Weg der Gemeinsamkeit

Sylvia Mattl vertritt die Pflege im klinischen Ethik-Komitee des LKH Bregenz.
bregenz. (VN-mm) Sie freut sich, dass sie gefragt wurde und die „große Chance bekommen hat, an etwas Positivem mitzuwirken“. Sylvia Mattl gehört zum Team des klinischen Ethik-Komitees, das sich im LKH Bregenz gegründet hat. Sie klingt engagiert, wenn sie von ihrer neuen Aufgabe erzählt. „Einen Beitrag zur Kultur, zum Klima und Stil in der Patientenversorgung“ will das Komitee leisten und „alle Beteiligten entlasten“, die im Zuge einer Behandlung oft schwierige Entscheidungen zu treffen haben. So beschreibt die in der Pflegeentwicklung tätige Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegeschwester das Anliegen. „Jetzt gibt es einen Rahmen“, sagt Mattl. Nachsatz: „Ich hoffe, er wird genützt.“
Langjährige Bemühungen
Seit 13 Jahren lebt die gebürtige Kärntnerin in Vorarlberg. Seit drei Jahren arbeitet sie im LKH Bregenz. Dort ist sie für die Pflegequalität zuständig, begleitet und setzt Neuerungen um. Dazu zählt auch das klinische Ethik-Komitee (KEK). Es soll das behandelnde Team in schwierigen klinischen Situationen unterstützen. „Diesbezügliche Bemühungen bestehen schon seit Langem“, erzählt Sylvia Mattl. Doch Ängste und Unsicherheiten standen diesen bislang entgegen. „Nun aber ist die Zeit reif“, gibt sie sich überzeugt. Chefarzt Christian Huemer, OA Kurt Schlachter und Pflegedirektor Johannes Drexel nennt Mattl als „die treibenden Kräfte“ hinter der Idee. Einbezogen wurden jedoch alle relevanten Bereiche. Auch von der Diözese gibt es mit Dr. Michael Willam fachliche Unterstützung. „Er ist ein bisschen unser Coach“, merkt die studierte Pflegewissenschafterin an.
Meinungen zusammenführen
Nach einem Workshop im Jänner und einem Symposium im November ging alles sehr schnell. „Primar Huemer hat mich gefragt, ob ich mitmachen möchte, und ich habe sofort zugestimmt“, berichtet Sylvia Mattl. So wie neun andere Kolleginnen und Kollegen auch. „Wir sind ein tolles Team“, ergänzt sie. Dass es sich zur Hauptsache um Ärzte handelt, versteht sie. Denn: „Die Mediziner müssen letztlich die endgültige Entscheidung über weitere Maßnahmen treffen.“
Für Mattl, die 14 Jahre auf einer Intensivstation beschäftigt war, ist der Austausch das Wesentliche. Jeder habe einen anderen Fokus und eine andere Sicht auf den Patienten. Im Ethik-Komitee gehe es dann darum, diese Meinungen zu einer „guten Entscheidung“ zusammenzuführen. „Es geht nur miteinander“, betont sie.
Viel Hintergrundwissen
Doch Sylvia Mattl will den Anteil der Pflege keineswegs unter den Scheffl stellen. „Patienten und Angehörige vertrauen sich oft lieber dem Pflegepersonal an, weil es präsenter und die Hemmschwelle geringer ist“, weiß sie aus Erfahrung. Deshalb verfüge die Pflege über sehr viel Hintergrundwissen.
Mattl kennt auch die Schwierigkeiten, die Therapieentscheidungen mit sich bringen können. Von der Medizin wird viel erwartet. Dazu kommen Angehörige, denen das Loslassen eines geliebten Menschen oft schwerfällt: Das birgt hohes Konfliktpotenzial. Hier eine Behandlungsgrenze zu setzen, verlangt Ärzten viel ab. „Steht jedoch ein Team hinter einer Maßnahme, entlastet das den Arzt, und auch mit den Angehörigen ist eine bessere Kommunikation möglich“, meint Sylvia Mattl.
Wenngleich die Bücherfreundin damit eine große Verantwortung trägt: „Ich bin froh, hier mitwirken zu dürfen“, betont sie. Irgendwie leuchten ihre schönen Augen dabei.
Jetzt gibt es einen Rahmen. Ich hoffe, er wird auch genützt.
Sylvia Mattl
Zur Person
Sylvia Mattl
Geboren: 21. Mai 1973 in Wolfsberg
Wohnort: Bregenz
Familienstand: Ledig
Beruf: Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegeschwester, Pflegeentwicklerin
Hobbys: Lesen, Wandern