Dorfladen als Treffpunkt

Wetter / 05.02.2013 • 20:04 Uhr
Für Nesensohn bedeutet ein Dorfladen mehr Lebensqualität. Foto: VN/Hofmeister
Für Nesensohn bedeutet ein Dorfladen mehr Lebensqualität. Foto: VN/Hofmeister

Für den Laternser Bürgermeister ist klar, dass es einen Lebensmittelladen im Ort braucht.

LAterns. (VN-ram) In neun von 96 Gemeinden gibt es gar keinen mehr, in jeder zweiten nur noch einen: Einen Lebensmittelladen als Nahversorger. Einer von ihnen ist der Laternser Dorfladen, geführt von Harald Nesensohn. Vor 13 Jahren übernahm er das Geschäft, als der Vorbesitzer in Pension ging und die Gemeinde einen Nachfolger suchte.

Die kleinen Läden stehen heute vor großen Herausforderungen. „Vom Lebensmittelladen allein kann man nicht mehr leben“, weiß Harald Nesensohn. Von den fünf Mitarbeiterinnen kann keine Vollzeit beschäftigt werden, der Konkurrenzdruck durch die Großhändler am Taleingang wird immer stärker. Er ist daher auf die öffentliche Förderung durch Land und Gemeinde angewiesen. Auch seine Frau Gerda arbeitet voll mit, der Broterwerb ist aber Harald Nesensohns Vollzeitjob als Bürgermeister von Laterns. Er selbst ist von Montag bis Freitag jeden Vormittag für mindestens zwei Stunden im Laden, weiters jeden Freitagnachmittag und Samstagvormittag. Dazu kommen noch organisatorische Tätigkeiten wie die Buchhaltung. Früher leitete Nesensohn noch zwei größere Lebensmittelgeschäfte neben dem Dorfladen. „Diese musste ich aber aufgeben, meine Zeit reichte dafür nicht aus“, bedauert er.

Die Situation der Nahversorger beunruhigt nicht nur den Laternser Bürgermeister. Bisher organisierten sich 60 Vorarlberger Gemeinden im Verein für dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung. Gemeinsam erreichten sie erst kürzlich eine Erhöhung der Landesförderung für die Dorfläden. „Als Einzelkämpfer wäre uns das nicht möglich gewesen“, ist Nesensohn überzeugt.

Beitrag zur Lebensqualität

Seit sieben Jahren ist Nesensohn Bürgermeister im Ort. Dies macht es ihm nicht gerade leichter. „Da ich ja von der Gemeinde gefördert werde, schaut man mir als Bürgermeister doppelt und dreifach auf die Finger. Es gibt immer Leute, die überzeugt sind, dass man mit dem Geschäft noch ein Geschäft macht“, betont Nesensohn die Kontrolle durch die Gemeinde.

Trotz aller Widrigkeiten will der gelernte Bäcker am Laden festhalten. In ihm sieht er einen Beitrag zur Gesellschaft und zu mehr Lebensqualität im Dorf. „Es geht um mehr als nur Lebensmittel, er ist auch einer der letzten sozialen Treffpunkte im Ort“, versteht Nesensohn die Bedeutung seines Dorfladens. Dass es die Nahversorger braucht, steht für ihn außer Frage.

Vom Lebensmittelladen allein kann man nicht mehr leben.

Harald Nesensohn

Zur Person

Harald Nesensohn

Vor 13 Jahren übernahm er den Laternser Dorfladen. Seit sieben Jahren ist er Bürgermeister des Orts.

Geboren: 1. Juli1965 in Laterns

Ausbildung: Bäckermeister, Um­schulung zum Großhandelskaufmann

Familie: verheiratet, drei KInder