Berühren mit der Stimme

Die Bludenzerin feiert ihren 60. Geburtstag mit einem Weihnachtskonzert.
BLUDENZ. (VN-JU) Früher einmal, da war sie als Programmansagerin im ORF-Fernsehen fast jeden Abend ein gern gesehener Gast in unseren Wohnzimmern. Abgesehen davon, dass diese Berufssparte längst eingespart wurde, hat die Bludenzerin Heilwig Pfanzelter weit mehr zu bieten, als im Fernsehen vorgefertigte Texte zu verlesen.
Menschliche Komponente
„Man darf den Beruf der Fernsehsprecherin nicht unterschätzen“, wendet sie, die nach wie vor eine der bekanntesten Stimmen Österreichs besitzt, ein. „Wir waren die wichtige menschliche Komponente in diesem Metier. Das Präsentieren vor der Kamera habe ich zunächst im ORF Dornbirn von der Pieke auf gelernt, für diese Zeit bin ich heute dankbar.“ Doch die Sehnsucht nach Bühnenluft konnte zuletzt auch ein TV-Millionenpublikum nicht stillen. Ihre Anfänge als Schauspielerin reichen ans Tiroler Landestheater zurück, wo sie sich ihr Studium als Lehrerin verdiente und „mit Edith Witzemann in Dornbirn eine der besten Sprechlehrerinnen hatte, die man sich vorstellen kann. Die Sprache ist mein Kapital und mein wichtigstes Ausdrucksmittel. Alles, was ich selbst im Laufe der Jahre auf diesem Gebiet gelernt habe, gebe ich heute als Sprechtrainerin weiter.“
Am Theater für Vorarlberg gab sie unter Bruno Felix im Weihnachtsmärchen den „Gestiefelten Kater“ oder die „Olga“ in den „Schmutzigen Händen“ von Sartre. „Dann spielte ich fünf Jahre am Stadttheater St. Gallen die herrlichsten Rollen“, schwelgt Heilwig Pfanzelter in der Erinnerung. Apropos Heilwig: „Das ist tatsächlich ein sehr seltener Name, aber er steht in meinem Pass, und ich könnte mir längst keinen anderen mehr vorstellen. Auch das Heilende in diesem Wort finde ich sehr schön.“ Den markanten Bludenzer Dialekt hat sie trotz ihres langjährigen Wien-Aufenthaltes nie verlernt, er war für sie vielleicht auch ein Mittel zur Heimweh-Bewältigung. Bei ihr daheim wurde gerne Hausmusik gemacht. Heilwig spielte die Zither: „Den berühmten ‚Dritten Mann‘ kann ich heute noch“, lacht sie. „Aber das war eine gute Grundlage für meine spätere Tätigkeit im Chanson.“ Sie liebt dieses Genre, denn „man erzählt, singt in wenigen Augenblicken eine Geschichte, für die ein Autor vielleicht ein ganzes Buch braucht.“
Mit ihrem Programm „Noch immer leuchten die Sterne“ kommt sie auch in die Remise ihrer Heimatstadt. Mit einer Mischung aus heiteren und besinnlichen Texten, Chansons und Volksliedern, begleitet von Harfe, Bass und Klavier, möchte Heilwig die Menschen berühren. Während andere Promi-Damen aus ihrem Geburtsdatum gerne ein Geheimnis machen, feiert sie dort ganz offen ihren 60. Geburtstag: „Es ist eine Zahl auf dem Papier. Entscheidend ist, wie man sein Leben lebt . . .“
Mein Beruf ist meine Leidenschaft und Lebensfreude.
Heilwig Pfanzelter
Zur Person
Heilwig Pfanzelter
Geboren: 7. Dezember 1953 in Bludenz
Ausbildung: Schauspielstudium am Landestheater Innsbruck, Gesangsausbildung
Tätigkeit: Theaterengagements am Vorarlberger Landestheater, Stadttheater St. Gallen, Chanson-Soloauftritte an diversen Wiener Bühnen, Gastspiele in Deutschland, Italien, der Schweiz und Frankreich; Sprecherin und Moderatorin beim ORF Vorarlberg, von 1986 bis 2001 beim ORF Fernsehen Wien, danach bei Ö1
Familie: derzeit Single
7. Dezember, 20.00 Uhr, Remise Bludenz: „Noch immer leuchten die Sterne“ – Weihnachtskonzert mit Heilwig Pfanzelter