Kommentar: Hitze überall!

Vorarlberg / 02.07.2025 • 15:56 Uhr
Kommentar: Hitze überall!

VN-Gastkommentar von Simon Tschannett.

Gerhard Hohenwarter, Meteorologe der Geosphere Austria in Kärnten, bringt es im Interview mit orf.at auf den Punkt: „Wir haben in Kärnten an fast allen Wetterstationen neue Juni-Höchstwerte erreicht. Mit 38,3 Grad war es in Ferlach am allerwärmsten. Solche Temperaturen haben wir bisher im Juni nicht gekannt. Und dementsprechend ist dieser Juni auch der wärmste der Messgeschichte, die in Klagenfurt immerhin knapp über 200 Jahre alt ist.“ Dazu kommt noch, dass die Hitzewelle mit tagtäglich über 30°C in Ferlach schon 14 Tage dauert. Das gab es in ganz Österreich im Juni noch nie. Auch in Frankreich dauert die Hitzewelle schon so lange. In fast allen Departments in Frankreich gelten Hitzewarnungen. „Das hatten wir noch nie“ sagte die französische Umweltministerin. Und auch das Mittelmeer ist bereits im Juni so warm wie in den letzten Jahren erst viel später im Jahr. In Spanien erreichte die höchste je im Juni gemessene Temperatur 46°C. In Feldkirch waren es knappe 34°C. In Österreich war der Juni laut Geosphere Austria der drittwärmste in der 259-jährigen Messgeschichte, um knappe fünf Grad über dem Mittel von 1961-1990.

In Wien führt Greenpeace gerade gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Messungen in einer Schule durch. An einem Gymnasium wurde in einer Klasse über 32°C gemessen. Herbert Formayer, Professor an der BOKU, betont in einem ORF Interview, dass sich in Klassen ohne Maßnahmen gegen Überhitzung die Situation prekär zuspitzt. Viele Schulen sind vor dem Beginn der starken Erwärmung durch den Klimawandel, und somit unter anderen Bedingungen, gebaut worden. Greenpeace fordert ein Sofortprogramm für hitzetaugliche Schulen!

Österreich hat sich nämlich seit 1900 um 3,1°C erwärmt, und somit deutlich stärker als der globale Schnitt. Das ist eine der Hauptaussagen des zweiten österreichischen Sachstandsberichtes zum Klimawandel (aar2.ccca.ac.at), der vor zwei Wochen erschien – zehn Jahre nach dem ersten Bericht. Außerdem hat die Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen wie Hitze, Dürre oder Starkregen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen und wird sich mit fortschreitendem Klimawandel weiter verstärken. Eine klare Aussage liefert der Bericht auch zur Anpassung an die unvermeidlichen Folgen der Klimakrise: „Die Anpassungsbemühungen in Österreich sind in Umfang, Ausrichtung und Tempo unzureichend, um den zunehmenden Klimarisiken zu begegnen.“

Dieser Befund ist ein klarer Auftrag an alle Politikerinnen und Politiker, die es mit einer lebenswerten Zukunft ernst meinen: Es gibt keine Ausreden mehr – es ist höchste Zeit für mutige, wirksame Entscheidungen! Kurz: für klimafitte Politik.

Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.