Der Nachfolger Wallners

Wie einst der Landeshauptmann ist Matthias Ortner Studentenchef in Innsbruck.
Innsbruck. (VN-joh) Während andere Studierende erst auf dem Weg zur Uni waren, hatte Matthias Ortner gestern schon einen halben Arbeitstag hinter sich: Der Lustenauer ist Obmann der „AktionsGemeinschaft“ an der Universität Innsbruck und daher im Wahlkampfstress. Von heute bis einschließlich Donnerstag sind die Studierenden aufgerufen, beim Urnengang zur Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) ihre gesetzlichen Vertreter zu küren. Ortners „AktionsGemeinschaft“ ist in der Tiroler Landeshauptstadt traditionell stark. Seit 2007 hält sie an der Uni die absolute Mandatsmehrheit und möchte diese nun verteidigen. Daher war Ortner gestern schon um sechs Uhr früh unterwegs, um Werbeplakate zu kleistern.
Die Studentenvertretung ist eine Kaderschmiede der österreichischen Politik. So war einer der Vorgänger Ortners der heutige Landeshauptmann von Vorarlberg; von 1988 bis 1990 war Markus Wallner AG-Chef an der Uni Innsbruck.
Matthias Ortner kann sich an diese Zeit natürlich nicht erinnern; er ist erst im November 1989 in Lustenau geboren worden. Dort besuchte er Volks- und Hauptschule und stieg dann in der Handelsakademie als Schulsprecher in die Interessenvertretung ein: „Das hat mir getaugt“, erzählt er: „Ich habe gesehen, dass man einiges umsetzen kann, wenn man Engagement zeigt.“ So sei es ihm gelungen, nach dreijähriger Pause das Schulfest wiederzubeleben.
Die Schulsprecher-Ära dauerte nur ein Jahr, doch Ortner hatte Blut geleckt. Dass es ihn nach der Matura beim Studium der Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck in die Studentenvertretung zog, ist daher kein Zufall: „Mein Cousin Konrad Ortner hat mich zur AG gebracht.“ Anfangen musste er dort freilich „ganz unten“: „Ich habe Beratungsdienste gemacht, bei Festen geholfen und natürlich die Jasspartie mitorganisiert, die es jedes Semester gibt.“ 2011 kam dann der Durchbruch: Ortner zeichnete für den reibungslosen Verlauf eines Fußballturniers an der Uni verantwortlich und wurde prompt zum Generalsekretär der AG befördert.
Mittlerweile ist er Vorsitzender dieser Organisation, die als ÖVP-nahe gilt: „Wir streiten nicht ab, dass wir ÖVP-Mitglieder haben“, bemüht er sich im Gespräch mit den VN um Überparteilichkeit: „Aber bei uns kann jeder mitmachen, wir haben auch Grüne und Sozialdemokraten in unseren Reihen und darum ist unser Logo ein Regenbogen.“
In der Studentenvertretung ist viel Überzeugungsarbeit notwendig. An den ÖH-Wahlen nimmt nicht einmal jeder Dritte teil: „Viele sagen, es funktioniert eh alles gut, aber sie wissen nicht, warum es funktioniert.“ So verstehe sich die AG als serviceorientierte Organisation, die sich um bestmögliche Rahmenbedingungen für Studierende bemühe. Erreicht habe man etwa, dass man zu Prüfungen in Innsbruck fünf Mal antreten könne.
Fußball und Trachtengruppe
AG-Obmann ist beinahe ein Fulltime-Job, erstens ist er aber ehrenamtlich und zweitens hat Ortner noch andere Interessen: Wenn möglich, ist der 23-Jährige bei den Heimspielen „seiner“ Austria in Lustenau dabei und engagiert sich in der örtlichen Trachtengruppe. Außerdem studiert er selbst natürlich auch noch. Trotz Wahlkampfstress will er heuer das Studium mit dem Bachelor abschließen. In St. Gallen könnte dann ein Master in Dienstleistungs- und Kommunikationsmanagement folgen. Und ein Einstieg in die Politik? „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, sagt er und lacht: „Ich habe noch kein Angebot bekommen.“
Bei uns kann jeder mitmachen, unser Logo ist ein Regenbogen.
Matthias Ortner
Zur Person
Matthias Ortner
Student und Obmann der „AktionsGemeinschaft“ an der Uni Innsbruck
Geboren: 4. November 1989
Ausbildung: Volksschule, Hauptschule und HAK in Lustenau, Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Innsbruck
Wohnorte: Lustenau, Innsbruck
Familie: ledig