Waltons aus dem Wald

Wetter / 01.12.2013 • 20:56 Uhr
Ausgleich findet Wolfgang auf der Alpe eines Kollegen. Aber die Familie ist selbstredend immer dabei.  Privat
Ausgleich findet Wolfgang auf der Alpe eines Kollegen. Aber die Familie ist selbstredend immer dabei. Privat

Wolfgang Maierhofer und seine Frau haben zwei eigene und dazu vier Pflegekinder.

Lingenau. (VN-mm) Wenn Wolfgang Maierhofer von der Familie spricht, sprudeln die Worte aus seinem Mund wie aus einer Quelle, die ihren Bestimmungsweg gefunden hat. Und in gewisser Weise ist es bei ihm auch so. Denn weil es mit der eigenen erhofften Großfamilie nicht klappte, wurden er und seine Frau Verena einfach Pflegeeltern. So gesellten sich zu den zwei eigenen im Laufe der Jahre noch vier Kinder, die in Lingenau ein neues Zuhause fanden. Das jüngste Pflegekind haben die Maierhofers direkt aus dem Krankenhaus abgeholt. „Das war ein Empfinden, das sich mit keinem Geld der Welt aufwiegen lässt“, schwärmt der leidenschaftliche Vater, der sich immer eine Familie wie jene der legendären Fernsehfamilie Walton wünschte, und sie auf Umwegen schließlich bekam.

Einstimmige Entscheidung

Am späten Nachmittag ist Wolfgang Maierhofer oft nur schwer zu erreichen. Da holt der im Schichtbetrieb arbeitende Bäcker das eine oder andere Kind ab. Vom Sport, von der Schule, vom Kindergarten. „Dafür bin ich zuständig“, sagt er selbstbewusst. Die übrigen Termine erledigt seine Frau. Die Aufgaben in der Großfamilie sind klar verteilt. Auch die 18-jährige Lisa und der 16-jährige Mathias „müssen bei vier Kleinen oft herhalten“, so der Vater. Doch sie machen es gerne. Immerhin tagte vor dem Abenteuer „Pflegekinder“ der Familienrat. Die Entscheidung, es zu wagen, fiel einstimmig aus. Nach zwei schwierig verlaufenen Schwangerschaften mit zwei gesunden Kindern wollten Verena und Wolfgang das Schicksal nicht länger herausfordern. Zuerst wurde eine Adoption erwogen. Dann jedoch hörten sie vom Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfs, der dringend Pflegeeltern suchte. „Wir dachten, wir können hier vielleicht mehr Gutes tun“, erzählt Wolfgang Maierhofer. Das Ehepaar absolvierte die erforderlichen Seminare und alsbald vergrößerte sich die Familie zusehends. Das erste Pflegekind ist heute neun Jahre alt. Was den Pflegevater besonders freut: Das Mädchen absolviert erfolgreich die Volksschule. Dabei galt es als integrationsbedürftig.

Viel Zeit und Geduld

Das klingt gut, doch es ist „nicht alles Gold, was glänzt“, räumt er auch ohne Zögern ein. „Die Kinder führen einen zuweilen schon an die Grenzen. Denn jedes Kind hat ein Köfferchen zu tragen.“ Ihm dieses Gepäck abzunehmen oder das Schleppen zu erleichtern, erfordert viel Zeit und noch mehr Geduld. Darüber müsse man sich im Klaren sein. Auch Wolfgang selbst steckte zurück, gab seinen heißgeliebten Job als Fußballtrainer und sogar die Jagd auf. Selbst in der Firma tritt er kürzer. „Familie habe ich nur eine, Unternehmen gibt es viele.“ Dafür hört er öfter: „Was? Sechs Kinder?“ Der Waltons-Fan lacht. Er hat damit kein Problem, zumal das Quartett im Dorf gut integriert ist.

„Macht es auch!“

Das große Ziel der Pflege­eltern: Sie möchten den Kindern eine gute Erziehung und einen ebensolchen Schulabschluss angedeihen lassen. „Es gibt nichts Schöneres, als Kinder dabei zu unterstützen, ihr Potenzial auszuschöpfen“, ist Walter Maierhofer überzeugt. Für diesen Einsatz ernten er und Verena häufig Bewunderung. Doch die will er eigentlich gar nicht. Seine klare Antwort darauf: „Macht es auch!“

Wir dachten, wir können hier vielleicht mehr Gutes tun.

Wolfgang Maierhofer

Zur Person

Wolfgang Maierhofer

Geboren: 14. Juni 1967 in Dornbirn

Familienstand: verheiratet, 6 Kinder im Alter von 18, 16, 9, 6, 6 und einem Jahr

Beruf: Bäcker

Hobbys: Fischen, Jagen, Fußball, der eigene Forellenteich und der Hund

Infos: pkd@voki.at, 05522/82253-0 und www.vorarlberger-kinderdorf.at; Vorbereitung, Schulung, Unterstützung, finanzielle Vergütung sind garantiert.