Vom Echo der Berge

Theo Fritsche ist ein Großer der Alpinisten-Szene. Das belegt auch ein neues Buch.
Nüziders. (VN-mm) Das Leben gibt ihm Berge. Und Theo Fritsche greift mit beiden Händen zu. Die vielen Gipfel, die er in seinem 40-jährigen Alpinisten-Dasein schon erreichte, hat er nicht gezählt. Aber zumindest die Bezwingung der jeweils höchsten Erhebungen aller sieben Kontinente ragt ein bisschen heraus. Wohl, weil es Fritsche stets ohne technischen Schnickschnack hinaufschaffte. Das war ihm immer wichtig, sich mit fairen Mitteln den steinernen Giganten zu stellen. Umkehr eingeschlossen. „Egal, wo ich stehe, ob am Gipfel oder darunter“, sagt der gelernte Tischler und Glaser.
Leitfaden für das Leben
Heute wird er in der Villa Falkenhorst in Thüringen stehen und der Präsentation des im Tyrolia-Verlag erschienen Buches „Austria 8000“ beiwohnen (Beginn 19.30 Uhr). Es ist nicht die erste Publikation, in der Theo Fritsche aufscheint. Seine eigenwillige Begehung des Second Step, einer Schlüsselstelle am Mount Everest, katapultierte den Vorarlberger in den Fokus von Bergautoren. Denn vor und nach ihm ging keiner mehr den Second Step „free solo“, also ungesichert und ohne Seil oder Leiter. Dabei wäre beides vorhanden gewesen. Doch er blieb seiner Maxime vom fairen Wettkampf mit dem Fels selbst in diesem Falle treu.
Fritsche teilt seine Erlebnisse gerne mit anderen. Größenwahn steckt jedoch keiner dahinter. Im Gegenteil. Er gehört zu den Leisen der Szene, möchte jedoch aufzeigen, dass „niemand besser oder besonders ist, nur weil er auf einem Achttausender steht“. Vielmehr werde man klein und demütig. Die relativ kurze Zeit, die ein Mensch in solchen Höhen zubringen kann, vergleicht er gerne mit dem Leben im Tal. „Je höher das Ziel und der Anspruch, umso kürzer bewegt man sich dort“, meint der vierfache Vater. Seine Bergerfahrungen sind ihm denn auch ein „Leitfaden für das Leben“.
Touren und Hilfsprojekte
Er braucht die Felsen wie die Luft zum Atmen. Als Kind „flüchtete“ sich Theo Fritsche zuweilen vor der harten Arbeit in der elterlichen Landwirtschaft ins Gebirge. Später dann trat er dem Alpenverein bei, und inzwischen ist aus dem Hobby ein Beruf geworden. Fritsche organisiert Trekkingtouren und Expeditionen zu Zielen, die noch nicht überlaufen sind. „Die Menschen sollen ein wirkliches Erlebnis haben, wieder Bodenkontakt finden.“ Was die Ruhe betrifft, agiert er nicht ganz uneigennützig. Denn auch er zieht die Abgeschiedenheit dem touristischen Trubel vor. Jedes Jahr ist er mit Gruppen wenigstens drei- bis viermal in Nepal und anderen Ländern unterwegs. Zudem fordern Hilfsprojekte in Nepal seinen Einsatz. Drei Schulen sind gebaut, eine vierte Schule ist im Entstehen.
Maschinen geparkt
Aber der Nüziger weiß ebenso die heimische Bergwelt zu schätzen. Die Zimba beispielsweise hat er als geführte Alpenvereinstour regelmäßig im Programm. „Weil es die Leute wollen.“ Theo Fritsche ist kein Abgehobener, keiner, der in Sphären bar jeder Erreichbarkeit schwebt. Davon zeugt auch, dass er die Maschinen nach Auflassung der eigenen Tischlerei bei seinem Bruder untergestellt hat. „So kann ich arbeiten, wenn ich Lust habe“, meint er. Die hätte er des Öfteren, nur eben keine Zeit. Der Berg ruft. Noch zu laut, um sich dem Echo verschließen zu können.
Die Leute sollen wieder Bodenkontakt finden.
Theo Fritsche
Zur Person
Theo Fritsche
Geboren: 13. Oktober … (Jahr gibt er nicht bekannt, „ist eine Marotte von mir“)
Wohnort: Nüziders
Familienstand: verheiratet, 4 Kinder, ebenfalls mit Bergambitionen
Beruf: derzeit Organisator von Trekkingreisen
Hobbys: Berge, Skifahren, Radfahren