„Spiele sind eine Kunst“

Der gebürtige Bregenzer Tobias Sturn will als Spieleentwickler Emotionen ansprechen.
Wien. (VN-ebi) Künftig könnten Tanzmuffel durch ein einfaches Spiel für das Smartphone die wichtigsten Standardtänze lernen. Zum Start wird der Foxtrott beigebracht. Welche Schrittfolgen zusätzlich noch angeboten werden, weiß der Spieleentwickler Tobias Sturn noch nicht. Und ob der Lerneffekt dann tatsächlich eintreten wird, will er mit der Produkteinführung testen.
Faszination Spiele
Der 28-jährige Vorarlberger machte sein Hobby zum Beruf. Schon immer sei er vom „Medium Spiele“ fasziniert gewesen. Bereits im Alter von zwölf Jahren habe er sich die erste Programmiersprache beigebracht und kleine Computerspiele entwickelt: „Irgendwie bin ich in dieses Thema einfach reingerutscht, weil man mit einem Computer etwas erschaffen kann, ohne dass man weiteres Material benötigt“, so Sturn. Er selbst sei nicht der große Spieler, sondern eher der Produzent. Heute ist er Projektassistent an der Technischen Universität (TU) in Wien und mit seiner Firma „Emoak“ Kleinunternehmer.
Bereits der Firmenname ist Beweis genug, dass Sturn mit seiner Arbeit schon fast einer Berufung folgt. Mit seinen Spielen wolle er Emotionen auslösen (Emo) und Standhaftigkeit signalisieren. Letzteres wird vom englischen Wort Eiche (Oak) repräsentiert. Und auf die Frage, was sein größtes Ziel sei, spricht Sturn nicht von großen Gewinnen oder Umsatzzahlen, sondern davon, ein Spiel entwickeln zu wollen, das „alle Emotionen anspricht“, tiefgründig sei und eine Aussage habe.
Laufbahn voller Spiele
Bereits vier Jahre ist der Vorarlberger nun in Wien. Nachdem er an der FH in Dornbirn den Bachelor gemacht hatte, arbeitete er ein Jahr in einer Spielefirma in Deutschland. Danach folgte der Masterabschluss an einem für Spieleprogrammierer spezialisierten Lehrgang am Technikum in Wien. Als Projektassistent an der TU arbeitet er zugleich an seiner Dissertation zu „serious gaming“, also ernsthaftem Spielen, das einen Zweck erfüllen soll.
Der Lochauer scheint völlig in seiner Arbeit, die gleichzeitig in seiner Freizeit mündet, aufzugehen. Sobald der ruhige und gelassene Vorarlberger über seine Projekte spricht, ist ihm der Stolz und seine Leidenschaft anzumerken. Schließlich habe er Spaß dabei, womit er die gleiche Philosophie verfolgt, die auch seine Spiele zu erfüllen haben.
An einer Zeitung hochklettern
„Paper Climb“ heißt der erste Wurf des Lochauers. Dieses Spiel progammierte er gemeinsam mit einem Kollegen. Dabei klettert der Spieler mit einer Figur entlang einer überdimensional großen Zeitungswand und muss verschiedene Hindernisse überwinden, erklärt Sturn. Damit wollte er aber nur testen, wie der Markt funktioniert, was bei den Menschen gut ankommt und wie viele das Spiel auch wirklich spielen. Da man diese Fragen nie im Voraus beantworten könne, sei „beim Spiele entwickeln immer eine gewisse Art von Pokern dabei. Es ist wie Lotto spielen“, sagt er.
Mit „Paper Climb“ habe sich der Spieleprogrammierer nun dem Trend zu Facebook, iPad und iPhone angepasst, da dies derzeit die besten Plattformen für Spiele seien. Damit würden die Angebote aber „immer flacher“. Er jedoch sehe in Spielen mehr: eine Vereinigung aller Kunstformen. „Wenn ich ein Spiel entwickle, dann zeichne ich Figuren, ich mache Architektur, ich muss Musik reinbringen, kann auch Texte schreiben und sogar die Schauspielerei kann Teil davon werden.“
Spiele zu entwicklen ist ein bisschen wie Lotto spielen.
Tobias Sturn
Zur Person
Tobias Sturn
Spieleentwickler und Projektassistent an der Technischen Universität Wien
Geboren: 12. Jänner 1984, Bregenz
Ausbildung: Bachelor an der FH Dornbirn, Masterstudium am Technikum in Wien
Website: www.emoak.com