Ein echter Gute-Laune-Typ

Nach der Rückkehr aus Sotschi warten auf Alessandro Hämmerle gleich einige Schularbeiten.
Snowboard. (VN-cha) Es war der Tag, als der „große Bruder“ Michael in Alter von neun Jahren von seinem Göte ein Snowboard geschenkt bekam. Ein Geschenk, das das Leben der skibegeisterten Familie Hämmerle verändern sollte. „Für die Jungs zählte von da an nur noch das Snowboard“, erinnert sich Mutter Caterina. „Jede freie Minute verbrachten sie auf der Piste.“ Und die haben sie in Gaschurn praktisch vor der Haustür. Denn vor zehn Jahren waren die Eltern, die in der Schweiz ein Haubenlokal geführt hatten, ins Montafon gezogen.
Mit 19 Jahren hat Alessandro Hämmerle nun sein erstes Snowboardcross-Weltcuprennen gewonnen. Ausgerechnet in Sotschi, ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen 2014 in Russland. „Einige der Stars haben schon blöd geschaut“, schmunzelte er danach in der für ihn typischen Art. Denn Probleme kennt der Gymnasiast eigentlich keine, weder in der Schule noch im Sport. „Er ist Lebensfreude pur“, sagen seine Eltern über „Izzi“. Und haben sogleich ein Beispiel an der Hand: So stellte er sich einfach in die Küche, um eine Topfentorte fertig zu backen, weil die Mutter Hausgäste zum Flughafen fahren musste – und er selbst erst in den Morgenstunden von einem Rennen in Tschechien zurückgekehrt war. „Ich mache dir die Torte“, waren seine Worte. Und das Urteil von Mama? „Sie war perfekt.“
Zusammen mit Bruder Michael und Markus Schairer reist Alessandro im Winter von einer Weltcupstation zur nächsten. Um dazwischen immer wieder die Schulbank im Sportgymnasium Schoren in Dornbirn zu drücken. Auch nach der Rückkehr aus Sotschi. Und so antwortete er auf die Frage, wie er denn seinen Weltcup-Premierensieg feiern wolle, kurz und bündig: „Mit Schularbeiten schreiben.“ Auch seine Maturafächer stehen bereits fest: Die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Sportkunde stehen schriftlich auf dem Programm, mündlich warten neben dem Doppelfach Philosphie/Psychologie noch Englisch und Sportkunde auf den Montafoner. Was im Skigymnasium Stams begann, soll in diesem Sommer in der Messestadt Dornbirn seinen Abschluss finden.
Eine ehemalige Lehrerin erinnert sich an ihren Schützling als „ganz sozial eingestellten Menschen“. Stets habe er schlechteren Schülern geholfen. „Er hat eigentlich immer gestrahlt. Ein echter Gute-Laune-Typ.“
Unterschiedliche Charaktere
Mit seiner unkomplizierten Art unterscheidet sich Alessandro stark von Michael. „Gino“, der älteste der drei Hämmerle-„Snowboardfreaks“, ist ein richtiger Tüftler, schaut sich die Boards bei der Präparierung genau an. „Izzi“ hingegen nimmt es da nicht so genau. „Mir ist das egal, fahren musst du können“, lautet seine Einstellung. Bei Alessandro muss sich immer etwas bewegen. Das war schon als kleines Kind so, wie seine Mutter erzählt: „Izzi war ca. zweieinhalb Jahre, als er nicht mehr auffindbar war. Mit einem Tretauto war er innert weniger Minuten einfach verschwunden.“ Die Suche nach ihm dauerte dann aber nicht lange. „Er hatte sein Auto vor unserem Restaurant abgestellt und saß zusammen mit unserem Oberkellner im Lokal – und trank einen Espresso“, kann Catarina heute darüber lachen. Ein solcher wartet auf ihn auch nach der Rückkehr aus Sotschi – inklusive Torte.
Der Weltcupsieg wiegt mehr als der Junioren-WM-Titel.
Alessandro Hämmerle
Zur Person
Alessandro „Izzi“ Hämmerle
Regierender Junioren-Weltmeister im Snowboardcross (SBX)
Geboren: 30. Juli 1993
Ausbildung: Sportgymnasium
Schoren (Maturajahr)
Freundin: Melissa
Laufbahn: 2013 WM-Sechster in Stoneham; 2012 Junioren-Weltmeister in der Sierra Nevada; zwei Top-10-Plätze im Weltcup (Sieg in Sotschi, Achter in Schruns) in der Saison 2012/13
Familie: Eltern Hanno und Caterina (Pension Rudolph/Gaschurn); Brüder Michael (21) und Luca (16)