Die Treppen rauf und runter

Wetter / 28.04.2013 • 18:09 Uhr
Heimleiter und jetzt auch noch Fachbuchautor: Dieter Muther beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit der Seniorenbetreuung.  Foto: MM
Heimleiter und jetzt auch noch Fachbuchautor: Dieter Muther beschäftigt sich in Theorie und Praxis mit der Seniorenbetreuung. Foto: MM

Dieter Muther hat den Nutzen von Bewegung für Senioren praxisnah untersucht.

Bartholomäberg. (VN-mm) Ein Seniorenheim ohne Lift? Heutzutage kaum noch denkbar. Und doch gibt es ein solches, nämlich in Bartholomäberg. Über hundert Jahre alt ist das Haus, das Dieter Muther seit 2004 leitet. Die Treppen, die die Stockwerke verbinden, gereichen den Bewohnern aber nicht zum Nachteil. Denn das tägliche Treppensteigen hält die alten Menschen fit. „Deshalb gibt es bei uns trotz hoher Pflegestufen auch kaum bettlägerige Insassen“, erzählt der Hausleiter nicht ohne Stolz.

Einfacher Zugang

Im Rahmen seiner Fortbildungen hat Dieter Muther eigene Erfahrungen sowie bereits vorhandene Studien zum Nutzen von Bewegungstherapie im Alter zusammengeführt und in zwei Fachbüchern veröffentlicht. Dabei suchte er keinen Verlag. Der Akademiker Verlag in Saarbrücken fand ihn. „Bei Recherchen an der Donau-Universität Krems sind sie auf meine Arbeiten gestoßen und haben angefragt, ob ich sie einreichen will“, erzählt der Bludenzer von seinem relativ einfachen Zugang zur Welt der Publikationen. Die Bewertung durch den Verlag fiel positiv aus, und Muther erhielt das Angebot, sich als Einzelbuchautor anzumelden. Nun werden seine populärwissenschaftlich aufbereiteten Werke „Dementiell erkrankte Menschen – Wohn- und Betreuungsform im Pflegeheim“ und „Bewegungstherapie im stationären Langzeitpflegebereich“ weltweit vertrieben. Inzwischen denkt Dieter Muther schon an eine englische Version dieser „hochaktuellen Themen“.

Vom Zivildienst zur Pflege

Der gelernte Tischler kam über den Zivildienst zur Pflege. Er absolvierte die Diplomausbildung und sammelte im Akut- bzw. Langzeitbereich Erfahrung. Dazwischen machte Muther einen Abstecher in die Drogentherapiestation „Lukasfeld“. Schließlich zog es ihn wieder zurück in die Langzeitpflege. „Als die St.-­Anna-Hilfe die Leiterstelle in Bartholomäberg ausschrieb, habe ich mich eben beworben“, schildert Dieter Muther seine Rückkehr zu den beruflichen Wurzeln. Er ist mit Herz dabei. Besonderen Wert legt er auf die Mobilität der 23 Heimbewohner. Nicht nur, weil er ebenfalls jede erdenkliche Art von Sport betreibt. Er weiß aus der täglichen Arbeit, dass angepasste Bewegungstherapie die Gesundheit von pflegebedürftigen Senioren insgesamt verbessern hilft. Etwas, das ihnen auch wichtig ist. Auf die Frage, welche Fitnessgeräte sie sich wünschen würden, bekam Muther die für ihn erstaunliche Antwort: „Bewegungsgeräte für die Arme.“ Begründung: Die Senioren wollen möglichst lange ihre Mahlzeiten selbst einnehmen können.

Eigene Fragebögen entwickelt

Anlässlich seiner ersten Weiterbildung untersuchte Dieter Muther auch, inwieweit ein Zusammenleben von Menschen mit und ohne Demenzerkrankungen in einer Wohngruppe sinnvoll ist. Dazu entwickelte der umtriebige Hausleiter sogar extra Fragebögen, die er für Recherchen im eigenen sowie in einem Heim in Tirol anwendete. Die Ergebnisse verglich er mit anderen Studien und kam zum Schluss: „Das Optimale wäre eine integrative Betreuung mit individueller Tagesgestaltung.“ Beide Thesen sollen übrigens auch in die Planungen zum Neubau des Heims einfließen.

Derzeit lässt sich der Master of Sience (MSc) und Master of Business Administration (MBA) zum Care- und Case-Manager ausbilden. Alte Menschen so lange wie möglich zu Hause zu betreuen: Darin sieht Dieter Muther noch viel Potenzial.

Ich bekam das Angebot, meine Arbeiten einzureichen.

Dieter Muther

Zur Person

Diether Muther

Geboren: 14. Juni 1965 in Bludenz

Wohnort: Bludenz

Familienstand: Lebensgefährtin Karola, Sohn Manuel (21)

Beruf: Heim- und Pflegeleiter

Hobbys: Bergsteigen, Skitouren, Mountainbiken, Fernreisen