Die Frau geht durch’s Feuer

Nur drei Feuerwehrfrauen in Vorarlberg sind Langzeitatmer. Janine Glatz ist eine davon.
Bregenz. (VN-ger) Endlich. In der Nacht auf Donnerstag werden beide Röhren des Pfändertunnels für den Verkehr freigegeben. Frontalunfälle mit schweren Folgen sollen dann der Vergangenheit angehören. Doch aller Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz – vor einem Unfall oder Brandereignis ist niemand gefeit. Der zweiröhrige Pfändertunnel stellt auch die Einsatzkräfte vor neue Herausforderungen. Über 100 Teilnehmer haben sich daher unlängst auf den Fall der Fälle vorbereitet und Abläufe und Einsatzwege trainiert. Unter einem der Helme versteckt waren auch die langen, blonden Haare von Janine Glatz.
Jugendtraum
Die 21-Jährige ist seit 2009 bei der Feuerwehr Bregenz-Rieden. Durchs Feuer gegangen wäre sie für die Vorarlberger aber gerne schon viel früher. „Ich komme ursprünglich aus Hard. Die wollten keine Frauen haben“, erzählt die gelernte Zahnarztassistentin. Über den Vater einer Schulkollegin, der bei der Feuerwehr Bregenz-Rieden war, konnte sie sich ihren Traum dann doch noch erfüllen. Mittlerweile werden in Hard weibliche Mitglieder aufgenommen, „aber es gibt immer noch Feuerwehren im Land, die keine Frauen wollen“, bedauert Janine, für die der Feuerwehrdienst keine Frage des Geschlechts, sondern eine Frage von „Interesse, der richtigen Einstellung und Teamfähigkeit“ ist. Dass dem so ist, hat die gebürtige Harderin mit Wohnsitz Bregenz längst bewiesen. So nennt sie unter anderem das Landes- und Bundesabzeichen in Silber und Bronze ihr Eigen, ist Atemschutzträger, Bewerter für das Atemschutzabzeichen in Silber und Bronze sowie Langzeitatmer. Atemschutzgeräte bieten dem Träger bei Brandeinsätzen Schutz vor giftigen Gasen und Dämpfen. Für Tunneleinsätze mit langen Anmarschwegen werden Langzeitatmer mit einer Einsatzzeit von bis zu vier Stunden verwendet. Janine ist eine von drei Frauen in Vorarlberg, die die Lizenz zum Tragen einer solchen Ausrüstung haben. „Ich habe die Ausbildung in Tirol gemacht. Dort war ich die erste Frau überhaupt, die das gemacht hat“, erwähnt sie nicht ohne Stolz. Beim Eignungstest in den engen und dunklen Röhren kommen sogar die stärksten Männer an ihre Grenzen und brechen ab. „Ich wäre am liebsten gleich wieder rein“, schwärmt die 21-Jährige.
„Eine Herausforderung“
Am Feuerwehrdienst gefällt der dynamischen Zahnarztassistentin grundsätzlich alles. „Es ist immer eine Herausforderung. Aber es gibt natürlich schöne und nicht so schöne Seiten.“ Als schön empfindet Janine, wenn sie den Leuten helfen kann, „auch wenn man ihnen nur eine Katze vom Dach holen muss. Aber es kommt auch vor, dass man den Leuten nicht mehr helfen kann – etwa bei tödlichen Unfällen. Im Pfändertunnel habe ich da schon alles miterlebt“, merkt sie nachdenklich an, um dann hinzuzufügen: „Nach solchen Einsätzen ist es wichtig, dass man darüber redet. Da kann keiner nach Hause gehen und in den Alltag starten.“
Ihre Erfahrungen gibt die junge Dame, die derzeit den Lkw-Schein mit Hänger absolviert, als Ausbildnerin an die Jugendfeuerwehrler weiter. Dass das Augenmerk auf Frauen stärker als auf Männer gerichtet ist, wertet die Bregenzerin durchaus als Vorteil: „Dann kann man sich auch mehr beweisen.“
Es gibt immer noch Feuerwehren, die keine Frauen wollen.
Janine Glatz
Zur Person
Janine Glatz
ist Mitglied der Feuerwehr Bregenz-Rieden und eine von wenigen Frauen, die in den Tunneleinsatz dürfen.
Geboren: 26. Jänner 1992
Wohnort: Bregenz
Ausbildung: BORG Lauterach, Lehre zur Zahnarztassistentin
Laufbahn: arbeitet im Zahnmedizinischen Institut Dr. Huemer in Wolfurt
Familie: ein Bruder, eine Schwester
Hobbys: Skifahren, Schwimmen, Radfahren, Lesen, Unternehmungen mit Freunden und Familie, Feuerwehr