Preisgekrönte Architektin

Wetter / 18.03.2013 • 18:56 Uhr
Judith Benzer liebt unaufgeregte Architektur. Mit dem ersten Haus erregt sie international Aufmerksamkeit. Foto: Irina Gavrich
Judith Benzer liebt unaufgeregte Architektur. Mit dem ersten Haus erregt sie international Aufmerksamkeit. Foto: Irina Gavrich

Preis für ihr Sommerhaus im Burgenland. Das Hüsle entdeckt Amerika. Dann wogt das Interesse über den Atlantik.

WIEN. (VN-elle) Die in Feldkirch geborene Judith Benzer bricht 1999 mit einer Gruppe von Mitschülern des BG in Levis zum Studium nach Wien auf. Das Interesse für BWL ist kurz. Anno 2000 beginnt sie das Architekturstudium an der TU. Schwerpunkte sind Städtebau und Raumplanung bei Prof. Erich Raith sowie Wohnbau bei Dr. Herbert Keck. Nebenher macht sie Ausstellungs- und Eventbetreuung im Architekturzentrum Wien (00–06), arbeitet in verschiedenen Architekturbüros (04–07) und ist seit 2004 Mitglied bei Atelier prozess. architektur. landschaft. 2007 macht sie ihr Diplom am Institut für Wohnbau und Entwerfen. Drei Jahre, 08–11, hat die junge Diplomingenieurin einen Vollzeitjob als Projektleiterin bei lakonis architekten zt in Wien. Von dort wechselt sie nach erfolgreichem Ablegen der Ziviltechnikerprüfung in der gleichen Funktion zu Einfach 3 Architekten Ziviltechniker. Die Befugnisverleihung fördert die Beschäftigung mit eigenen Projekten in Architektur und Design. Ihr Entwurf für ein Sommerhaus nahe Güssing wird mit dem Holzbaupreis 2012 des Burgenlandes ausgezeichnet. Das einfache Holzhaus löst mediales Interesse aus. Zuerst in den USA, dann in Europa, zuletzt in Österreich. Es kommt auch zu Anschluss­aufträgen. Seit Jänner 2013 betreibt sie mit einer Kollegin ihr eigenes Architekturbüro Wien-Leopoldstadt.

Das Sommerhaus

Es steht so selbstverständlich im Naturraum wie eines der alten Weinstöckl. „Ein Kind zeichnet ein Haus ohne formale Gesten. Das Sommerhaus ist konkret, sachlich, linear, reduziert auf das Wesentliche.“ Das Holzkleid des Wohnbereichs ist aus Lärchenholz-Lamellen, die sich im Winter komplett schließen lassen: „Zumachen und gehen.“ So einfach kann Architektur funktionieren. Für den Wandaufbau werden vorgefertigte Elemente aus Fichtenholz gewählt. Mit ihnen kann man schnell und ökologisch bauen. Das Interieur trägt ebenfalls ihre Handschrift: nachhaltig, praktisch, wirtschaftlich.

Das eigene Haus

Dieses gibt es vorerst nur als Vision. „Es wird in der Grundausstattung klar und sachlich sein, möglichst aus rohen, unbehandelten Naturbaustoffen bestehen, und sich mit sehr persönlichen Dingen vermischen.“ Architekten, die sie persönlich schätzt, sind Mies van der Rohe, Oskar Leo Kaufmann oder Martin Rauch.

Auftragshäuser

Aktuell ist der Bau eines Einfamilienhauses in Wien. Eingesetzt werden Beton und Holz. „Ich verwende Brettsperrholzplatten gerne. Sie sind als Wand- und Deckenelemente statisch wirksam und behalten auch in unbehandelter Form ihre Ansehnlichkeit.“ Ökologie wie Nachhaltigkeit sind große Themen der jungen Architektin. Im Zuge eines geladenen Wettbewerbs für ein privates Gewerbeprojekt, den sie kürzlich gewinnen konnte und das nach dem Prinzip „cradle to cradle“ gebaut werden soll, beschäftigt sie sich neben dem konstruktiven Holzbau verstärkt mit Lehm als Baustoff und Stroh als Dämmmaterial.

Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus ist ein Haus . . .

Judith Benzer

Zur Person

Judith Benzer

ist Architektin, deren Ausbildung erst richtig nach der Ausbildung begann.

Geboren: 10. August 1981

Familie: in Partnerschaft lebend

Wohnort: Wien-Mariahilf

Beruf: Architektin und Ziviltechnikerin

Lebensmotto: Meine Ziele in der Architektur sind Einfachheit und Klarheit, auch wenn der Weg dorthin komplex ist.