Spaß mit kleinen Klienten

Wetter / 22.09.2013 • 17:27 Uhr
Legasthenie-Therapeutin Dr. Anja Kessler in ihrem Büro. Die Kinder kommen gerne zu ihr. Foto: VN/Steurer
Legasthenie-Therapeutin Dr. Anja Kessler in ihrem Büro. Die Kinder kommen gerne zu ihr. Foto: VN/Steurer

Wenn das mit den Buchstaben verwirrend wird, kommen Kinder zu Anja Kessler.

Wolfurt. (VN-hk) „Du bist so lustig, du bist so schön. Ich mag dich“, hat ein Dreikäsehoch mit etwas zittriger Schrift auf ein großes Blatt Papier gemalt. Sehr gerne zeigt das Anja Kessler, und sie könnte noch mehr zeigen als Beleg für die Zuneigung, welche ihr Kinder entgegenbringen. Es sind nicht die eigenen zwei, welche der hübschen Wolfurterin derlei Wertschätzung vermitteln. Es sind Kinder, die zu ihr kommen und ein Problem haben. Dieses Problem heißt Legasthenie. Von einer Legasthenie spricht man, wenn Schüler beim Erlernen des Schreibens und des Lesens Schwierigkeiten haben. „Diese treten durch differenzierte Sinneswahrnehmung auf. Kommt ähnliches beim Rechnen vor, spricht man von Dyskalkulie“, erklärt Anja Kessler.

Die jungen Klienten

„Je früher Maßnahmen gegen Legasthenie ergriffen werden, desto besser“, ergänzt die 33-Jährige. Dies vor allem auch deshalb, weil die Kinder dann mit ihren Schwächen noch nicht so viele Negativ­erlebnisse zu verarbeiten hätten. „Kommen sie später, kann sich schon ein großer Frust aufgestaut haben. Das macht die Therapie schwieriger“, argumentiert Kessler. Offensichtlich wird das Problem zumeist im zweiten Semester der ersten Klasse. Zu einem Zeitpunkt, wo die Fertigkeit des Schreibens und Lesens schön langsam Gestalt annehmen sollte.

Mit viel positiver Energie nimmt sich dann Anja Kessler ihrer jungen Klienten an und hat dann auch sehr viel Spaß mit ihnen, wenn diese die angebotene Hilfe bereitwillig annehmen.

Gefallen an der Legasthenie-Therapie fand die Wolfurterin während ihres Pädagogik-Studiums in Innsbruck. Bald schon wusste sie: „Das ist mein Gebiet. Darin möchte ich mich weiterbilden.“ Nach dem Studium ging es für Anja Kessler zusammen mit Gatte Jürgen, Sprecher des damaligen Landeshauptmanns Herbert Sausgruber, nach Brüssel. „Dort sammelte ich pädagogische Erfahrungen in Spielgruppen und habe meine Dissertation begonnen.“ Zu Hause hat sie dann ihre Ausbildung finalisiert und erste Erfahrungen als Legasthenie-Therapeutin gesammelt. „Im Hauptberuf war ich jedoch als ganz gewöhnliche Schülerbetreuerin tätig. Selbstverständlich habe ich aber auch in dieser Funktion Legasthenie-Therapie gemacht.“

Ruhige Art

Die Geburt ihrer zwei Söhne hat die beruflichen Ambitionen wohl etwas verzögert, doch jetzt heißt es für die talentierte Freizeitkünstlerin endgültig: volle Kraft voraus mit der Legasthenie-Therapie. Im Eigenheim hat sie einen netten Therapie-Raum eingerichtet, an den Wänden hat sie nette Schreiben und Zeichnungen aufgehängt. Wie sie die Arbeit mit den Kindern angeht? „Ich bin sehr ruhig und habe viel Geduld mit den Kindern. Das ist meine Art. Natürlich gibt es da auch andere Charaktere in meinem Beruf. Die sind impulsiver, haben aber einen genauso guten Zugang zu ihren jungen Klienten.“

Anja Kessler ist glücklich mit ihrem Beruf. Sie weiß, sie kann Kindern helfen. Und die Kinder wissen, dass sie sich bei ihr wohlfühlen können – ganz ohne das Gefühl, dass mit ihnen womöglich etwas nicht stimmt.

Ich wusste beim Studium schon bald: Ich will Legasthenie-Trainerin werden.

ANja Kessler, Pädagogin

Zur Person

Anja Kessler

Geboren: 15. Dezember 1979

Beruf: Pädagogin

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbys: Malen, Lesen

Lieblingsspeise: Italienische Küche