Gelebter Dienst am Alter

Carmen Weiss hat als MOHI-Helferin sowohl Beruf als auch Berufung gefunden.
Lustenau. (VN-mm) Gelernt hat sie Textillaborantin. Müsste sich Carmen Weiss heute für eine Ausbildung entscheiden, würde sie einen Sozialberuf erlernen. „Das ist meins“, weiß die Lustenauerin, seit sie beim Mobilen Hilfsdienst (MOHI) in der Gemeinde anheuerte. Das war vor 16 Jahren. Inzwischen arbeitet Carmen Weiss auch in der örtlichen Tagesbetreuung und im Vorstand der ARGE Mobile Hilfsdienste mit. „Es machte mir von Anfang an Spaß“, bekräftigt sie. Und: „Ich habe das Richtige gefunden.“
Ein „idealer Einstieg“
Derzeit sind landesweit etwa 2000 Personen für die Mobilen Hilfsdienste im Einsatz. „Es wird mehr brauchen“, sagt Carmen Weiss. Denn die Lebenserwartung steigt weiter. Was die Betreuung betagter Senioren angeht, vertritt sie ihre eigene Ansicht. „Leute, die hier wohnen, die hier gearbeitet und ihre Steuern bezahlt haben, haben ein Recht darauf, von Einheimischen gepflegt zu werden“, meint sie. Dass ab 2014 die Möglichkeit besteht, MOHI-Helferinnen und -Helfer unter bestimmten Voraussetzungen anzustellen, hält Weiss für eine wichtige Entscheidung. „Das macht den Beruf auch für junge Leute wieder interessant“, ist sie überzeugt. Momentan könnten es sich vor allem Alleinerzieherinnen aufgrund des geringen Verdienstes und der mangelnden sozialen Absicherung kaum leisten, in diesen Job zu gehen. Kritischer Nachsatz: „Obwohl sie es sehr gerne möchten.“
Für Carmen Weiss war die Tätigkeit beim MOHI ein „idealer Einstieg“. Die Söhne in der Schule bzw. im Kindergarten, sie in Sachen Menschlichkeit unterwegs, aber wieder zu Hause, wenn der Nachwuchs einlief. Der ist heute erwachsen und braucht Mamas Zuwendung nur noch bedingt. Die schenkt sie jetzt gerne anderen. Carmen Weiss hat ihre Einsätze nicht gezählt. Nur so viel kann sie sagen: „Man ist das ganze Jahr beschäftigt.“ Es gibt Leute, bei denen schaut die leidenschaftliche Hobbysportlerin täglich auf ein paar Stunden vorbei. In anderen Fällen übernimmt sie die Vertretung für Kolleginnen oder Kollegen.
Vertrauenspersonen
Ein paar Männer gibt es beim MOHI inzwischen nämlich auch. Carmen Weiss schätzt das durchaus. „Männer können sich gut einbringen, besonders als Gesprächspartner für männliche Klienten.“ Doch egal ob Helferin oder Helfer: „Unsere Menschen sollen sich wohlfühlen und freuen, wenn jemand kommt“, betont Weiss. MOHI-Mitarbeiter stellen für die hilfsbedürftige Klientel nämlich oft mehr dar als nur Betreuer. „Wir sind Vertrauenspersonen, denen sie Dinge erzählen, die sie mit Angehörigen nicht bereden können oder möchten.“ Es ist eine Form der Anerkennung, die „guttut“ und meist selbstverständlich ist. Ganz im Gegensatz zur öffentlichen, die für Carmen Weiss in erster Linie „ein ordentlicher Verdienst“ hieße. Heute, beim MOHI-Landestreffen in Bildstein, wird es zumindest lobende Worte geben.
Männer können sich ebenfalls gut einbringen.
Carmen Weiss
Zur Person
Carmen Weiss
Geboren: 25. November 1960 in Dornbirn
Wohnort: Lustenau
Familienstand: verheiratet, 2 Söhne (24 und 21)
Beruf: MOHI-Helferin
Hobbys: Mountainbiken, Skitouren, Snowboardfahren