Rhythmiker der Farben

Mit Farben und Licht schafft er umfassendere Kunsträume. Auf Bergen und im Tal. Im Auenfeld und anderswo.
WIEN. (VN-elle) In der Familie gibt es gewerbliche Maler und Anstreicher. Der Dornbirner Apfel fällt weiter vom Stamm. Dem freien Malen gilt sein Sinn. Nach der neunjährigen Pflichtschule macht er eine Lehre als Musterzeichner. Diese schließt er ab. 1974 zieht es den Freigeist nach Wien. Er will Künstler werden und besteht die Aufnahmeprüfung an der Universität für Angewandte Kunst. Ab 1975 studiert er bei Oswald Oberhuber. Bevor er sich als Kunststudent ins Zeug legt, reist er noch um die halbe Welt. 1981 wird sein Diplom mit dem Preis der Angewandten belohnt, 1986 honoriert ein Staatsstipendium und 1993 der Hypo-Bank-Kunstpreis seine konzeptuellen Arbeiten: Expressiv und eigenwillig in Rhythmus und Farbe. 1995/1996 hat er einen Lehrauftrag an der Sommerakademie in Hohenems. Anschließend widmet sich der Rhythmiker bis 2001 den Strukturen im Kunstraum Dornbirn. Dem Konzept- und Objektkünstler, Bildhauer und Maler geht es „um Kunst überhaupt“. Mit Farben und Licht entwickelt er rhythmische Kunsträume, visualisiert spürbare Strukturen des Denkens, Vorstellens und Handelns, inszeniert mit raumgreifenden Arbeiten umfassendere Erlebnisse von Kunst. Im Innen- und Außenbereich. Am Boden und an den Wänden. Endlich kann er von seiner Kunst leben: „Fast.“
Farbensehen
„Farben sind Taten des Lichts . . .“ Soweit Goethe. Franz Türtscher gibt Farben eine, seine eigene, autonome Qualität. Bei ihm ist Farbe Grundbedingung für Ordnungsstrukturen, die wie ein sinnliches Archiv gelesen, erweitert, gestaltet und empfunden werden. Reihen von Farbstreifen, gewebt, gemalt, dreidimensional geformt, lebendig durch scheinbar willkürliche Kontraste, stets harmonisch in der Gesamtwirkung, werden zu bunten Erlebnisfeldern, die mit dem Lauf des Lichts Rhythmus und Intensität spielerisch ändern. Diese Art seiner „expansiven Malerei“ vermittelt besondere Erlebnisqualitäten.
Farblichtfilter
Anno 2002 bietet ihm Hans Riemelmoser, Architekt der Tal- und Bergstation der Kriegerhornbahn in Lech, die Chance für eine künstlerische Intervention an der gläsernen Außenhülle.
Im Rhythmus des Stahlskeletts setzt der Künstler transparente Farbflächen ein, die wie der Farbfilter einer Kamera funktionieren. Die majestätische Landschaft zeigt sich in immer neuem Licht. 2004 entsteht in Hochfügen im Zillertal an Tal- und Bergstation einer Seilbahn eine Variante der Türtscher-Lichtspiele.
Fassadenbilder
Für die Stationsgebäude der Liftanlage Weibermahdbahn/Auenfeldjet, für die neuerlich Hans Riemelmoser als Architekt verantwortlich zeichnet, strukturiert Franz Türtscher mit Lamellen aus Lerchenhölzern und neun verschiedenfarbigen, präzise geformten Aluminiumprofilen rhythmische Fassadenbilder, die sich im Licht der Jahreszeiten verändern und den Erlebnisraum erweitern.
Von meiner Kunst will ich frei leben können.
Franz Türtscher
Zur Person
Franz Türtscher
ist Künstler. Neuestes Werk: Fassadenbilder an den Stationsgebäuden von Weibermahdbahn/Auenfeldjet, die Lech mit Warth verbinden
Geboren: 30. Dezember1953
Familienstand: ledig
Wohnort: Wien-Fünfhaus
Beruf: Konzept-und Objektkünstler, Bildhauer und Maler
Lebensmotto: „Für eine Anstellung gebe ich die Freiheit nicht auf.“