Was tun, wenn man im Auto ein Kind auf die Welt bringen muss?

Vorarlberg / 23.05.2025 • 15:38 Uhr
Schwerer Unfall auf der A14 bei Hohenems
Ein Kind aus dem Bezirk Bludenz wurde auf dem Pannenstreifen geboren, mitten in der Nacht. Was tun, wenn man selbst in der Situation ist, bis die Rettung eintrifft? VOL/Pletsch

Eine Mutter aus dem Bezirk Bludenz bekam ihr Kind mitten auf der A 14. Doch was tun, wenn man selbst in der Situation ist?

Schwarzach In der Nacht auf den 23. Mai konnte es einem nicht schnell genug gehen: Es war gegen 22.50 Uhr, als die Wehen bei der werdenden Mutter aus dem Bezirk Bludenz einsetzten. Zwar machte sie sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten sofort auf den Weg ins Landeskrankenhaus nach Feldkirch. Doch sie waren erst auf der Höhe von Schlins, als sie bemerkte, dass bereits der Kopf des Kindes zu sehen war. Der Vater stoppte auf dem Pannenstreifen und alarmierte den Notruf. Um 23.09 Uhr hatte die Mutter bereits ihren erstgeborenen Sohn auf dem Beifahrersitz geboren. Die kurz darauf eingetroffenen Polizeibeamten sicherten das Fahrzeug; die junge Familie wurde am LKH Feldkirch betreut und ist wohlauf.

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Keine 20 Minuten zwischen dem Einsetzen der Wehen und der abgeschlossenen Geburt sind eher die Seltenheit. In einem solchen Fall spricht man von einer überstürzten Geburt, die bei der ersten Geburt eher selten ist. “Gerade beim ersten Kind dauert die Geburt meistens noch länger”, versichert die freiberufliche Hebamme Simone Vögel. Eine allgemeine Geburtsvorbereitung sei aber sinnvoll, denn durch die Zentralisierung von Gesundheitsangeboten werden die Wege zu den Geburtsstationen auch länger. Doch was tun, wenn man nun selbst in dieser Situation wäre?

Stoppen und unterstützen

“Ich ziehe den Hut vor der jungen Mutter, die instinktiv vieles richtig gemacht haben dürfte”, betont Vögel. Ihr Rat: Wenn man daheim schon Presswehen spürt oder sich der Begleiter durch die Aufregung die Fahrt nicht zutraut, sollte man daheim bleiben, den Notruf wählen und sich auf eine Heimgeburt vorbereiten. Ansonsten wären im Auto Handtücher, etwa um den Sitz zu schonen, hilfreich. Auch die werdende Mutter sollte angeschnallt fahren.

hebamme
Simone Vögel ist freiberufliche Hebamme in Vorarlberg. Ländlehebammen

Wenn alles zu spät ist, sollte keine Geburt in einem fahrenden Auto stattfinden. Sprich, so wie der Vorarlberger Vater anhalten und den Notruf wählen. “Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und auch auszustrahlen, selbst wenn man überfordert ist”, rät die Hebamme dem Begleiter. Die Gebärende soll für sich eine Position finden, die sie als angenehm empfindet, sei es angelehnt liegend oder im Vierfüßlerstand.

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Ab dann ist vor allem eines wichtig: Vertrauen. “So schnelle Geburten sind zwar überwältigend, aber meist komplikationsfrei”, beruhigt Vögel. “Das Kind kommt durch die Wehen und die Kraft der Frau auf die Welt, es muss dabei nicht unterstützt werden.” Sprich, niemals am Kind ziehen. Wenn die Frau instinktiv nach dem Kind greift, ist das an sich kein Problem. Auch ist es nicht unüblich, dass die Wehen pausieren, sobald der Kopf geboren ist, aber bevor der Rest des Kindes geboren wird. Dies ist damit kein Grund zur Panik.

Ansonsten sollte man gerade als begleitender Vater die Hände zwar in der Nähe haben, um das Kind aufzufangen, aber ansonsten sich eher zurückhalten. Wichtiger ist die moralische Unterstützung der werdenden Mutter. Schließlich befindet man sich in einer Ausnahmesituation. Sie darf in ihrem Vertrauen auf den eigenen Körper bestärkt werden, außerdem ist fachkundige Unterstützung auf dem Weg.

“Sobald das Kind auf der Welt ist, kann es in aller Ruhe willkommen geheißen werden”, beruhigt Vögel. Wärmender Hautkontakt zur Mutter würde sich empfehlen, aber ansonsten mit einer Decke, Handtuch oder dem Shirt des Vaters warm halten. Auch die Abtrennung der Nabelschnur kann warten, bis die Rettung eintrifft. Vorsicht: Nach dem Kind kommt mit etwas Verzögerung die Plazenta. Zu diesem Zeitpunkt sollte jedoch wohl schon die Ambulanz da sein und die Anleitung übernehmen.