In Sprachen daheim sein

Wetter / 14.11.2013 • 18:38 Uhr
 Birgit Peter ist mit Spracherwerb bestens vertraut. Sie kennt auch die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.  
 Birgit Peter ist mit Spracherwerb bestens vertraut. Sie kennt auch die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.  

Sie ist selber ein Sprachtalent. Nun unterrichtet Birgit Peter Jugendliche und wurde dafür ausgezeichnet.

Dornbirn. (VN-tm) Birgit Peter und Stefan Rainer nahmen die Ehrung gestern in Graz entgegen: Ihr „Sprachkompetenztraining für Jugendliche“, das sie im Rahmen der Projektstelle okay.zusammen leben anbieten, wurde mit dem Europäischen Spracheninnovationssiegel ausgezeichnet. Birgit Peter und Sprache – das geht beileibe gut zusammen. Im Grunde wollte sie ja Französisch in Genf studieren, „aber dort wurde die Matura der HLW Rankweil nicht anerkannt“. So hatten die Genfer das Nachsehen und Birgit Peter entsann sich ihres Onkels, der im IT-Bereich lange Jahre international tätig war und fließend Japanisch sprach. Er schlug ihr vor, doch Chinesisch zu lernen und so das familiäre Sprachenspektrum beachtlich zu erweitern.

„Super spannend“

Chinesisch also, oder präziser: Hochchinesisch. Insgesamt zählt man heute etwa 87.000 Schriftzeichen, von denen viele jedoch nur selten verwendet werden. Für den alltäglichen Bedarf reichen 3000 bis 5000 Zeichen völlig aus. Wie beruhigend. Birgit Peter fand es sogar „super spannend“. Chinesisch lasse sich „mit keinem Schriftsystem vergleichen“, schwärmt sie. Wie werden die Sätze aufgebaut? Wie funktionieren die Zeiten? „Mit großem Respekt“ hat Birgit Peter „die schwierigste Sprache“ ihres Lebens studiert und stand dann zwei Jahre später für ihr Auslandssemester in Shaoxing. Die Fünf-Millionen-Stadt liegt drei Stunden von Schanghai entfernt. Die Gaststudentin aus Vorarlberg wurde „sehr herzlich aufgenommen“. Sie fand Dialekte vor, wie in Vorarlberg auch. Dennoch kam sie gut zurecht. Und hat die Sinologie dann doch an den Nagel gehängt, nur, um im US-amerikanischen Bowling Green (Ohio) Deutsch zu unterrichten. Nachdem sie die Dolmetscherausbildung für Englisch und Spanisch bewerkstelligt hatte, versteht sich. Sprachen sind eben ihr Ding.

Deshalb trat Birgit Peter 2010 auch mit solcher Freude ihre Stelle als Sprachkompetenztrainerin bei der Projektstelle okay.zusammen leben an. Zu ihr kommen Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren, die alle irgendwie aus dem Schulsystem gekippt sind. Jetzt klemmen sie sich noch einmal 100 Stunden lang dahinter. Beide aktuellen Lerngruppen von Birgit Peter haben jeweils nur acht Schüler. Das ermöglicht ihr einen sehr persönlichen Zugang. Das Lernziel umschreibt die Trainerin hübsch anschaulich mit „Sätze knacken“. Der Alltag darf nicht länger zum Problem werden. So lernen die Jugendlichen, Texte mit Absätzen zu strukturieren. Sie entschlüsseln Fremdwörter. Auch entwickeln sie Strategien, um sinnvoll mit Medien umzugehen. Stichwort Internet. Vor allem dafür wurde dem Projekt gestern das Spracheninnovationssiegel verliehen.

In Dialog treten

Einen Währungsrechner im Internet bedienen? Adressen recherchieren und den Weg dorthin? Rasch wird der Nutzen offenbar. Die „Kür“ aber meistern die Jugendlichen, wenn sie in einen E-Mail-Dialog eintreten. Da prangt dann plötzlich die Einladung für einen Marathon am Bildschirm. Und nun stehen sie plötzlich vor der Verlegenheit, sich ihre eigene Zeit zu errechnen. Kleidung sollten sie via Internet besorgen. Einen virtuellen Freund zum Mitmachen überreden. All das hilft, ihre Sprachfertigkeiten dort zu festigen, wo sie es am dringendsten benötigen: mitten im Alltag.

Wir bringen den Jugendlichen bei, Texte zu knacken.

Birgit Peter

Zur Person

Birgit Peter

wurde gestern für das Sprachkompetenztraining ausgezeichnet

Geboren: 16. Mai 1983, Feldkirch

Ausbildung: Studium der Sinologie in Wien, Dolmetscherausbildung für Spanisch und Englisch, Master of Education in den USA

Laufbahn: seit 2010 Sprachkompetenztrainerin

Familie: ledig