Teilen als Geschäftsmodell

Wetter / 17.03.2013 • 19:08 Uhr
Das von Markus Heingärtner ins Leben gerufene Portal „usetwice“ ist nun seit wenigen Monaten online. Foto: usetwice
Das von Markus Heingärtner ins Leben gerufene Portal „usetwice“ ist nun seit wenigen Monaten online. Foto: usetwice

Vom Smoking bis zum Rasenmäher: Nenzinger entwickelte Plattform zum (Ver-)Mieten.

Wien. (VN-ebi) Markus Heingärtner setzt auf einen „schlanken Lebensstil“. Viel brauche er nicht, sagt er, wollte er schließlich bei seinen vielen Umzügen immer nur mit „möglichst wenig Sachen“ siedeln. Von seiner Heimat in Nenzing ging er zuerst für sein Studium nach Innsbruck. Nebenbei sammelte er Berufserfahrung in Paris und München, bis er dann nach Wien zog, um an der Wirtschaftsuniversität seinen Abschluss zu machen. Davor absolvierte er noch zwei kurze Auslandsstudien in Indonesien und Thailand und arbeitete im Europäischen Parlament in Brüssel sowie für eine Bank in London. Zu jener Zeit habe sein gesamter Besitz in einen kleinen Transporter gepasst, erklärt der 39-Jährige: „Heute ist das zwar nicht mehr der Fall, meine Grundhaltung ist aber geblieben.“

Mieten und Vermieten

Bei einem Konzert sei ihm plötzlich die Idee gekommen: Teilen als Geschäftsmodell. „Ich bin zwar nicht der Erste“, sagt Heingärtner, er sehe aber trotzdem noch viel Potenzial in dieser Sparte. Man kann bereits private Ferienwohnungen für Touristen anbieten, es gibt Online-Portale für Car-Sharing und ebenso das Konzept des Couch-Surfens, bei dem Menschen weltweit ihre Wohn- oder Gästezimmer für Reisende zur Verfügung stellen. „Warum also diese Idee nicht auch für Alltagsgegenstände weiterentwickeln?“, fragte sich der Vorarlberger. Vergangenes Jahr hat er dann sein Internet-Start-up „usetwice“ – also zum doppelten Gebrauch – gegründet. Seit wenigen Monaten ist seine gleichnamige Plattform nun schon online. Von einem Frack aus Dornbirn über einem Paar Ski aus Graz bis hin zu Rasenmäher, Eismaschine und Baby-Reisebett aus Wien, es sind bereits die unterschiedlichsten Produkte aus fast allen Bundesländern auf „usetwice“ zu finden. Die zu bezahlende Miete reicht von einem bis zu rund 50 Euro – je nach Vermieter und Produkt. Der Vorteil liege auf beiden Seiten, so Heingärtner: Während sich der Mieter einen weiten Anfahrtsweg und Geld für die Anschaffung spare, könne sich der Vermieter etwas dazu verdienen.

„Noch nie ein Auto besessen“

Heingärtner selbst setzt bereits seit Langem auf die „Ökonomie des Teilens“. So habe er noch nie ein Auto besessen. Vielleicht sei ihm damit in Wien auch etwas typisch Vorarlbergerisches – nämlich die Sparsamkeit – geblieben, da ihm ein Pkw viel zu teuer wäre. Er besitze auch kein eigenes Paar Ski, da er höchstens eine Woche im Jahr auf der Piste sei. Seine kleine Ferienwohnung vermiete er übrigens auch über eine Online-Plattform.

Die Wende im Lebenslauf

Wenngleich Heingärtner seinen „schlanken Lebensstil“ bereits seit seiner Schulzeit verfolgt, „manchmal braucht es ein bisschen, bis man seinen Weg findet“, sagt er. Denn mit dem Abschluss seines Studiums begann zuerst seine Karriere als Unternehmensberater. Von da aus wechselte er in die Politik als wirtschaftspolitischer Referent des österreichischen Wirtschaftsbundes. Bis zur Gründung seines Internet-Start-ups war er dann als Bundesgeschäftsführer des „management clubs“ tätig, einer Plattform, die sich mit wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt. Warum er sich jetzt für eine Online-Plattform entschieden habe, könne er nur schwer sagen: „Wie mutig man ist, weiß man immer erst nachher“, zitiert er ein Sprichwort und hofft, weiterhin viele Menschen zu finden, die – wie er – auch den Reiz des Teilens erkennen.

Ich setzte schon immer auf einen schlanken Lebensstil.

Markus Heingärtner

Zur Person

Markus Heingärtner

Gründer von www.usetwice.at, wo alle möglichen Alltagsgegenstände ge- und vermietet werden können.

Geboren: 18. August 1973, Feldkirch
Ausbildung: BWL-Studium

Laufbahn: u. a. Wirtschaftspolitischer Referent im Wirtschaftsbund, Geschäftsführer des management clubs