Der Klientenwille zählt

Wetter / 19.11.2013 • 19:06 Uhr
Das IfS Spagat rund um Thomas Hebenstreit erhielt einen Preis für seine Arbeit.  Foto: VN/Hofmeister  
Das IfS Spagat rund um Thomas Hebenstreit erhielt einen Preis für seine Arbeit. Foto: VN/Hofmeister  

Thomas Hebenstreit, Leiter des IfS Spagat, hilft Menschen mit Behinderung beim Einstieg ins Berufsleben.

Feldkirch. (VN-lca) Wie Thomas Hebenstreit (43) zu seinem Beruf als Leiter des IfS Spagat kam, ist eine längere Geschichte. Angefangen hat alles 1989 während seines Zivildienstes bei der Lebenshilfe in Batschuns: „Ich konnte mir vorstellen, in diesem Bereich eine Ausbildung zu machen.“ Die Arbeit mit Menschen hat ihn schon immer interessiert. Während er dann die Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe besuchte, machte er ein Praktikum bei der Caritas in Bludenz. Nach sieben Jahren als Kindererzieher bei der Stiftung Jupident ging er wieder zurück zur Caritas und leistete Pionierarbeit mit dem Aufbau der Wohngemeinschaft in Nenzing.

Immer mehr Wünsche

2006 zog es ihn dann zum IfS Spagat. „Für mich war das ein Paradigmenwechsel – vom Betreuer zum Berater.“ Thomas Hebenstreit ist mit seinen Klienten gern auf Augenhöhe. „Für uns ist wichtig, was der Klient will. Wir sind ressourcenorientiert und arbeiten mit dem, was da ist.“ Manchmal scheitern die Betroffenen auch, aber dann muss man halt noch einmal von vorne anfangen: „Es ist ihr Leben, sie müssen ausprobieren, um ihre eigenen Erfahrungen zu machen.“ Ein selbstbestimmtes Leben – das ist das Ziel der Klienten und ihrer Berater. „Wenn das mit dem Beruf gut funktioniert, kommen immer mehr Wünsche, wie zum Beispiel eine eigene Wohnung oder mit dem selbst verdienten Geld in den Urlaub zu fahren.“ Meist arbeiten die Spagat-Klienten nur Teilzeit, werden aber nach dem Kollektivvertrag bezahlt.

Lob an die Betriebe

Laut Thomas Hebenstreit steht den Betrieben ein großes Lob zu. „Wir können nur helfen zu integrieren, die Inklusion findet im Umfeld statt.“ Derzeit arbeiten rund 280 Klienten in Vorarlberg. Sie sind in allen Sparten vertreten, der Großteil arbeitet aber im Lebensmittelbereich. In den einzelnen Unternehmen wird unter den Angestellten ein Mentor bestimmt, der sich um den Spagat-Klienten kümmert. „Es geht aber nicht primär um die Leistung, sondern um die Integration.“ Für seine Arbeit wurde das IfS Spagat kürzlich mit dem „EASPD Employment For All Award“ ausgezeichnet.

Bis jetzt wurden bereits
50 Klienten erfolgreich abgemeldet, d. h. es wurde eine Firma gefunden, ein Mentor bestellt, und das IfS Spagat zieht sich zurück, wenn keine Beratung mehr benötigt wird. „In den letzten Jahren hat sich viel getan, Menschen mit Behinderung sind schon lange nicht mehr unsichtbar“, sagt Hebenstreit. Vor allem die Politik und das Land haben dafür den Boden bereitet, indem sie den Betrieben Zuschüsse bezahlen. „Andere Bundesländer beneiden uns darum“, erklärt der Leiter des IfS Spagat. Seiner Meinung nach sollte es für jeden normal sein, dass alle Menschen verschieden sind. „Inklusion muss selbstverständlich sein.“

Wille ist ausschlaggebend

Thomas Hebenstreit verfolgte die Fortschritte seiner Klienten mit Argusaugen: „Es ist faszinierend, zu sehen, wie sie sich entwickeln.“ In seinem Beruf sei es wichtig, Begeisterung für seine Tätigkeit zu haben. „Man muss flexibel und geduldig sein. Ein Gespür für Menschen ist auch von Vorteil.“ Essenziell für den Erfolg der Klienten sei aber auf jeden Fall deren Wille.

„Das persönliche Umfeld ist zwar wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Nur wenn der Betroffene voll dabei ist, dann kann es auch funktionieren.“ Ganz nach dem Motto des IfS Spagat: „Wer will, der kann!“

Es sollte normal sein, dass wir verschieden sind.

Thomas Hebenstreit

Zur Person

Thomas Hebenstreit

Geboren: 21. Juli 1970

Wohnort: Bludesch

Beruf: Leiter des IfS Spagat

Familie: verheiratet, 4 Kinder

Hobbys: Lesen, Wandern, Gitarre spielen