Eine leise Kämpferin

Die neue Landtagspräsidentin Gabriele Nußbaumer geht mit Freude ihre neue Aufgabe an.
Bregenz. (VN-hk) Gabriele Nußbaumer steht im Plenarsaal des Landtags neben dem Stuhl des Landtagspräsidenten und hält ihre Hand zum Herzen. „Nervös bin ich schon“, sagt sie und zaubert gleichzeitig ein Lächeln auf ihr Gesicht. Nachsatz: „Natürlich freu’ ich mich auch.“ Geduldig lässt sie sich für das Porträt fotografieren und findet das Ergebnis ganz okay.
Viel Erfahrung
Die 56-jährige Feldkircherin nimmt die Stelle von Bernadette Mennel ein, die heute zur neuen Landesrätin für Schule, Sport und Legistik ernannt wird. Mit Ausgewogenheit und Ruhe möchte Nußbaumer das Amt der Landtagspräsidentin ausüben und spürt „großen Respekt vor der Aufgabe“. Nach innen und außen, so hat sie sich vorgenommen, möchte sie das höchste politische Gremium im Land würdig vertreten. Über eine gehörige Portion Erfahrung verfügt sie zweifelsohne. Seit 1999 ist die Schwester von Russmedia-Geschäftsführer Eugen A. Russ (51) im Landtag, seit 2004 bekleidet sie das Amt der Ersten Landtags-Vizepräsidentin. „Ich will den Weg von Bernadette Mennel insofern weitergehen, als dass ich den Landtag unter die Menschen bringe“, gibt Nußbaumer einen wesentlichen Teil ihres Amtsverständnisses preis.
Soziales Verständnis
Einen guten Namen gemacht hat sie sich als Sozialsprecherin der ÖVP. Stets auf der Seite der Kleinen und Schwachen, all jener, die sich am Rand der Gesellschaft befinden. Geprägt hat Gabriele Nußbaumer ihr Sohn Robert. Er war schwer behindert und verstarb 36-jährig in diesem Jahr. Der Sohn hat das Fundament für ihr tiefes soziales Verständnis gelegt. Einige meinen, sie sei etwas zu weich und zu sanft. Doch dem widerspricht die studierte Juristin. „Ich bin empfindsam, ja. Doch ich kann kämpfen. Leise kämpfen. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann tu’ ich das hartnäckig und nachhaltig.“ Gabriele Nußbaumer möchte ihr neues Amt mit Menschlichkeit ausfüllen, ohne jedoch die politischen Aufgaben zu vernachlässigen.
Kompromiss vor Konflikt
„Ich werde mich in den entsprechenden EU-Gremien dafür einsetzen, dass die Regionen ihren Spielraum bewahren, im besten Fall sogar ausdehnen können“, hat sie sich fest vorgenommen. Durch ihre Amtsführung möchte die langjährige Präsidentin der Lebenshilfe eine Kultur des Miteinander propagieren, in der Kompromiss vor Konflikt steht. Gabriele Nußbaumer ist eine Optimistin. Sie widerspricht der Ansicht, dass Jugendliche heutzutage keine Ideale mehr haben. „Ich sehe viele Beispiele von gelebter Solidarität und Engagement für wohltätige Dinge gerade bei Jugendlichen.“ Als Landtagspräsidentin wird sie künftig mit Jugendlichen bei Schulbesuchen regelmäßig in Berührung kommen.
Doch zuerst muss sie heute für das Amt angelobt werden. Ein großer Moment in ihrem Politiker-Leben. Einer, bei dem etwas Herzklopfen und Nervosität ruhig dazugehören dürfen.
Ich will Bernadette Mennels Weg weiter gehen. Den Landtag zu den Menschen bringen.
Gabriele Nußbaumer
Zur Person
Gabriele Nußbaumer
Geboren: 17. Juni 1956
Wohnhaft: Feldkirch
Familie: verheiratet, ein Sohn (heuer verstorben), eine Tochter, zwei Enkel
Beruf: Juristin
Hobbys: Natur, Sport
Lieblingsspeise: Gemüse in allen Variationen