LED-Laternen bergen Risiken

Welt / 15.09.2022 • 22:45 Uhr
Forscher sehen mögliche Risiken durch LEDs in Straßenlaternen.RTS
Forscher sehen mögliche Risiken durch LEDs in Straßenlaternen.RTS

Das veränderte Farbspektrum in der Nacht könnte Folgen für Mensch und Tier haben.

London Die Umstellung von Straßenlampen auf LEDs in vielen Ländern Europas hat das Farbspektrum der nächtlichen Beleuchtung verändert – mit möglichen Folgen für Mensch und Tier, wie britische Wissenschafter in der Fachzeitschrift „Science Advances“ schreiben. Sie hatten anhand von Fotos, die von der Internationalen Raumstation ISS aus aufgenommen wurden, festgestellt, dass durch die weißeren LEDs insbesondere der Anteil der Emissionen im blauen Bereich des Spektrums zugenommen hat. „Die Vorteile, die die LED-Technologie für die öffentliche Beleuchtung bieten kann, wurden viel gerühmt, wobei der Schwerpunkt auf einer höheren Energieeffizienz und der damit verbundenen Reduzierung der Energiekosten und Kohlendioxid-Emissionen lag“, hieß es in der Studie. Aus der Sicht der Forscher sollten die negativen Folgen für die Umwelt, die sich aus der Nutzung weißer LEDs in der Straßenbeleuchtung ergeben, nicht außer Acht gelassen werden.

In Österreich geringe Veränderung

Seit 2003 sind etwa 1,25 Millionen Aufnahmen zusammengekommen. Die Wissenschafter wählten Fotos aus den Jahren 2012 und 2013 aus, die das nächtliche Europa zeigen, und verglichen sie mit Aufnahmen aus 2014 bis 2020. Sie fanden im zweiten Zeitraum einen Anstieg des Lichts im grünen Bereich um 11,1 Prozent, im Bereich des blauen Lichts jedoch um 24,4 Prozent. Eine Verschiebung im Lichtspektrum hin zum blauen Licht geschieht vor allem dann, wenn sogenannte Natriumdampflampen mit orange-gelbem Licht durch weiße LED-Lampen ersetzt werden, die einen deutlich größeren Anteil an blauem Licht abstrahlen. Ein solcher Wechsel wurde insbesondere in Italien, Rumänien, Irland und Großbritannien beobachtet. Die geringste Veränderung gab es in Deutschland und Österreich.

Im Hinblick auf die Auswirkungen auf die biologische Umgebung nennt das Team vier Aspekte: Weil blaues Licht die Ausschüttung von Melatonin hemmt, kann der Biorhythmus bei Tieren und Menschen durcheinandergeraten. Dass die nächtliche Beleuchtung negative Folgen für die Bewegung und das Fressverhalten von Fledermäusen hat, zeigen bereits frühere Studien. Die Nutzung von LEDs bewirkt zudem, dass in Städten noch weniger Sterne sichtbar sind, und dass sich die Bewegung von Insekten, die sich Lichtquellen nähern oder diese meiden, weiter verändert.