Über Umwege zum Ziel

Wetter / 02.07.2013 • 18:08 Uhr
Nach anfänglichen Bedenken fühlt sich Sarah Berchtel in der Gastronomie mittlerweile sehr wohl. Foto: VN/Hofmeister
Nach anfänglichen Bedenken fühlt sich Sarah Berchtel in der Gastronomie mittlerweile sehr wohl. Foto: VN/Hofmeister

Sarah Berchtel bekam bei aqua mühle eine Chance und nützte sie erfolgreich.

Feldkirch. (VN-mm) Ein Job im Gastgewerbe? Nie wäre das für Sarah Berchtel infrage gekommen. Jetzt ist sie genau dort gelandet. Und erfolgreich noch dazu. Einen Tag nach ihrem Geburtstag holte sich die angehende Restaurantfachfrau bei der Landesmeisterschaft der Gastronomie-Lehrlinge den zweiten Platz. Das durchaus Besondere an der Sache: Sarah Berchtel wird bei aqua mühle ausgebildet. Nach einigen beruflichen Irrungen und Wirrungen bekam die junge Frau dort eine Chance und nutzte sie.

Auf der Straße gestanden

Das Leben geht manchmal Umwege. Wie im Fall von Sarah Berchtel. Friseurin wollte sie werden, weil auch ihre Freundinnen diesen Beruf gewählt hatten. Den Umgang mit Menschen schätzte die Jugendliche. Nur der Job als solcher behagte ihr nicht wirklich. „Außerdem kam ich mit meiner Chefin nicht zurecht.“ Sarah gibt bereitwillig Auskunft. „Sie ist ein gerader Michel“, bestätigt ihre Ausbildnerin Carmen Rosswag. Doch das erwartet sie von den jungen Leuten. „Wichtig ist nur der Ton.“

Sarah Berchtel erzählt ihre Geschichte völlig unaufgeregt. Nachdem es also mit der ersten Lehrstellte nicht geklappt hatte, suchte sie sich eine neue. Dort war dann im zweiten Lehrjahr Schluss. Zwei Lehrlinge gingen sich für den kleinen Betrieb finanziell nicht aus. Das Mädchen stand auf der Straße. Arbeitslos. Aber Sarah steckte nicht auf. Das Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelte sie zur Arbeitsinitiative Feldkirch, wo sie sich im Holzbau nützlich machte. Diese Tätigkeit gefiel ihr. „Ich wäre gerne länger geblieben“, sagt sie. Doch nach einem Jahr ist Schluss.

Das Potenzial erkannt

Und wieder wusste sich die Pferdenärrin zu helfen. Sie, die mit Rössern aufgewachsen ist, absolvierte in Deutschland eine Ausbildung zur Reitlehrerin und Bereiterin. Im Land kam Sarah Berchtel damit allerdings nicht weit. Ging deshalb nach Bern, wo sie eineinhalb Jahre ein Praktikum in einem Reitstall machte. Dann zog es sie nach Hause. Wieder AMS und schließlich die aqua mühle. Carmen Rosswag sah das Potenzial, das in der rastlosen Frau schlummerte. Sie fragte Sarah, ob sie nicht doch eine Gastgewerbe-Ausbildung machen möchte. „Zuerst hatte ich Angst davor“, gibt Sarah Berchtel zu. Jetzt, im zweiten Lehrjahr, weiß sie: „Okay, ich kann es doch.“ Ihre Erkenntnis: „Man sollte sich selbst mehr zutrauen.“

Eine strenge Auslese

Dass sie es bis zur Teilnahme an der Landesmeisterschaft brachte, motiviert die Schnifnerin zusätzlich. Denn die Auslese ist eine strenge. Nur die besten drei einer Klasse werden eingeladen. Sarah Berchtel gehörte heuer dazu. Ihr Ziel ist jetzt der Lehrabschluss. Danach möchte sie ins Ausland. Am liebsten nach Amerika, wo eine Freundin eine Ranch besitzt. Noch halten sie Lehre und das eigene Pferd in heimat­lichen Gefilden.

Zur Person

Sarah Berchtel

Geboren: 28. Mai 1990 in Feldkirch

Wohnort: Schnifis

Familienstand: Ledig

Beruf: Ausbildung zur Restaurantfachfrau

Hobbys: Pferde, Reiten