Eine Pferdestärke in Aktion

In Dornbirn-Kehlegg geht die Schneeräumung deutlich leiser vonstatten.
Dornbirn. (VN-mm) Sie sind ein gutes Gespann, weil zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Und gefragt war der Einsatz von Ferdinand Kaufmann und seiner Norikerstute „Gerti“ in diesem Winter schon häufig. Was andernorts jedoch meist dröhnende Maschinen erledigen, geht in Dornbirn-Kehlegg deutlich leiser mit einer Pferdestärke vonstatten. Seit bald 30 Jahren ist Kaufmann im Auftrag der Stadt nämlich für die Schneeräumung auf den Wanderwegen in und rund um Kehlegg zuständig. Da knirscht dann höchstens der Kies unter dem Pflug, wenn „Gerti“ und Ferdinand Kaufmann nach gutem altem Brauch durch das ruhige Bergdörfchen stapfen.
Vier-Stunden-Tour
Kein Weg ist zu steil, keine Kurve zu eng. Routiniert dirigiert der rüstige Siebzigjährige das massige Pferd durch das Gelände. Die beiden, so scheint es, verstehen sich ohne viel Aufhebens. „Gerti würde den Weg auch alleine finden“, kleidet Ferdinand Kaufmann die Gedanken des Betrachters in Worte. Rund vier Stunden braucht er für die große Runde. Sie führt von Kehlegg über Watzenegg, Heilenberg, Klotzen, Romberg, Schauern, Schwefel, Altweg, Pferre und Brugga wieder zurück zum Ausgangsort. Lässt es Frau Holle ordentlich krachen, kann auf den Wanderwegen bis zu einem Meter und mehr Schnee liegen. „Da bringt das Räumen eine große Erleichterung für die Spaziergänger“, weiß Kaufmann.
An Tagen wie diesen erfolgt die erste Schneekontrolle um fünf Uhr morgens. Steht die weiße Pracht hoch, erledigt der Hobbylandwirt zuerst das Gröbste im Stall. Danach zieht er mit seiner „Gerti“ durch Kehlegg. Anschließend findet man Ferdinand Kaufmann wieder bei seinen Tieren im Stall, wo er die begonnene Arbeit beendet. Dann machen sich Ross und Pferdehalter erneut auf den Weg. Bis auch diese Arbeit getan ist.
Fit durch den Winter
In Kehlegg hat das Schneeräumen mit Pferdestärken Tradition. „Hier wurde immer so geräumt“, erzählt Kaufmann. Er setzt nur fort, was andere begonnen haben. Aber er macht es gerne. „Die frische Luft hält mich fit und gesund“, merkt der Pensionist zufrieden an. Früher kamen seine Pferde im Winter auch beim Holzrücken zum Einsatz. Doch das beschränkt sich jetzt auf Frühling und Herbst. Im Sommer darf „Gerti“ dann auf die Alpe.
Zurück in den Winter: Einmal im Tag räumt das eingespielte Team die Wanderwege, zwei- bis dreimal die Straßen im Ort, so es die Situation erfordert. Ferdinand Kaufmann schaut prüfend in den grauen Himmel. „Wenn der Wetterbericht stimmt, gibt es diese Woche noch viel zu tun“, meint er lakonisch. Es stört ihn ja nicht.
Wiewohl er zuweilen froh ist über die Unterstützung von Martin Hofkirchner. „Ganz allein wäre es sehr viel, zu zweit geht es“, sagt der ehemalige Textilarbeiter. Was Ferdinand Kaufmann auch weiß: Sein Helfer wird die Tradition weiterführen. Wenn er einmal nicht mehr kann. Das steht im Moment allerdings ganz und gar nicht zur Debatte.
Die frische Luft hält mich fit und gesund.
Ferdinand Kaufmann
Zur Person
Ferdinand Kaufmann
Geboren: 17. September 1942 in Dornbirn
Wohnort: Dornbirn-Kehlegg
Familienstand: verheiratet, 3 erwachsene Söhne
Hobbys: Landwirtschaft und
Pferde