Als Pate Wegbegleiter sein

2269 Jugendliche werden heuer gefirmt: Simon Göggeles Pate heißt Clemens Pichler.
Bregenz. (VN-tm) Für Simon Göggel (13) ist das quasi ein Heimspiel. Den Weg hinauf zur Bregenzer Pfarrkirche St. Gallus nimmt er im Schlaf. Schließlich ministriert er hier seit seiner Erstkommunion, mit Wein und Wasser im Kännchen, Kerzen fürs Evangelium und feierlich lautem Gebimmel zum Auftakt der Wandlung. Was ihn am kommenden Sonntag aber erwartet, lässt schon noch ein wenig Aufregung zu: Er wird gefirmt. Sein Pate heißt Clemens Pichler (32). Simon hat sich seinen Onkel ausgesucht.
Vollständige Aufnahme
Das Sakrament der Firmung bildet nach Taufe und Erstkommunion den Abschluss der Initiation ins Christsein. Eltern und Paten und die ganze Pfarrei begleiten die jungen Mädchen und Buben auf diesem Weg, an dessen Ende der Bischof den jungen Menschen den Geist Gottes zuspricht mit den Worten: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den heiligen Geist.“
„Dabei werden wir gesalbt“, sagt Simon und versucht sich das vorzustellen. Das Chrisam, mit dem der Firmspender den Firmlingen ein Kreuz auf die Stirn zeichnet, ist im Grunde Olivenöl, mit allerlei Balsam vermischt. Dass Clemens Pichler in diesem Augenblick seinem Firmkind die Hand auf die Schulter legen wird, hat symbolischen Charakter: „Ich will auch künftig als sein Ansprechpartner hinter ihm stehen.“ Die beiden sind ein gutes Team. Sogar im Eishockey. Der Dornbirner Anwalt spielt heute in der Lustenauer Altherrenmannschaft als Stürmer. Simon Göggel wirft sich für die „Rheintal Bulldogs U 15 Mini“ in Dornbirn regelmäßig als Verteidiger aufs Eis. Beim Patentag haben die zwei auf andere Weise ihre Kräfte messen können. „Wir haben faires Kämpfen geübt.“ Wie das geht? Simon und sein Pate setzten sich zum Beispiel Rücken an Rücken. Dann versuchten sie einander zu schieben, wobei den Paten der Gebrauch der Hände verboten war. Und? Klar hat Simon seinen Onkel Clemens fortbewegt. Ehrensache.
Hinter einer solchen Firmung stecken unzählige ehrenamtlich helfende Hände. Natürlich haben die Erwachsenen den Kindern die Geschichte aus dem Evangelium erzählt. Wie das war, als die Apostel nach dem Tod Jesu schlotternd vor Angst hinter verschlossenen Türen in Jerusalem saßen. Wen würden die Römer als nächstes verhaften? Ganz verzagt müssen die Männer und Frauen gewesen sein. Und dann plötzlich, von einem Augenblick auf den anderen, reißen sie die Türen auf und gehen hinaus. Und predigen. Und jeder versteht sie. Ein großartiges Bild.
Wie Vertrauen sich anfühlt
Simon hat bei einer Wanderung der Firmlinge auf die Fluh erfahren, wie das ist, wenn einer die Führung übernimmt und der andere blind vertrauen muss. Sie haben einander die Augen verbunden und so hautnah erfahren, wie Vertrauen sich anfühlt.
Dass Simon sich ihn als Firmpaten ausgesucht hat, empfindet Clemens Pichler „als Ehre“. Er selber hat sich erst spät firmen lassen, mit 21 Jahren. Als Rekrut beim Bundesheer. Der Militärbischof hat ihm damals das Kreuzzeichen auf die Stirn gemalt.
Was er seinem Patenkind Simon schenken wird? „Das verrat’ ich nicht.“ Nur so viel: Die traditionelle Armbanduhr hat heute wohl ausgedient. Und auch den Vorarlberger Firmausflug, der früher die Insel Mainau und den Flughafen Zürich arg strapaziert hat, werden die beiden zu einem späteren Zeitpunkt woanders hin genießen.
Ich selber hab mich erst als Rekrut mit 21 Jahren firmen lassen.
Clemens Pichler
Zur Person
Clemens Pichler
wurde von seinem Neffen Simon Göggel zum Firmpaten auserkoren. Firmung ist in St. Gallus zu Pfingsten.
Geboren: 31. Jänner 1981
Ausbildung: Jusstudium
Laufbahn: Rechtsanwalt seit 2009
Familie: verheiratet, zwei Kinder