Stark für Brasiliens Ärmste

Wetter / 07.06.2013 • 17:55 Uhr
Sie machen sich stark für die Armen in Brasilien: Oliver Wilfing und sein Kollege Hailton Francisco. Foto: VN/Hofmeister
Sie machen sich stark für die Armen in Brasilien: Oliver Wilfing und sein Kollege Hailton Francisco. Foto: VN/Hofmeister

Oliver Wilfing unterstützt arme Kinder in Brasilien – mithilfe von Capoeira.

Feldkirch, Dornbirn. (VN-sas) Capoeira. Vor sieben Jahren hat Oliver Wilfing die aus Brasilien stammende Kampfkunst zum ersten Mal live erlebt. Auf der Straße. Seitdem ist er davon gefesselt. „Die Kombination aus Bewegung und Akrobatik hat mir gefallen. Ich habe es sofort ausprobiert und bin sozusagen hängen geblieben“, sagt der 30-Jährige. Es habe etwas „Magisches“ an sich, fügt er im selben Atemzug hinzu. Doch nicht nur das: Durch den Sport lernte der studierte Gesundheits- und Sozialmanager Hailton Francisco (37) kennen. Diese Freundschaft sollte sein Leben verändern.

Francisco ist in Brasilien aufgewachsen und mit den Problemen seines Landes bestens vertraut. Armut, Prostitution, Kriminalität, Drogen, um nur wenige zu nennen. In seinem Heimatland hat der heute 37-Jährige Capoeira gelehrt. Seit nunmehr 13 Jahren geht er seiner Leidenschaft in Vorarlberg und dem angrenzenden Rheintal nach. Und macht sich gleichzeitig stark für die Armen in Brasilien. Besonders am Herzen liegt ihm das Kinderhilfswerk Anajô: Das Projekt betreut seit dem Jahr 2000 etwa 80 Kinder in der 60.000 Einwohner zählenden Stadt Guarabira, situiert im Nordosten Brasiliens – einer der ärmsten Regionen des Landes. Die Idee dahinter: Sozial gefährdete Kinder auf dem Weg in ein verantwortungsvolles und geregeltes Leben zu begleiten – und das alles mithilfe von Capoeira. „Den Kindern und Jugendlichen wird kostenloses Capoeira-Training angeboten. Quasi als Gegenleistung dafür ,müssen‘ sie die Schule besuchen“, erklärt Wilfing den Hintergrund der Idee. Auch er ist begeistert vom Projekt und unterstützt es, seit er Francisco kennt. „Viele Eltern dieser Kinder sind im Gefängnis, prostituieren sich oder haben Probleme mit Drogen“, weiß der Feldkircher. Mit dem Hilfswerk will man ihnen einen anderen Weg aufzeigen. Einen besseren. „Und Capoeira zieht bei den Kindern – besser als Schule jedenfalls“, ergänzt er grinsend.

„Niemand glaubt an die Kinder“

„Durch das Projekt haben die Kinder nicht nur einen geregelten Tagesablauf und eine warme Mahlzeit am Tag, sie genießen dort auch eine Ausbildung“, führt Francisco fort. „Niemand glaubt an diese Kinder, Anajô vermittelt ihnen das Gefühl ,Du kannst das. Du machst deine eigene Geschichte‘“, so der Brasilianer weiter. Aktuell kümmern sich zwei Pädagoginnen sowie zwei Sport- bzw. Kunsttrainer um die Kinder. Eine weitere Frau sorgt für Sauberkeit, zudem kocht sie für die Kinder.

Derzeit ist das Heim in einem Provisorium untergebracht, mithilfe von Spendengeldern soll bald ein Haus gebaut werden. Das Baukonzept „Eine Schule für Anajô“ wäre bereits startklar. Architekt Gregor Fasching hat im vergangenen Jahr von der TU Wien den „Blue Award“ in der Kategorie „Ökologisches Gebäude“ verliehen bekommen. Der gemeinnützige Verein „Crossing Borders“ der Firma Omicron, das Land Vorarlberg und einige weitere unterstützen das Projekt bereits. Auch der Verein „Capoeira Angola Palmares“ – monatlich geht ein Teil aller Mitgliedsbeiträge gen Brasilien. Doch für die Realisierung des Schulbaus benötigt es weitere Spenden.

Regelmäßig – mindestens einmal im Jahr – besuchen Wilfing und Francisco „ihre“ Kinder in Brasilien und machen sich selbst ein Bild vor Ort. „Wenn das Projekt das Leben von nur zwei von zehn Jugendlichen zum Positiven beeinflusst und sie aus der Kriminalität holt, ist es für uns bereits ein riesiger Erfolg“, sagt Wilfing. Positive Beispiele gebe es immer wieder. Eine der Jugendlichen etwa bemühe sich derzeit um eine Uni-Laufbahn. In wenigen Wochen geht es wieder nach Guarabira. Bleibt zu hoffen, dass weitere gute Nachrichten auf Wilfing und Francisco warten.

Zur Person

Oliver Wilfing

macht sich für das Kinderhilfswerk Anajô in Brasilien stark

Geboren: 9. August 1982 in Feldkirch

Wohnort: Rankweil

Ausbildung: Master-Studium Gesundheits- und Sozialmanagement in Wien

Interessen: Capoeira, Weiterbildung

Heute, Samstag, lädt der Verein „Capoeira Angola Palmares“ ab 11 Uhr zum „Internationalen Kulturfestival“ im G3 Mehrzweckgebäude in Dornbirn (Stiglingen 49a). Gleich zu Beginn gibt’s einen Vortrag über das Projekt. Spendenkonto: ANAJÔ Kinderprojekt, Sparkasse Feldkirch, KTO: 300-002 276; BLZ: 206 04; Verwendungszweck: Anajô Schulbau