Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge

Welt / 02.11.2020 • 21:06 Uhr
Die Innenstadt ist abgeriegelt, die Polizei und Rettung mit einem Großaufgebot im Einsatz. <span class="copyright">Alle Bilder: APA</span>
Die Innenstadt ist abgeriegelt, die Polizei und Rettung mit einem Großaufgebot im Einsatz. Alle Bilder: APA


Nach den Schüssen in der Innenstadt von Wien ist ein mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Einer Ministeriumssprecherin zufolge wurde bei dem Schusswechsel ein Polizeibeamter angeschossen und schwer verletzt.

Wien Mehrere Schüsse sind am Montagabend in der Wiener Innenstadt gefallen. Nach Berichten verschiedener Medien soll es sich um einen Anschlag auf die Synagoge in der Seitenstettengasse handeln. Das Innenministerium sprach gegenüber der APA entweder von einem Terroranschlag oder einem Amoklauf. Ein Täter soll tot sein, ein weiterer befand sich möglicherweise auf der Flucht.

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Die Exekutive sei wegen des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt mit allen Spezialkräften im Einsatz. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) befanden sich am Abend im BMI beim Einsatzstab. Es gebe mehrere Täter, mehrere Verletzte und “vermutlich auch Tote”, hieß es aus dem Innenressort zur APA. Gerüchte über eine Geiselnahme auf der Mariahilfer Straße hätten sich nicht bestätigt, melden Wiener Medien. Auch hier laufe der Einsatz aber noch.

Eine Personenkontrolle auf der Mariahilferstraße. Es gab Gerüchte einer Geiselnahme in einem Restaurant.
Eine Personenkontrolle auf der Mariahilferstraße. Es gab Gerüchte einer Geiselnahme in einem Restaurant.

Der Terrorangriff in der Wiener Innenstadt hat einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. “Alle sind im Einsatz”, sagte eine Sprecherin der Wiener Polizei zur APA. Dazu zählten das EKO Cobra, die WEGA, die Diensthundestaffel und die Bereitschaftseinheit. Nachfolgend ein kurzer Hintergrund zu einigen der beteiligten Sondereinheiten:

Mehrere Tote, Polizist verletzt

Bei der Terrorattacke in der Wiener Innenstadt hat es mehrere Tote und Verletzte gegeben. Das bestätigte der Sprecher der Wiener Berufsrettung, Daniel Melcher, der APA. “Zahlenmäßig eingrenzen können wir das noch nicht, wir sind noch dabei, uns einen Überblick zu verschaffen.” Bei einer Schießerei in der Wiener Innenstadt in der Nähe des Schwedenplatzes ist Montagabend zumindest ein Polizeibeamter getötet worden. Die Tat ereignete sich in der Nähe der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) und deren Synagoge. Ein Täter wurde nach einem Schusswechsel festgenommen, nach möglichen weiteren wurde gefahndet.

Die Polizei Wien spricht derzeit von sechs Tatorten, an denen Einsätze laufen (Stand 22:30 Uhr). Diese erstrecken sich laut dem ORF vom Donaukanal über den Fleischmarkt bis zum Wiener Graben, einer Straße zwischen dem Stephansdom und der Hofburg. Bislang gebe es ein Todesopfer und mehrere Schwerverletzte. Darunter sei auch ein Polizeibeamter. In ersten Meldungen war von einem toten Polizisten die Rede. Ein Täter sei von der Exekutive erschossen worden. Laut der APA sind mindestens zwei Todesfälle bestätigt, dabei handle es sich um einen der Angreifer wie auch um einen Passanten. Derzeit (22:40 Uhr) müsse man von 15 Verletzten ausgehen, die an mehreren Wienern Krankenhäusern behandelt werden. Davon seien sieben schwer verletzt.

Alle 3: Schwedenplatz, Innere Stadt
Alle 3: Schwedenplatz, Innere Stadt
Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge
Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge

Im Bereich der Innenstadt errichtete die Rettung einen Triage-Platz, um Verletzte nach Schwere ihrer Blessuren und Dringlichkeit einordnen zu können. Im Einsatz waren der Katastrophenzug und zahlreiche Einsatzkräfte der Partnerorganisationen der Rettung. Nach Informationen der APA wurde Spitalspersonal in mehreren Wiener Krankenhäusern alarmiert, so auch im UKH Nord. Auch Rettungskräfte aus Niederösterreich seien in Wien in Einsatz, so auch ein zusätzlicher Rettungshubschrauber. Die Wiener Berufsrettung ruft ihre Mitarbeiter auf, zum Sonderdienst zu erscheinen, um das Sicherheitsgefüge der Stadt aufrecht zu erhalten. Das Regelpersonal für den Nachtdienst sei durch die Sonderlage ausgelastet.

Innere Stadt abgeriegelt

Der Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) fordert die Wiener auf, zuhause zu bleiben. Der Einsatz sei noch im Gange, man müsse von mehreren Tätern ausgehen. Er befürchtet, dass es sowohl Tote wie auch mehrere Verletzte bei dem Anschlag gab. Wegen des Anschlags ist die Wiener Innenstadt abgeriegelt, auch die öffentlichen Verkehrsmittel halten dort nicht. Die U-Bahnlinien U1, U2, U3 und U4 halten an den innerstädtischen Stationen nicht an. Die Straßenbahnlinien werden umgeleitet oder kurzgeführt, teilten die Wiener Linien Montagabend mit. Die Wiener sind angehalten, zuhause zu bleiben. Im ersten Bezirk müssen die Personen die Straße meiden und in den Lokalitäten bleiben.

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Bundesheer im Assistenzeinsatz

Nach dem Anschlag in Wien wurde auch das Bundesheer aktiviert. Das Militär übernimmt sämtlichen Objektschutz in der Bundeshauptstadt und Teile des Jagdkommandos stehen zur Unterstützung der Terrorismusbekämpfung zur Verfügung, hieß es aus dem Bundeskanzleramt Montagabend.

“Jetzt ist es wichtig, alle verfügbaren Kräfte in Bereitschaft zu bringen um die Durchhaltefähigkeit der Exekutive sicherzustellen. Die Bundesregierung hat daher mit sofortiger Wirkung die notwendigen Kräfte des Österreichischen Bundesheers aktiviert.” In einem ersten Schritt übernehmen die Soldaten zur Entlastung der Polizei sämtlichen Objektschutz in der Bundeshauptstadt. Zusätzlich wurden Teile des Jagdkommandos aktiviert und stehen zur Unterstützung der Terrorismusbekämpfung zur Verfügung.

Beide Fotos: Polizisten auf der Mariahilfer Straße.
Beide Fotos: Polizisten auf der Mariahilfer Straße.
Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge

Laut IKG keine Menschen in der Synagoge

Auf Videos, die der Privatsender “Oe24” am Montagabend ausstrahlte, war ein maskierter Schütze zu sehen, der auf offener Straße zumindest zwei Schüsse abfeuerte. Ein anderes Video zeigte eine große Blutlache vor einem Restaurant. Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, schrieb auf Twitter, es könne derzeit nicht gesagt werden, ober der Stadttempel eines der Ziele war. “Fest steht allerdings, dass sowohl die Synagoge in der Seitenstettengasse als auch das Bürogebäude an der selben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse nicht mehr in Betrieb und geschlossen waren.”

Innenministerium: mutmaßlicher Täter festgenommen

Nach den Schüssen in der Innenstadt von Wien ist ein mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Dies berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA am Montagabend unter Berufung auf das Innenministerium. Einer Ministeriumssprecherin zufolge wurde bei dem Schusswechsel in der Nähe des Schwedenplatzes ein Polizeibeamter angeschossen und schwer verletzt.

Beide vom Schwedenplatz, gegen 21 Uhr.
Beide vom Schwedenplatz, gegen 21 Uhr.
Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge

Ob die nahe gelegene Synagoge Ziel des Angriffs war, lasse sich noch nicht bestätigen, sagte die Sprecherin. Die Hintergründe waren weiter unklar. Derweil berichten auch international Medien vom Terror in Wien, wie CNN.

Terroralarm in Wien: Schüsse vor Synagoge

Erinnerungen an Anschlag von 1981

Der Stadttempel befindet sich in der Seitenstettengasse inmitten des sogenannten Bermuda-Dreiecks. Dies ist ein Ausgehviertel nahe des Schwedenplatzes, welcher wiederum ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt am Rande des ersten Bezirks am Donaukanal ist. Die Sonderlage, wie die derzeitige Situation im Polizei-Jargon heißt, nahm in der Seitenstettengasse ihren Ausgang.

Es wäre nicht der erste Terroranschlag auf den Stadttempel: Am 29. August 1981 forderte ein Anschlag zweier schwer bewaffneter arabischer Attentäter auf die jüdische Synagoge in der Wiener Innenstadt zwei Todesopfer und 21 teils schwer Verletzte. Die beiden Terroristen hatten die Synagoge in Wien 1., Seitenstettengasse, um 11.30 Uhr vormittags gestürmt, Handgranaten geworfen und in die Menge gefeuert.

APA