Weihnachts-Geheimnisse

Erwin Kaufmann hat sich der naturnahen Aufzucht von Christbäumen verschrieben.
Dornbirn. (VN-mm) Erwin Kaufmann wurde in der Heiligen Nacht geboren. Erklärt das seine Vorliebe für Christbäume? „Kann schon sein“, meint er und ein abgeklärtes Schmunzeln legt sich auf das freundliche Gesicht. Jedenfalls ist sein Geburtsdatum eines von mehreren Geheimnissen, denen der Dornbirner die Erfolge des Christbaumhofs in Watzenegg zuschreibt. Vor vierzig Jahren hat er dort mit der Aufzucht von Tannenbäumen für Weihnachten begonnen. Allerdings mehr aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus, denn der Hof seiner Vorfahren warf zu wenig zum Leben ab.
Mit Blick auf den Mond
Inzwischen sind die Weihnachtstannen vom Christbaumhof sehr gefragt. Auch, weil „100 Prozent Heimat und keine Chemie darin steckt“, wie Erwin Kaufmann guten Gewissens versprechen kann. Stattdessen lassen „Freude an der Arbeit sowie Fleiß und Liebe zur Arbeit“, das vierte und fünfte Geheimnis, die Bäumchen wachsen und gedeihen.
Derzeit geht der Seniorchef besonders gerne in seine zwei Hektar umfassenden Christbaumgärten. Dicke Schneehauben zieren die Bäumchen und verwandeln die Plantagen in ein Winterwunderland. Lange werden sie dort jedoch nicht mehr stehen. Die ersten Bestellungen sind bereits eingetroffen. Und da Erwin Kaufmann beim Schneiden auf den Mond schaut, geht es bald los. „Ab 13. Dezember ist es gut“, konstatiert er mit dem Wissen eines langen Christbaumzüchterlebens. Zwei Drittel der Bäume bekommen einen Mondschnitt. Der Rest wird knapp vor Weihnachten vom Feld geholt.
Die meisten seiner Kunden lassen schlägern. Einige legen selbst Hand an. „Speziell, wenn kleine Kinder dabei sind“, erzählt Erwin Kaufmann. Doch er propagiert es nicht. Wegen der frischen Pflänzchen, die unter den schweren Winterschuhen leiden könnten. Immerhin braucht ein Tannenbäumchen zehn Jahre, bis es zum Christbaum taugt. Beim Aussetzen sind die Pflanzen etwa vier Jahre alt. Dann heißt es, die Fläche drum herum fleißig ausmähen. Das macht die meiste Arbeit. Kaufmann geht nach guter alter Manier mit der Sense zu Werke. Ihm ist eine naturnahe Bewirtschaftung wichtig.
Idee im Forst geboren
Im Wald ist er schon als Kind gerne gewesen. Auch danach, als er als Polsterer und Tapezierer und später als Bankkassier arbeitete, war Erwin Kaufmann viel im Forst unterwegs. Das brachte ihn auf die Idee, eine Christbaumzucht aufzubauen, als der Hof kaum noch etwas hergab. Heute kümmert er sich um rund 10.000 Tannenbäume, von denen jedes Jahr etwa 1000 für Weihnachten bereitstehen. Der beliebteste Baum ist die Nordmanntanne, gefolgt von der Weißtanne und der Fichte. Die offiziellen Verkaufspreise liegen, je nach Sorte, zwischen 11 und 23 Euro pro Meter.
Erwin Kaufmann hat das Christbaumgeschäft inzwischen seinen Söhnen Arnold und Martin übergeben. Aber ganz lassen kann er es trotzdem nicht. „Wir helfen zusammen“, sagt er. Alle Jahre wieder zur schönsten Zeit.
Und die übrigen Geheimnisse? Der sechsfache Großvater hat sie fein säuberlich aufgelistet: Verbundenheit zur Landschaft, Ruhe und Zufriedenheit, die Jahreszeiten, Konzentration auf die Arbeit und eine starke Frau im Hintergrund, und zu guter Letzt ist Erwin Kaufmann überzeugt, dass es der Christbaum ist, der sich seinen Kunden aussucht. Das Wunder der Heiligen Nacht hat eben viele Aspekte.
Zwei Drittel der Bäume bekommen einen Mondschnitt.
Erwin Kaufmann
Zur Person
Erwin Kaufmann
Geboren: 25. Dezember 1940 in Dornbirn
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder, 6 Enkel
Hobbys: Bergwandern, Christbaumzucht