Gut für Wohnungssuchende

Mehr Angebote in Sicht: Vor allem im Siedlungsbau ist die Talsohle im Land durchschritten.
SCHWARZACH. Die Talsohle ist durchschritten. Gemeint sind Baubewilligungen. In den ersten beiden Quartalen bzw. in der ersten Jahreshälfte 2025 sind in Vorarlberg mit 1906 Wohnungen um gut 50 Prozent mehr zur Errichtung freigegeben worden als in den Vergleichszeiträumen 2023 und 2024. Sie entfielen vor allem auf den Mehrgeschoß- oder Siedlungsbau: Hier handelte es sich mit 1123 Wohnungen sogar um fast doppelt so viele als im Durchschnitt der beiden vergangenen Jahre.
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Für den Wohnungsmarkt sei das ein „gutes Zeichen“, sagt Michael Klien. Der gebürtige Dornbirner ist Wohnbauexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Wohnungssuchende können sich demnach Hoffnung machen: Es gibt Aussicht auf Entspannung. Und zwar nicht nur, weil mehr neue Wohnungen entstehen, sondern auch aufgrund der sogenannten „Umzugskette“: Die, die die nötige Finanzierung bewältigen können, wechseln in eine der neuen Wohnungen. Damit wird ihre bisherige frei, wie Klien ausführt: „Leute, die nicht so viel Geld aufstellen können, aber eine Wohnung brauchen, kommen damit eher zu einer solchen – vielleicht sogar zu einer besseren oder auch größeren.“

Dazu kommt, dass allein VOGEWOSI heuer voraussichtlich insgesamt 257 gemeinnützige Wohnungen fertig- und für den Erstbezug zur Verfügung stellen wird. 2026 sollen 133 folgen. Das sind zumindest mehr als zuletzt. 2023 hatte es sich um 111 und 2024 gar nur um 49 gehandelt. Zusätzlich habe man jährlich rund 800 Wiedervermietungen aus dem Bestand, so Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz: „Ich denke, dass damit der dringende Wohnbedarf im Land abgedeckt werden kann.“
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Von einem Bauboom ist Vorarlberg noch weit entfernt. Klaus Baldauf von Nägele-Wohnbau spricht von einer „ersten Erholung“: „Wegen der gesamtwirtschaftlichen Situation und der deutlichen Reduktion der Wohnbauförderungsmittel ist nach wie vor eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren.“ Ähnliches berichtet Wolfgang Müller von der Firma Swietelsky und verweist zudem darauf, dass für viele Interessenten die Finanzierung nach wie vor schwierig sei: Auch nach Auslaufen der „KIM-Verordnung“ seien die Kreditvergaberichtlinien streng. Trotzdem seien die normal schwachen Monate Juli und August zuletzt gute Monate gewesen. Es sei wieder etwas in Schwung gekommen.
Bis man an Rekordjahre wie 2018, 2019 herankomme, werde es sicher noch eine Weile dauern, sagt Michael Klien. Nach einer Phase der Stabilisierung gebe es jetzt eine „Korrektur nach oben“, seien „einige Jahre“ auf höherem Niveau als in der Talsohle, aber weiterhin niedrigerem Niveau als in einer Boomphase zu erwarten.

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist die Erholung abgesehen davon noch weniger stark als im Siedlungsbau. Laut Klien ist das erklärbar. Es habe unter anderem mit den Kosten zu tun: „Für ein neues Haus mit Grund geht es im Rheintal Richtung Million. Ohne Grundbesitz oder Erbe ist es unter diesen Umständen schwer, dazu zu kommen.“ Das erkläre umgekehrt auch, warum es eher mehr An-, Auf- und Umbauten gibt: „Es macht zunehmend Sinn, ein bestehendes Gebäude zu kaufen und es nach eigenen Vorstellungen herzurichten.“ Das sei nicht ganz so kostspielig.