Die Römer zum Anfassen

Wetter / 31.07.2013 • 17:19 Uhr
Als Gemeindearchivar hat Schnetzer die neuesten Ausgrabungen mitbetreut und -organisiert. VN/Hofmeister
Als Gemeindearchivar hat Schnetzer die neuesten Ausgrabungen mitbetreut und -organisiert. VN/Hofmeister

Im Freilichtmuseum „Villa Rustica“ lässt Norbert Schnetzer in die Geschichte blicken.

Rankweil. (VN-ger) Für einen Familienausflug auf die gamescom nach Köln, der weltweit größten Messe für interaktive Spiele und Unterhaltung, ist Norbert Schnetzer jederzeit zu haben. „Wir fahren dort fast jedes Jahr hin. Wenn wir solche Unternehmungen machen, dann müssen aber auch ein paar kulturelle Programmpunkte dabei sein“, schmunzelt er. Denn Kultur liegt dem 50-jährigen Rankweiler irgendwie im Blut. Er ist studierter Historiker, nunmehriger Bibliothekar in der Vorarlberger Landesbibliothek und Gemeindearchivar in Rankweil. Schnetzer war es auch, der mit Unterstützung des Rankweiler Altbürgermeisters Hans Kohler die Idee von seinem Freund und Universitätsprofessor Roland Rollinger weitergetragen hatte. „Da müsste man was tun“, hatte dieser einmal angeregt. Daraus entstanden ist das Freilichtmuseum „Villa Rustica“ in Rankweil-Brederis.

Am kommenden Sonntag, 4. August, haben Kinder dort wieder die Möglichkeit, in die Welt der Römer einzutauchen – beim zweiten von drei „Reiseziel Museum“-Sommerterminen. Insgesamt sind heuer 37 Museen in Vorarlberg und Liechtenstein mit an Bord. Unter Anleitung von Kindergartenpädagoginnen werden im Bresner Weitried römische Gewänder bemalt, Schätze gesucht, Geldbeutel gebastelt oder am offenen Feuer Steckenbrot gebacken. Selbst „echte“ Römer werden mit Mauro Monderna und Guiseppe Vitale vom Verein „Legio XXI Rapax“ vor Ort sein. Getrost dürfen die Kinder auch auf den Mauern des römischen Gutshofs aus dem 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. herumspazieren. „Geschichte vermitteln funktioniert am besten, wenn man sie angreifen kann“, ist der Gemeindearchivar überzeugt.

Drei Gebäude wurden in Brederis bislang unter die archäologische Lupe genommen. Die ersten Grabungen fanden 1954 statt, als Bauernhöfe im Zuge eines Grund­stückumlegeverfahrens im Weitried neu angesiedelt wurden. Um die Jahrtausendwende wurden bei einer geophysikalischen Prospektion weitere Mauerreste entdeckt. Was 2002 als kleine Ausgrabung begann, wurde immer größer. „Schlussendlich wurde bis 2007 gegraben.“ Und das Projekt „Villa Rustica“ ist für Schnetzer längst nicht abgeschlossen. Zumal im näheren Umfeld noch weitere Objekte vermutet werden und außerdem eine große Abschlusspublikation auf die Veröffentlichung wartet.

Der tollste Fund ist sicherlich das Weinsieb.

Norbert Schnetzer

Zur Person

Norbert Schnetzer

hat den Stein für das Freilichtmuseum „Villa Rustica“ ins Rollen gebracht. Am Sonntag sind dort wieder Kinder und Römer los.

Geboren: 1. Mai 1963

Wohnort: Rankweil

Ausbildung: Studium der Geschichte und Politikwissenschaften in Innsbruck

Beruf: Bibliothekar in der Landesbibliothek, Gemeindearchivar in Rankweil

Familie: verheiratet, vier Söhne

Hobbys: Mountainbiken, Skifahren, Lesen