“Wer Gespräche verweigert, muss mit Konsequenzen rechnen” – Minister Wiederkehr fordert mehr Elternpflicht

Mit Christoph Wiederkehr (Neos) könnte sich in der Bildungspolitik ein Paradigmenwechsel vollziehen.
Darum geht’s:
- Wiederkehr fordert mehr Verantwortung von Eltern im Bildungssystem.
- Er unterstützt die Idee einer gemeinsamen Schule für Chancengleichheit.
- Der Minister plant, Bürokratie in Schulen deutlich zu reduzieren.
Schwarzach Er ist mit 35 Jahren der jüngste Bildungsminister, den Österreich je hatte. Und jugendlichen Schwung möchte Christoph Wiederkehr von den Neos in sein komplexes Ressort bringen. Zwei Vorhaben stechen dabei vor allem heraus: Der ehemalige Stadtschulrat von Wien will Eltern mehr in die Pflicht nehmen, bei Kooperationsverweigerung in letzter Konsequenz sogar Verwaltungsstrafen verhängen, und: Wiederkehr outet sich als Anhänger der gemeinsamen Schule. Eine Haltung, die im völligen Gegensatz zu den Positionen seiner Vorgänger Heinz Fassmann und Martin Polaschek (beide ÖVP) steht.
“Chancengleichheit”
Wiederholt strapaziert Wiederkehr im Vorarlberg Live-Gespräch den Begriff “Chancengleichheit”. Was er damit meint und wie er dieses Ideal erreichen will, erklärt der junge Ressortchef unmissverständlich: “Die Aufteilung von Kindern in Mittelschule und in Gymnasium erfolgt mit zehn Jahren zu früh. Wir stehen mit dieser Maßnahme vorne, und dadurch bei der Chancengleichheit hinten.”
Christoph Wiederkehr spricht sich für eine Gemeinsame Schule aus. Das Problem aus seiner Sicht: “Die jetzige Gesetzeslage verunmöglicht das. Diese wurde damals offensichtlich so gestaltet, damit dieses Projekt nie ins Leben kommt. Ich bin ein Freund des Wettbewerbs. Wir sollten es probieren. Gerne trete ich dabei als Helfer in Erscheinung.” Freilich sagt der Wiederkehr auch: “Es wird nicht funktionieren, wenn ich das als Minister einfach verpflichtend mache. Dafür wurde bei diesem Thema zu viel Erde verbrannt.”

Sparen in der Verwaltung
Ein anderes Thema will der neue Bildungsminister ebenfalls mehr in den Vordergrund rücken. Es betrifft die Verantwortung der Eltern im ganzen Bildungsspektrum. “Bildung gelingt nur, wenn Schule und Elternhaus gemeinsam agieren. Wenn sich Eltern ihrer Verantwortung entziehen, so muss das Konsequenzen haben.” Wiederkehr nennt ein konkretes Beispiel: “Wenn sich etwa Eltern bei Gewaltvorkommnissen dem Gespräch mit der Schule verweigern, dann ist das nicht zu akzeptieren. In letzter Konsequenz muss es für sie Verwaltungsstrafen setzen.”
Dass bei gleichzeitigen Investitionen auch in seinem 12,5-Milliarden-Euro-Budget gespart werden muss, ist für den Bildungsminister eine Realität, für die er sich gut gewappnet sieht. “Wir sparen in der Verwaltung, bei Teamteaching in Kleinstklassen bis 14 Schülern und bei Bauvorhaben.” Insgesamt 76 Millionen Euro werden im Bildungsressort gekürzt.
Stichwort Bürokratie: Die will Wiederkehr kräftig stutzen. “Ich habe verfügt, dass es im nächsten Schuljahr 80 Prozent weniger Normen und Vorgaben seitens des Ministeriums für die Schulen gibt.”

Mehr Lehramtsstudenten
Weniger Bürokratie und mehr gesellschaftliche Anerkennung soll auch fähigen Kandidaten den Job eines Schulleiters wieder schmackhafter machen. Die Attraktivität des Lehrberufs will Wiederkehr generell erhöhen. Dass dies jetzt schon geschieht, sieht der Minister belegt. “Die Zahl der Lehramtsstudenten steigt, bei den Quereinsteigern können wir nicht mehr alle nehmen, die sich bewerben. Es wäre gut, wenn Lehrermangel bald der Vergangenheit angehört. Denn der Lehrberuf ist der wichtigste in der Republik.”
Die Matura im jetzigen Format begrüßt Wiederkehr weitestgehend. “Die zentrale Aufgabenstellung ist gut. Es gibt einheitliche Standards und dadurch Vergleichsmöglichkeiten. Anpassen muss man die Vorwissenschaftliche Arbeit an die geänderten Rahmenbedingungen mit künstlicher Intelligenz.”
Wiederkehr auf Vorarlberg Live
Das Vorarlberg Live-Interview mit Bildungsminister Christoph Wiederkehr ist in voller Länge am Freitag (16. Mai 2025) ab 17 Uhr auf vol.at zu sehen.