Hilfe für die Landsleute

Die Leiterin der Philippinischen Gemeinde Vorarlberg unterstützt Taifun-Opfer.
gaißau. (VN-hrj) „Meine Angehörigen leben.“ Gene Dioso-Isidro ist unbeschreiblich erleichtert. Fast vier Tage lang war die 54-jährige Philippinin ohne Nachricht von ihrer Mutter, dem Bruder, den Neffen und Nichten, die in ihrem Heimatort Idio auf der Insel Panay leben und Opfer des Taifuns geworden sind.
Wie gerne würde Gene in diesem Moment ihre 70-jährige Mutter in die Arme nehmen und ihr sagen, wie froh sie ist, dass sie die Folgen des Wirbelsturms – bis auf eine Schulterverletzung – gut überstanden hat. Doch zwischen den beiden Menschen liegen mehr als 10.000 Kilometer Luftlinie.
Das Schlimmste war die Kälte
Nach Vorarlberg kam Gene Dioso-Isidro vor 33 Jahren über die Vermittlung eines katholischen Priesters aus Tirol, der auf Panay missionierte. Sie hatte gerade ihre Ausbildung zur Hebamme und ein Praxisjahr in einer Klinik in Manila absolviert.
Genes erster Aufenthaltsort war St. Gallenkirch im Montafon, wo sie eine betagte Frau pflegte. Eine schöne Zeit war das, entsinnt sich Gene, „denn diese Frau und deren Familie waren sehr lieb“. Und das erleichterte das Eingewöhnen in der Fremde, was anfangs für die damals 21-jährige Philippinin nicht einfach war. „Das Schlimmste war die Kälte“, erinnert sie sich. „Das Anziehen von so vielen Kleidungsstücken war ziemlich mühsam.“ Mühe hatte sie auch mit der deutschen Sprache, die sie mittlerweile sehr gut beherrscht. Oft litt Gene an Heimweh und überlegte sich, zurückzukehren. „Aber ich wollte meiner Familie finanziell helfen. Darum bin ich hiergeblieben.“
Pflegehelferin im Altenheim
Weil sie kein Geld für die Nostrifizierung der Hebammenausbildung hatte, absolvierte die junge Frau im Rahmen der Bildungskarenz den zweieinhalbjährigen Lehrgang zur Pflegehelferin. 1985 bekam sie eine Stelle im Altenheim Gaißau.
Mit dem gleichaltrigen Emerito, der ebenso aus Idio stammt, spielte Gene schon als Kind. Aus der Freundschaft wurde Liebe. Standesamtlich geheiratet wurde 1989 in Idio, die kirchliche Trauung erfolgte 1994 in Gaißau. Nach Vorarlberg ist ihr der Ehemann 1990 gefolgt. Ein Jahr später kam Sohn Eugene zur Welt, Tochter Elisabeth fünf Jahre später. Inzwischen bewohnt die Familie ihr eigenes Haus am Eichenweg. „Und einen Schrebergarten haben wir auch,“ lässt Gene wissen, „ich brauche nämlich Pflanzen um mich.“
Seit 1992 besitzt Gene Dioso-Isidro einen österreichischen Pass. Ihr Mann hat den philippinischen behalten. Zu Hause auf Panay war sie zum letzten Mal vor drei Monaten, als ihr Vater starb.
Hilfe für die Landsleute
Die einzige Verbindung mit ihrer Heimat nach der Wirbelsturm-Katastrophe hatte Gene über das Fernsehgerät. „Wir haben praktisch pausenlos über den philippinischen Sender Nachrichten angeschaut“, erzählt sie. Und immer wieder versuchten sie und Emerito, ihre Angehörigen telefonisch zu erreichen. Kontakt hatte sie lediglich mit ihrer in der Hauptstadt Manila lebenden Schwester Dionissia. Am Montag endlich die gute Nachricht: Alle sind am Leben und unversehrt. Aber das Haus ihrer Familie ist zerstört – wie das von so vielen anderen Menschen auf den Philippinen, nachdem „Hayan“ über die Inseln gefegt ist.
Seit zwei Jahren leitet Gene die Philippinische Gemeinde Vorarlberg. Der Verein pflegt Brauchtum, organisiert katholische Gottesdienste und Hilfeleistungen für die Heimat. Nun ruft Gene eine Spendensammlung für Taifun-Opfer ins Leben. „Das gesammelte Geld wird Betroffenen beim Wiederaufbau unterstützen“, erklärt sie. „Und jeder Cent wird dafür verwendet.“
Zur Person
Gene Dioso-Isidro
leitet die Philippinische Gemeinde Vorarlberg und sammelt Spenden für Taifun-Opfer.
Geboren: 1959
Ausbildung: Pflegehelferin
Familie: verheiratet, Mutter eines Sohnes (22) und einer Tochter (17)
Kontakt: fam.isidro(a) hotmail.com