Nachruf auf Leo Herbst: Von der Steiermark ins Ländle

Geboren in der Steiermark, fand Leo Herbst in Vorarlberg sein Glück – und schrieb so an einem Kapitel der Vorarlberger Geschichte mit.
Von Kristina Becker
Dornbirn Leo Herbst wurde am 21. November 1928 in Romatschachen in der östlichen Steiermark als jüngster von vier Brüdern geboren. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete er in seiner Heimat zunächst als Verkäufer, wobei er mit seiner engagierten und kommunikativen Art durchaus erfolgreich war. Seine Zukunft sah er allerdings in anderen Bereichen, und so zog es ihn 1953 nach Vorarlberg. In Dornbirn bildete er sich an der Textilschule zum Textilkaufmann weiter und nahm eine Stelle bei der Firma Elastisana an. Als Organisationstalent und hervorragender Kopfrechner war er für den Einkauf und Materialfluss in der Strickerei verantwortlich und bis zu seiner Pensionierung ein hochgeschätzter Mitarbeiter.

Daneben war Leo auch sozial engagiert. Als Gewerkschafter und Betriebsrat machte er sich für seine Kolleginnen und Kollegen stark. Vor allem lagen ihm seine steirischen Landsleute am Herzen, die in den 1950er-Jahren in großer Zahl ins wirtschaftlich aufstrebende Vorarlberg kamen, um hier Arbeit und ihr Glück zu finden. Bei der ansässigen Bevölkerung waren die „Zugereisten“ anfangs nicht gern gesehen, oft bekamen sie nur schwer eine gute Wohnmöglichkeit. Als Mitglied der „Landsmannschaft der Steirer“, heute als „Verein der Steirer in Vorarlberg“ bekannt, unterstützte Leo die Neuankömmlinge bei der Wohnungssuche und dem Einleben in der neuen Umgebung. Für sein Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. auch mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark.

Auch privat blieb Leo der Steiermark treu: Zufällig traf er in Vorarlberg auf Grete, die er bereits früher in seiner Heimat kennengelernt hatte. Auch sie war der beruflichen Chancen wegen ins Ländle gekommen und nun als Designerin bei Gasser Kindermoden beschäftigt. Im Dezember 1960 heirateten die beiden, und nach der Geburt der Söhne Manfred, Wolfgang und Christoph konnte die Familie 1966 ihr neu gebautes Haus in Dornbirn beziehen. Leo war Familienmensch und ein herzlicher Vater, der seine Söhne zu Fleiß, Ordnung und Verantwortungsbewusstsein erzog. Später verbrachte er auch gern schöne Stunden mit seinen sechs Enkelkindern.

Die Zeit, die ihm neben seiner Arbeit und seinem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement blieb, verbrachte Leo gern mit Chorsingen, Musizieren, Wandern oder dekorativen Handwerksarbeiten. Ein großes Hobby war auch die Fotografie, die sich wunderbar mit seiner Leidenschaft zur grafischen Gestaltung verbinden ließ. So gestaltete Leo mit Perfektionismus und Kreativität zahlreiche schöne Fotobücher, u. a. auch von den vielen Orten in Europa, die er gemeinsam mit Grete nach seiner Pensionierung bereiste. Alles wurde mit großer Genauigkeit dokumentiert und geordnet.

Seine Lebensfreude, sein Optimismus und sein Humor halfen ihm insbesondere in seinen späten Lebensjahren über die zunehmenden körperlichen Einschränkungen hinweg. Seine Grete, mit der Leo fast 65 glückliche Ehejahre erleben durfte, betreute ihn liebevoll bis zum Ende seines Lebens am 4. März 2025.
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