbys Fischen, Reisen, E-Biken, Chillen