Von Beruf „Lebenswandler“

Heinz Feldmann hat nach einer erfolgreichen Karriere ein „Ruhejahr“ eingelegt.
bregenz. (VN-akp) Er bezeichnet sich selbst als „Lebenswandler“. Heinz Feldmann aus Bregenz mit Wahlheimat Wien hatte schon als Bub viele Ideen und den Mut, diese umzusetzen: vom Verkäuferlehrling zum Geschäftsführer und Firmengründer, zum Buchautor, allein erziehenden Vater, Männercoach und Weltreisenden. „Während meiner Lehre bei Wober in Lauterach habe ich mein Verkaufstalent entdeckt – eine sehr wichtige Zeit für meine Weiterentwicklung“, betont der 49-Jährige. Nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt in Südafrika, wo er Englisch lernte und arbeitete, war er im Außendienst, später im Verkauf und Marketing tätig. Berufsbegleitend absolvierte er einen Marketing-Uni-Lehrgang. „Dann habe ich mich um den Geschäftsführerposten eines internationalen Konzerns im Bereich Medizintechnik in Wien beworben“, erzählt Feldmann. Mit 30 Jahren verlegte er seinen Lebensmittelpunkt in die Bundeshauptstadt und baute den Standort Österreich erfolgreich auf. „Zu der Zeit hat mich ein Artikel von Helmut A. Gansterer im Magazin Trend fasziniert. Er schrieb über einen Manager, der sich eine einjährige Auszeit nimmt, um sein Leben neu zu ordnen.“ Mit 35 Jahren wollte er diesen Traum verwirklichen. Doch es kam anders.
„Nach einem Anruf aus Vorarlberg von der Mutter unseres gemeinsamen, damals zehnjährigen Sohnes sollte dieser ab sofort bei mir wohnen“, blickt Feldmann zurück. Plötzlich sah sich der Fulltime-Manager Verpflichtungen außerhalb des Geschäftslebens gegenüber. „Meinen hedonistischen Selbstverwirklichungstrip
konnte ich vergessen.“ Das für die Weltreise gesparte Geld wanderte in die Gründung des heute erfolgreichen Verkaufstrainingsinstituts VBC. Als Feldmanns Sohn 18 Jahre alt war und ins Bundesheer einberufen wurde, war die Zeit reif für sein „Ruhejahr“. Mit dem „Around the World Ticket“ ging es nach Amerika, Südostasien und Australien. Große Armut ist ihm begegnet. „Die Leute sitzen am Boden und die Fliegen sitzen auf ihren Eitergeschwüren. Sie haben Hunger und besitzen nichts. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Warum sind Länder, die reich an Bodenschätzen sind, so arm?“ Regelmäßig hat er Tagebuch geschrieben und dieses unter dem Titel „Ruhejahr – Ein Jahr nichts arbeiten und allein auf Weltreise“ veröffentlicht. Ein Kontrast zu seinen Fachpublikationen zum Thema „Verkauf“. Nach seiner Weltreise baute er die insgesamt elfte Firma mit auf, dann gab es einen Schnitt.
Werte verschoben sich
„Ich war am glücklichsten in meinem 2,5-m2-Zelt, also habe ich unter anderem meine 130-m2-Wohnung verkauft. Ich komme heute mit wenig aus. Wir müssen die Erde durch weniger Ressourcenverbrauch, weniger Konsum und weniger Wirtschaftswachstum wieder lebenswerter machen. Die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen, nicht umgekehrt“, beschreibt Feldmann, der drei Jahre lang Vorstandsmitglied von Attac war, einer globalisierungskritischen, parteiunabhängigen NGO. Beruflich hat er neue Wege eingeschlagen. Er bietet Männercoaching an und hat ein gemeinschaftliches Wohnprojekt mit 44 Wohnungen in Wien mitinitiiert, das Lebensqualität und vernünftigen Ressourcenverbrauch im urbanen Raum kombiniert. Einzigartig in Wien – die Fassade ist aus Lärchenholz. Und was jetzt? „Ich habe mehr Ideen als Lebenszeit“, sagt der Lebenswandler im Hauptberuf.
Es gibt auch ohne Wirtschaftswachstum ein gutes Leben.
heinz feldmann
Zur Person
Heinz Feldmann
www.lebens-wandler.com
Geboren: 24. Oktober 1963
Wohnort: Wien, gebürtig aus Bregenz
Beruf: Lebenswandler
Ausbildung: Uni-Lehrgang „Marketing und Verkauf“ Schloss Hofen
Familie: verheiratet, ein Sohn
Publikationen: Ruhejahr (2007), Gratis-Hörbuch: www.ruhejahr.com, Trotz Fehlern in den Verkaufsolymp (2004), Preisverhandlung leicht gemacht (2005), Acht Stufen zum Verkaufserfolg (2007)