„Horn auf – blast an!“

Die acht Hornisten der Wiener Symphoniker im Seestudio des Festspielhauses.
Bregenz Die kleineren Veranstaltungen am Rand der Festspiele sind wahre Schatzkammern: Wann kann man schon acht Hornisten plus einen Tubisten der Symphoniker ausgewählte Kammermusik spielen hören, noch dazu auf ganz besonderen Instrumenten, den Wiener Hörnern? Großen Anteil am Erfolg des Abends hatte der Solohornist Peter Dorfmayr, der mit seinem Mostviertler Charme kundig und sehr persönlich durch den Abend führte. Einleitend erklang der Beginn der Ouvertüre zum „Freischütz“, ein wunderschön geblasenes klassisches Stück für die Verbindung von Waldromantik und Hörnerklang. Was es mit dem Wiener Horn auf sich hat, erklärte Dorfmayr mit praktischen Hörbeispielen: Dieses Instrument, das fast nur noch in den großen Wiener Orchestern eingesetzt wird und den speziellen „Wiener Klang“ maßgeblich mitformt, zeichnet sich durch eine engere Mensur und Spektraldynamik aus, was bedeutet, dass es vor allem im Piano klangfarbenreicher ist und im Forte früher das für Hörner charakteristische Schmettern produziert, sodass man die Hörner besser hört. Spieltechnisch zählt das Horn zu den schwierigsten Instrumenten überhaupt und wird von Hornisten deshalb ironisch gerne „Glücksspirale“ genannt.

Von diesen Schwierigkeiten war in der Folge absolut nichts zu bemerken. Was die beiden Solohornisten Peter Dorfmayr und Michael Stückler, sowie Armin Berger, Georg Sonnleitner, Gergely Sugár, Markus Obmann, Josef Eder und Eric Kushner und zur Verstärkung der Klangfülle Franz Winkler an der Basstuba boten, war reinstes Hörvergnügen. Dirigiert wurde das Ensemble von dem erst neunzehnjährigen Natan Sugár, der beim früheren Chefdirigenten der Symphoniker, Andrés Orozco-Estrada, studiert. Gespielt wurden meist von Hornisten geschriebene Arrangements v. a. aus dem 19. Jh., angefangen mit Humperdincks innig geblasenem „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“.
Dann kam wieder ein neues Instrument ins Spiel: die sog. Wagner-Tuba, die ein Horn ist und die Wagner für den „Ring des Nibelungen“ entwickelt hat. Das Instrument, das Dorfmayr für die Melodie der Alt-Arie aus Mendelssohns „Elias“ blies, stammte aus dem Instrumentenbestand der Wiener Symphoniker und war ca. hundert Jahre alt. Gleich vier Wagnertuben kamen neben den Hörnern in Bruckners kapitaler Trauermusik aus dem Adagio der Siebten Symphonie zum Einsatz. Außer Programm spielten die Herren auch noch den berühmten Anfang mit der fallenden Hornquinte aus Bruckners Vierter, wo die beiden Solohornisten den Klang wunderbar formten. Auch die Hornstelle aus Beethovens „Eroica“, vor der die Hornisten der langen Pause wegen gerne in der Kantine sitzen, wurde vorgestellt.

Passend zum Titel „Waidmannsheil“ gab es einen Exkurs zu den Jagdhörnern: Nach dem Signal „Horn auf – blast an!“ erklangen die Begrüßung und das Halali. In Frühbarock und Renaissance entführten dann ein doppelchöriges Stück nach Hans Leo Hassler, wo man die Hörner so richtig schmettern hörte, und ein Echostück von Orlando di Lasso. Wie eng die ganz persönlichen Verbindungen der Musiker zu Vorarlberg sind, zeigte sich darin, dass einer der Hornisten schon neununddreißig Mal bei den Festspielen war, einer neunundzwanzig Mal usw. Der ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Abend klang mit der „Ausseer Fanfare“ von Gottfried von Freiberg und als Zugabe mit dem „Intermezzo sinfonico“ aus „Cavalleria rusticana“ von Mascagni aus, bevor die Ritter der Glücksspirale zu ihrem „Freischütz“-Einsatz eilten.
Ulrike Längle