Für eine bessere Zukunft

Pfarrer Georg Thaniyath initiierte vor 16 Jahren das Projekt „Dach überm Kopf“.
Hohenems. (VN-tag) Alles begann damals in Indien. Georg Thaniyath absolvierte in seiner Heimat ein Studium der Philosophie und war wenig später als Kaplan tätig. Nach Vorarlberg kam Georg Thaniyath in den frühen 80er-Jahren. „Ich hatte Glück, dass mir die Option offen gestanden ist, ins Ausland zu gehen“, erinnert sich der Pfarrer, der damals auch erfolgreicher Volleyballspieler war. In Innsbruck begann er sein Studium der Theologie und wurde anschließend zum Priester geweiht. Kurz darauf zog es ihn in seine alte Heimat zurück – zwei Jahre arbeitete er dort als Seelsorger. „Hier war ich zum ersten Mal wieder mit der Armut meiner Gemeinde konfrontiert“, erzählt Pfarrer Georg. „Viele Menschen lebten in Lehm- oder Kartonhütten. Die Wände oft aus Plastik oder Blechabfällen. An Möbelstücke oder elektrisches Licht war gar nicht erst zu denken.“
„Ich baue Ihnen ein Haus“
Thaniyath erinnert sich noch genau an jenen Tag, der sein Leben bis heute verändert hat. „Eines Tages klopfte eine Frau an meine Tür, die meine Hilfe suchte. Ihre Füße waren nackt, ihre Kleidung zerrissen, ein Baby weinte auf ihrem Arm.“
Pfarrer Georg – zutiefst bedrückt – besuchte die Frau am Abend in ihrem Haus. „Ich sah eine armselige Hütte aus Kokospalmenblättern, ein Vater, der krank auf dem Boden lag. Ich konnte durch die zerfallenen Kokosblätter an der Decke den Sternenhimmel sehen. Das war jener Tag, an dem ich begonnen habe, zu handeln. Ich sagte zu ihr: Ich baue Ihnen ein neues Haus“, erinnert sich der Pfarrer mit einem Lächeln. „Aber woher das Geld nehmen?“, fragte er sich im selben Moment. „Mit dem Geld, das ich zur Priesterweihe bekommen hatte, kauft man sich doch normalerweise in Indien ein Motorrad“, erzählt er weiter. Das kümmerte Pfarrer Georg aber wenig – das Geld soll in den Bau des neuen Hauses der Familie fließen. Jener Tag gab den Anstoß für die Gründung des Vereins „Dach überm Kopf“ – der bis heute besteht und seine Früchte trägt. „Das war mein Ziel: Ich wollte den Leuten in Indien ein menschenwürdiges Wohnen ermöglichen.
Als Pfarrer Georg nach Hohenems zurückkehrte, erzählte er in einer Predigt von diesem Ereignis. „Das verbreitete sich wie ein Lauffeuer“, erinnert sich der Pfarrer. Viele Gelder wurden gespendet, neue Häuser gebaut. „Zahlreiche Vorarlberger Schulen und Kindergärten haben uns mit ihren Spendenaktionen unterstützt.“ So konnten innerhalb von 16 Jahren sage und schreibe 1500 Häuser gebaut werden, womit über 9000 Menschen ein neues Zuhause erhalten haben. „Für mich wären schon 25 Häuser ein absoluter Traum gewesen. Dass es heute so viele geworden sind, darüber bin ich unglaublich dankbar.“ Im heurigen Sommer wurden 40 neue Häuser eingeweiht, oft in Begleitung der Spender, denn diese wollen „schließlich die Früchte des Erfolgs auch selbst begutachten“.
Ohne Haus nichts wert
Seit 1998 unterstützt „Dach überm Kopf“ zudem zwei Waisenheime in Indien. „Damit wird den Mädchen – die in Indien leider immer noch benachteiligt sind – eine Schulausbildung und somit eine bessere Zukunft geboten. Mit einem neu entstandenen Nähzentrum verdienen zudem rund 100 Frauen den Lebensunterhalt für ihre Familien“, erklärt Pfarrer Georg stolz. „Ohne Haus ist man in Indien nichts wert. Ich möchte, dass sich das ändert und das ermutigt mich, weiterzumachen.“
Zur Person
Georg Thaniyath
Pfarrer in der Kirche St. Konrad, Hohenems
Geboren: 8. Dezember 1959 in Kerala, Indien
Ausbildung: Theologie-Studium in Innsbruck
„Dach überm Kopf“-Filmvortrag, heute um 19 Uhr im Pfarrsaal St. Konrad in Hohenems; Spendenkonto: Raiba Hohenems Herrenried, Ktnr.: 1089960, BLZ: 37438