Wo das Klingeln erhört wird

Sozialarbeiter Peter Stieger kümmert sich in der Notschlafstelle um Wohnungslose.
Feldkirch. (VN-zud) Es ist ein Job, der fordert. Der einen jeden Tag vor neue Herausforderungen stellt. Doch Peter Stieger hat schon vor vielen Jahren entschieden, dass er nichts anders machen will. Der 56-Jährige ist Sozialarbeiter bei der Caritas und betreut seit knapp zehn Jahren die Notschlafstelle in Feldkirch. Acht Betten gibt es dort zu verwalten. Betten für Menschen, die nicht wissen, wo sie die Nacht verbringen sollen. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig. Ebenso wie die Menschen, die in den Räumlichkeiten am Jahnplatz 4 ein und aus gehen.
Zimmer spärlich eingerichtet
„Zu unseren Gästen – wie wir sie nennen – gehören suchtkranke junge Menschen genauso wie unschuldig in Not geratene Pensionisten“, erläutert Peter Stieger. Untergebracht sind diese in spärlich eingerichteten Zimmern. Dekoration sucht man in den Räumlichkeiten vergebens. Das auch, weil sich die Gäste hier nicht wie zu Hause fühlen sollen: „Sie müssen von Anfang an begreifen, dass dies nur eine Übergangslösung ist.“ Spätestens nach 28 Tagen müssen die Wohnungslosen ihr Zimmer in der Notschlafstelle räumen. Doch bis dahin kann in den meisten Fällen eine andere Wohnmöglichkeit gefunden werden. Auch wenn es oft sehr schwierig ist, weil kleine und vor allem leistbare Wohnungen in Vorarlberg Mangelware sind. „Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen bei der Wohnungssuche zu unterstützen“, erklärt der Sozialarbeiter.
Vermittlung von Therapien
Die Arbeit des Teams in der Notschlafstelle beschränkt sich nicht nur auf die Suche von Wohnraum, sondern auch die Betreuung vor Ort oder die Vermittlung von Hilfe im medizinischen oder psychologischen Bereich. „Wir haben ein tolles Team aus Nachtdienst und Sozialarbeitern, das sehr gut zusammenarbeitet und unglaublich viel leistet“, freut sich Stieger. Der Zusammenhalt sei besonders wichtig, um die Erlebnisse verarbeiten zu können. Eindrücke, die nach 20 Jahren im Sozialbereich so zahlreich sind, dass man damit ein Buch füllen könnte, nimmt der 56-Jährige auch hin und wieder mit nach Hause.
Sein Tipp, um den Kopf frei zu kriegen: An der frischen Luft Rad fahren oder laufen. Das helfe fast immer.
Der Grund, warum jemand bei uns ist, ist für uns unwichtig.
Peter STieger

Zur Person
Peter Stieger
Sozialarbeiter bei der Wohnungslosenhilfe der Caritas
Alter: 56 Jahre
Familienstand: Partnerschaft
Erlernter Beruf: Fotograf, Sozialpädagogische Ausbildung
Beruflicher Werdegang: SOS Kinderdorf, Herberge Bürs, seit 2004 Wohnungslosenhilfe der Caritas
Hobbys: Berge, Mountainbiken, Kochen