Der Mann ohne Schonzeit

Wetter / 16.09.2013 • 18:04 Uhr
„Ländle-Indiana Jones“ Sigi Schwärzler und sein Hauptwerk „Keine Schonzeit“. Foto: Beate Rhomberg
„Ländle-Indiana Jones“ Sigi Schwärzler und sein Hauptwerk „Keine Schonzeit“. Foto: Beate Rhomberg

„Ranger Sigi“ – Sigi Schwärzler fasziniert alles, was mit „wild und Wild“ zu tun hat.

Dornbirn. (gs) Seine Welt sind die Berge und die Herausforderung des Abenteuers: Bundesheer-Vizeleutnant Sigi Schwärzler, auch als „Ranger Sigi“ bekannt. Warum dieses? „Ich absolvierte 1975 beim Bundesheer in Hainburg die Ranger-Ausbildung. Das haben nur die wenigsten durchgestanden“, sagt er. Seitdem kennt man ihn in Vorarlberg als „wilden Hund“ und eben „Ranger Sigi“, dem schon so manche extreme Aktionen nachgesagt worden sind. „Auch wenn vieles davon nur Halbwahrheiten sind“, kommentiert der Dornbirner.

Eines ist jedoch klar: „Ranger Sigi“ spornen eben Dinge an, die das Adrenalin steigen lassen. So auch Abenteuercamps. Um auch Kinder vom Reiz des puren (Über-)Lebens in der freien Natur zu überzeugen, veranstaltet er regelmäßig Lager für Kids im Wald. Und das heißt schon mal waghalsige Seilübungen, anstrengende Waldläufe über Stock und Stein oder das Überqueren eines reißenden Flusses auf einem Baumstamm. Alles unter dem Namen „Club Natur Pur“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dem „Hike“, einer Triathlon Veranstaltung, hält er die Fitness weiterer Teilnehmer auf Trab.

Erfolgreicher Buchautor

Doch wer hätte gedacht, dass in diesem Mann aus Schrot und Korn auch ein Literat steckt? Vielleicht keiner, der nicht seine Werke gelesen hätte. Neben einem Buch über das Vorarlberger Schützenwesen veröffentlichte er auch die (übrigens ausgezeichnet geschriebene) Geschichte der Wilderei in Vorarlberg. Titel: „Keine Schonzeit“. Man würde sich bei der Lektüre dieses Buches wundern, welche Ganghofer-Romantik seit dem 18. Jahrhundert auch im „subara Ländle“ herrscht. Auch hier sprudeln aus den Erzählungen Liebe, Verrat und Tod.

Die besondere Leistung Schwärzlers liegt in der aufwändigen Quellenrecherche in einem Milieu, das naturgemäß nicht unbedingt auf öffentliche Aufmerksamkeit erpicht ist. Damals wie heute. Aber es ist ihm gelungen, doch wie? „Das war natürlich nicht einfach“, gesteht Schwärzler. Schließlich handle es sich hier um Vergehen, die noch heute mit Freiheitsstrafen geahndet werden. Und zu seinen Interviewpartnern zählten schließlich abgeurteilte, vorbestrafte Wilderer und Wilderinnen, die noch heute leben. Etwa die legendäre Annemarie Rudigier aus dem Montafon, die einst für Schlagzeilen in ganz Österreich sorgte.

„Manchmal lag der Trick darin, die Betroffenen auf eine ganz besondere Art zum Reden zu bringen“, erinnert sich Schwärzler. So hätten hin und wieder mal die eine oder andere Flasche Wein die Zungen gelockert. Die Idee zu diesem Werk entsprang aus seiner eigenen Leidenschaft: „Als begeisterter Schütze – ich war einst Scharfschützenausbildner – faszinierte mich schon immer die Wilderei. Irgendwie ist das derselbe Haufen.“ Auch der Name „Schwärzler“ ließe sich auf den Umstand zurückführen, dass sich Wilderer und Schmuggler die Gesichter einst zur Tarnung geschwärzt hätten, behauptet er.

Auf Goldsuche

Und was hat Sigi Schwärzler in der Zukunft vor? Das nächste Projekt steht schon, es wird wieder ein Buch, und zwar über den Schmuggel entlang der Schweizer Grenze, vom Bodensee bis ins Montafon. Und dann ein weiteres, persönliches Abenteuer: Auf die Goldsuche möchte er sich wagen, in Alaska. „Ranger Sigi“, der Mann mit Hut und Zirbelschnauz, doch ohne Lederjacke und Peitsche. Dafür Rucksack und Gebirgsausrüstung. So sah schon immer der „Ländle-Indiana-Jones“ aus, noch lange bevor der Archäologe aus Hollywood die Leinwand eroberte.

Übrigens: Das Buch „Keine Schonzeit“ liegt in jedem Buch- und Waffengeschäft auf. Wer jedoch zu diesen beiden Themen Wilderei und Schmuggel noch etwas beitragen möchte, kann sich persönlich an Sigi Schwärzler wenden. (Tel.: 0664 622 5904, Email: sigi.schwaerzler@gmx.at).

Die Ranger-Ausbildung haben die wenigsten durchgestanden.

Sigi Schwärzler

Zur Person

Sigi Schwärzler

Geboren: 6. Dezember 1954

Familienstand: verheiratet, ein Sohn

Freizeit: Alpinismus im Sommer und Winter, regionale Geschichte