Ein „abgefahrenes“ Leben

Willi Mathies hat sein Dasein als „einzigartiger Pistenplayboy“ humorvoll erzählt.
stuben. (VN-mm) Viele Mäntelchen wurden ihm schon umgehängt: „Der Charles Bronson der Berge“, „Der bunte Hund vom Arlberg“, „Der König der Albona“ – und Willi Mathies war stets bemüht, seinem Image gerecht zu werden. „Ich habe alles gemacht, was Gott verboten hat“, fasst er die vielfältigen Eskapaden, die seine Biografie einer Spur im Tiefschnee gleich durchziehen, schmunzelnd zusammen. Seit Kurzem gibt es die ungeschminkte Wahrheit über den „einzigartigen Pistenplayboy“ von Stuben auch in Buchform. „Ab 1000 Meter wird geduzt!“ heißt das im Heyne Verlag erschienene Druckwerk, das aus dem „abgefahrenen Leben eines Skilehrers“ erzählt.
Spätberufenes Model
Selbiger ist heute 70 und ein bisschen ruhiger unterwegs. Ganz lassen kann es Willi Mathies allerdings nicht. So posierte er in knallroter Skihose und mit nacktem Oberkörper für den Österreichischen Skilehrerkalender 2012. Dem Fotoshooting voraus ging ein hartes Training im hauseigenen Fitnesskeller. „Ich wollte zwischen all den Jungen nicht wie ein schwammiger Knödel daherkommen“, sagt er. „Und“, merkt Willi Mathies noch trocken an, „das wäre ein unwürdiges Ende meiner glänzenden Karriere gewesen.“
Die schon früh im Schnee begann. Seine Leidenschaft zum Skisport bekam er von den Vorfahren in die Wiege gelegt, wie eine Bildergalerie in „Willis Pilsstüble“ dokumentiert. Hier ging früher im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab. Während des Tages brachte der Willi mehr oder minder begabten Gästen den Stemmbogen bei, abends stand er hinter dem Tresen und sorgte für Stimmung. „Das ging oft bis in die frühen Morgenstunden“, erzählt er. Ein Hauch von Wehmut schwingt da mit. Ja, ein bisschen fehle ihm die Ungezwungenheit von damals. Heute lebe der Gast viel bewusster.
Der Familie verpflichtet
Über die Jahre hat sich Willi Mathies zwar einen „Ruf wie ein Donnerhall“ erarbeitet und jedes erdenkliche Klischee bedient. Doch eines konnte ihm niemand vorwerfen, nämlich Verantwortungslosigkeit. Höchstens sich selbst gegenüber, wenn er wie ein „Gummihund“ durch den Tiefschnee schoss, Felsen hinabsprang oder einer Lawine davonpreschte. Diverse Knochenbrüche zeugen ebenfalls von waghalsigen Unternehmungen. „Aber meine Familie hätte ich nie im Stich gelassen“, betont Mathies. Auch so manches Lawinenopfer verdankt seinem beherzten Eingreifen das Leben. Spätestens nach dem Ende der Wintersaison mottete der Skischulleiter den Hallodri jedoch ein und verdingte sich als Lkw- und Omnibusfahrer. Er arbeitete hart für das, was heute sein Eigen ist: Häuser, eine Kneipe mit Kultstatus und schnelle Autos.
Dem Draufgänger stets zur Seite stand und steht Edeltrud. Seit 46 Jahren sind die beiden verheiratet. „Sie musste oft alle Augen zudrücken“, räumt Willi Mathies treuherzig ein. Ihr ist im Buch, an dem sie übrigens mitgewirkt hat, deshalb ein besonderer Dank gewidmet.
2001 zog sich Willi Mathis aus der Skischule, die er 1981 übernommen hatte, zurück. Seit drei Jahren wird sie von seinem Sohn geführt. Er selbst hilft in seiner 53. Saison als Skilehrer hin und wieder gerne aus. Und er versucht, ein bisschen kürzer zu treten. So könne es ja nicht ewig weitergehen. Wer’s glaubt.
Ich wollte nicht wie ein schwammiger Knödel daherkommen.
willi mathies
Zur Person
Willi Mathies
Geboren: 1942 in Stuben a. A.
Familienstand: verheiratet,
zwei erwachsene Kinder
Berufliches: Von 1982 bis 2001 leitete er die Skischule Stuben, insgesamt 53 Jahre Tätigkeit als Skilehrer
Hobbys: Skifahren, schnelle Autos